Am Abend legen wir uns wie gewohnt in unser Bett, ziehen die Läden zu und fühlen uns unter der weichen Bettdecke schon pudelwohl. Gefühlte zehn Sekunden vor dem Einschlafen passiert, was auf keiner Wunschliste weit oben steht: wir werden von unserer Alarmanlage abrupt aus unserem «Fast-Schlaf» gerissen.
Echt - Verbrecher in Inzenhof? Da, wo pro Tag etwa 14 Autos und Traktoren vorbeifahren und sich alle Leute auf der Strasse grüssen - egal ob sie sich kennen oder nicht? Muss wohl so sein! Die Alarmanlage pfeift, Warnblinker ist ein, wir stehen halb nackig mit Puls 245 neben unserem Bett und schauen uns hilflos an. Selbstverteidigung ist jetzt gefragt! Alle Kampftechniken, die wir aus zahlreichen Actionfilmen gelernt haben, werden ins Gedächtnis gerufen. Kung-Fu, Aikido, Jiu-Jitsu, Nasi Goreng und Chop Suey, Abrolltechniken, Schwachstellen beim Gegner erkennen und gewissenlos ausnutzen! Doch zunächst bewaffne ich mich mit dem lilafarbenen Fleischermesser aus unserer Besteckschublade (danke Papa!). Ich möchte nicht in der Unterhose sterben und ziehe deshalb sicherheitshalber meine Bermudahosen an. Ist nicht viel besser, aber wenigstens nicht ganz so peinlich, wenn mich der Gerichtsmediziner dann später auf seinem Seziertisch zerlegt. Die Alarmanlage pfeift immer noch. Voller Entschlossenheit drücke ich den Knopf zum Deaktivieren und checke die Lage: Kleines Loch beim Vorhang auf und nach draussen schauen. Niemand zu sehen. Es riecht nur ein bisschen komisch im Fahrerbereich. OK – die Seitenfenster: links niemand, rechts niemand. Gut, Herr Einbrecher – vielleicht schlau, aber nicht so schlau wie ich. Ich schaue nochmals vorne raus und sehe immer noch niemanden. Nachdem ich etwa eine Minute in die Dunkelheit gestarrt habe, nehme ich meinen Mut zusammen, schicke Magdalena zur Sicherheit nach hinten und öffne unsere Türe. Verstecken bringt nichts. Messer in der Hand – was mach ich eigentlich, wenn es hart auf hart kommt? Ich kann nicht wirklich Kung-Fu. Egal – irgendwas wird schon passieren. Immer noch niemand zu sehen, alles ruhig. Ich stehe draussen vor der Eingangstüre. In Bermudashorts, Flip-Flops und mit lila Fleischermesser. Es riecht immer noch etwas eigenartig. Lina schaut mich unschuldig und etwas gelangweilt aus ihrem Körbchen mit ihren Kulleraugen an. Ich glaube, ein leichtes Grinsen erkennen zu können. So schaut sie immer, wenn sie furzt. Vollkommen unbeteiligt. Ich ahne etwas – und im selben Moment ärgere ich mich über mich selbst.
Zur Info für alle NICHT-Camper: Wir haben zwei Alarmsysteme im Auto: eines gegen Einbruch, und eines gegen Gas. Offensichtlich gibt es dubiose Individuen, die ihre Opfer in Wohnwägen und Wohnmobilen mit Narkosegas, welches sie unbemerkt ins Fahrzeuginnere leiten, betäuben und dann ausrauben. Ein Gaswarner erkennt, wenn die Gaskonzentration zunimmt und löst dann den Sicherheitsalarm aus. Wer im Chemieunterricht aufgepasst hat weiss, dass auch Methan ein Gas ist. Es narkotisiert zwar nicht, aber mit Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid sowie Schwefel gemischt riecht es nach faulen Eiern. Chemisch gesehen somit genau der Geruch, den Lina produziert, wenn sie einen fahren lässt. Bravo! Also – wir wissen jetzt, dass unser Gaswarner funktioniert und überlegen, Lina zukünftig etwas weiter weg vom Gas-Sensor zu platzieren…
Nach dem Besuch im wunderschönen und friedlichen Burgenland ziehen wir weiter: Unser Ziel: Linz im schönen Oberösterreich. Waltraud und Hermann sind Bekannte, die wir im Urlaub vor ein paar Jahren kennengelernt haben. Auf dem Weg dahin wollten wir eigentlich mit der zickenden Frida einen Servicepartner aufsuchen. Aufmerksame Blogleser werden sich noch erinnern: wir haben unsere Heizung und das Warmwasser nicht im Griff. Wir hatten dem Hersteller eine Nachricht geschrieben, doch die ganze Welt redet sich derzeit auf Corona raus. Offensichtlich verursacht COVID nicht nur Husten, sondern auch einen massiven Anstieg an Serviceanfragen für Caravan-Heizsysteme. Ich erkenne das Schema dahinter nicht, aber vielleicht bin ich auch nicht schlau genug. Ich bekomme per Mail die Standard-Antwort, die wir momentan von jedem bekommen: zu hohe Auslastung, kann länger dauern, bitte um Verständnis. Hätten wir ja, wenn wir nicht schon wüssten, dass man von denen nie wieder etwas hört.
Also – wir haben in einem geistigen Anflug von Kreativität und einem unscheinbaren Hinweis aus verzweifelten Google-Suchen dann selbst herausgefunden, dass es so simpel wie einfach ist. Ehre, wem Ehre gebührt: Magdalena findet den entscheidenden Eintrag! Wir möchten für alle, die vielleicht mal das selbe Problem mit ihrer TRUMA-Heizung haben, das Problem und die Lösung beschreiben: wenn am analogen Steuergerät der TRUMA-Combi die orange LED-Leuchte dreimal (3x) hintereinander kurz blinkt und die Heizung/Warmwasser nicht zündet, hat es folgenden Grund: Das Fenster, welches sich oberhalb des Abluft-Kamins der Heizung befindet, hat einen TRUMA-Sensor. Wenn das Fenster geöffnet ist, startet die Heizung aus Sicherheitsgründen nicht, da die Abgase durch das geöffnete Fenster in den Innenraum gelangen könnten. Vermutlich würden sie dann den Gaswarner auslösen. Ironie des Schicksals. Alles ganz logisch. Hätte mir diese Info beim Übergabegespräch gewünscht. Also lieber Leser: wenn Du uns über die Google-Suche gefunden hast und wir dein Problem lösen konnten, hinterlass uns doch bitte einen Kommentar – wir freuen uns!!
Apropos Kommentare. Sorry für das hin und her zwischen den Themen, aber auch das ist mir sehr wichtig. Wir haben auf unsere letzten Beiträge einige Kommentare bekommen. UND DAS FREUT UNS WIRKLICH UNHEIMLICH!! Auch wenn wir nicht immer sofort die Möglichkeit haben, darauf zu antworten, aber es gibt uns ein Gefühl, dass ihr bei unserer Reise dabei seid. Natürlich auch über Facebook und Instagram, wo es noch leichter ist zu kommentieren. Es ist herrlich, wir freuen uns so sehr, von euch zu lesen – bitte, bitte: noch viele weitere Kommentare, Anregungen, Tips. Damit wir wissen, dass ihr da seid. Wir versuchen, zukünftig einmal pro Woche – spätestens aber alle zwei Wochen – einen kurzen Bericht oder neuen Blogeintrag auf unsere Webseite zu stellen. Ihr könnt euch also drauf einstellen, und wenn ihr alle 7 – 14 Tage mal hier reinschaut, sollte es auch immer etwas Neues zu Lesen geben.
So, nun aber zurück zu unserer eigentlichen Reise. Wir sind also auf dem Weg nach Linz. Leider können wir uns die Zeit nicht nehmen und fahren an so vielen wundervollen Orten einfach vorbei. Es tut schon fast weh – Österreich hat wirklich viel zu bieten. Das, was wir alles links (und rechts) liegen gelassen haben, muss irgendwann unbedingt von uns besucht werden. Aber der Sommer im Norden Europas ist kurz, und deswegen müssen wir Gas geben. Nach einer Tagestour treffen wir etwa 15 km ausserhalb von Linz bei Waltraud und Hermann ein. Wie erwähnt haben wir die beiden bei einem unserer Urlaube kennengelernt, und seitdem haben wir immer noch Kontakt. Es sind zwei Menschen, bei denen wir uns einfach wohl fühlen und bei denen der Gesprächsstoff niemals ausgeht. Und wir haben Glück, dass sie noch da sind. Wir haben uns ja recht spontan zu einem Besuch angemeldet, da wir nicht genau wussten, wie unsere Reise weiter geht. Eine Woche später wären sie selbst im Urlaub gewesen – perfektes Timing! Noch am selben Abend unserer Ankunft geht es zur Affenzeller Whisky-Destillerie in Alberndorf in der Riedmark, wo wir uns bei einer zünftigen Brettljause stärken. Natürlich müssen wir auch den hauseigenen Single Malt probieren – was ein ausgesprochen leckeres Vergnügen ist. Der Chef des Hauses ist sehr freundlich und plaudert aus dem Nähkästchen.
Auch die folgenden zwei Tage können wir sehr geniessen: Wir besuchen Linz und machen einen gemütlichen Spaziergang um den Hauptplatz und anschliessend auf den Pöstlingberg. Der plötzliche Regen macht uns nichts aus und gibt uns die Gelegenheit, die Zeit in einem Cafe unter einem Schirm zu verbringen, der uns trocken hält. Der Tag darauf wird dafür umso schöner (und heisser) – und wir können zuhause im Pool entspannen.
Etwas weniger entspannt ist Lina. Da sie schon ein recht fortschrittliches Alter hat, sieht und hört sie nicht mehr besonders gut. Sie macht mehr mit der Nase als mit den Augen, deswegen müssen wir sie seit einiger Zeit anleinen. Alleine laufen geht einfach nicht mehr, sie verirrt sich sofort. Ausser das Gelände ist eingezäunt. Diesen Luxus geniessen wir im Garten von Hermann und Waltraut und deswegen können wir sie dort frei laufen lassen. Als wir etwas aus dem Wohnmobil holen, hören wir plötzlich ein Plätschern. Wir gehen fest davon aus, dass es unfreiwillig war, aber Lina nimmt ein Bad im Pool. Da war wohl ein kurzer Fehltritt dabei. Nach einer Schrecksekunde müssen wir selbst lachen und helfen der armen Maus aus dem Pool. Wer sie kennt weiss ja, wie sehr sie Wasser liebt. Den Rest des Tages liegt sie in der Sonne und macht einen leicht angefressenen Eindruck. Um den Pool macht sie ab sofort einen grösseren Bogen.