Du darfst niemals in Zorn geraten. Wenn dein Kopf nicht mehr auf den Schultern sitzt, ist es vorbei.
Ramirez zu Connor MacLeod in “Highlander – Es kann nur einen geben", Film, 1986
Für uns geht es nun in den Süd-Westen, in die Heimat des wohl bekanntesten Fabeltiers Schottlands: Loch Ness. Magdalena freut sich schon riesig darauf, denn schon als Kind hat sie die Sagen und Geschichten rund um das sagenumwobene «Nessie» fasziniert. Als wir dann kurz nach Inverness tatsächlich die Nordspitze von Loch Ness berühren und entlang des Ufers fahren, kann sie es kaum erwarten, bis wir an der erstbesten Gelegenheit stehen bleiben und Ausschau nach dem Fabelwesen halten. Bekanntlich ist Nessie ein sehr scheues Wesen, und leider zeigt es sich uns nicht. Das liegt aber höchstwahrscheinlich am wieder einmal einsetzenden Regen. Unser Weg führt uns schliesslich bis an die Südspitze des Sees, Fort Augustus. Dort finden wir unser Quartier für die heutige Nacht. Ein wirklich idyllischer Stellplatz, mitten in der Natur – wunderbar gepflegt mit Picknick-Tischen und allem, was man für einen gemütlichen Sonntag-Nachmittag braucht. Forestry and Land Scotland hat einige solcher Plätze im Angebot, bei denen man (Stand heute zumindest) kostenlos eine Nacht mit seinem Wohnmobil stehen bleiben kann. Man darf allerdings erst ab 18 Uhr ankommen und muss am nächsten Tag spätestens um 10 Uhr wieder weg sein. Trotz dieser Einschränkung ein phantastisches Angebot für uns, die nicht unbedingt an grossen Campingplätzen stehen möchten. Kurz nach 18 Uhr treffen wir ein und ergattern gerade noch den letzten freien Platz. Lange können wir die schöne Umgebung direkt an einem Fluss nicht geniessen, denn der Regen vertreibt sogar die Schotten in ihre Wohnmobile zurück.
Es ist eines der Motive, an denen selbst der unfähigste Fotograf der Welt eine Weltklasse-Postkartenaufnahme schiessen kann. Kitschiger geht es eigentlich nicht mehr: auf einer kleinen Insel, bei Flut nur mit einer Brücke verbunden, steht die romantische Burg. So stellt man sich Schottland in seinen Träumen vor, selbst dann, wenn man gar nicht weiss wo Schottland liegt.
Eilean Donan Castle wurde etwa um 1220 als Verteidigung gegen die Überfälle der Wikinger errichtet. Als prominenter Besucher darf man Robert the Bruce nennen, der vermutlich im Winter 1307/1308 die Burg im ersten schottischen Unabhängigkeitskrieg auf der Flucht vor den Engländern als Unterschlupf nutzte. In den darauffolgenden Jahrhunderten gab es unzählige Gerangel zwischen schottischen Clans und den englischen Besatzungsmächten, die sich abwechselnd die Eigentumsrechte sicherten. Damals galt einfach: wer’s erobert, dem gehörts.
Geschichtlich gesehen kann Eilean Donan Castle nicht ganz mit anderen ruhmreichen schottischen Gemäuern mithalten. Aber was die Burg so einzigartig macht ist ihre Schönheit und natürlich die Lage auf der kleinen Insel, die über die Steinbrücke mit dem Festland verbunden ist. Und wer sich vielleicht noch an den Film «Highlander – es kann nur einen geben» erinnern kann, dem wird die Burg sicherlich in guter Erinnerung sein, wo Connor MacLeod’s Clan zuhause ist. Doch auch abgesehen davon war Eilean Donan Castle Schauplatz einiger cineastischer Highlights, die sich wie das Who-is-Who der Filmwelt lesen: Elizabeth – Das goldene Königreich, Braveheart, Rob Roy, Prinz Eisenherz, Verlockende Falle und Verliebt in die Braut - um nur einige davon zu nennen. Und auch für den James-Bond-Film «Die Welt ist nicht genug» wurden vor Ort einige Szenen gedreht und der Schauplatz kurzerhand in die MI-6-Zentrale umfunktioniert.
Ursprünglich wollten wir wegen der Talisker-Whiskydestillerie auf Skye. Doch – wie berichtet – bieten sie für uns keine passenden Touren an. Bei der Gelegenheit wollten wir Skye ein wenig erkunden. Doch nun fehlt uns ein wenig der Grund dazu. Einfach mal ziellos umherzufahren ist nicht ganz unser Ding. Trotzdem fahren wir über die Brücke rauf auf die Insel und ein Stück rein. Wir suchen uns einen schönen Platz zum Frühstücken und geniessen eine phantastische Aussicht. Die Landschaft ist wunderschön, wäre da nicht wieder mal das typische Sauwetter. Nach dem kurzen Sonnendebüt vom Vormittag ist nun schon wieder Regen angesagt. Wir überlegen uns, was wir mit Skye machen sollen und kommen zum Schluss, dass wir wirklich nicht sinnlos herumfahren wollen. Wir wollen die Zeit lieber für Dinge nutzen, die auf unserer Liste stehen. Also machen wir kurzerhand kehrt und verlassen das beschauliche Skye, das garantiert eine Reise wert gewesen wäre. Wir haben noch ein weiteres berühmtes Fotomotiv auf unserer Bucket-List: Glenfinnan.