
Norwegen – Traumstrassen und Kriegsrelikte
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31. Oktober 2020Norwegen – Trollstigen, Geiranger und die schönste Kirche der Welt

Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm
27. Oktober 2020
Geschrieben von Rene
Trollstigen
Jetzt wird es episch! Denn ab diesen Breitengraden jagt ein Naturhighlight das nächste. Auf uns warten die berühmten Trollstigen! Gut – für alle nicht-Norwegen-Kenner wieder mal etwas Geografie, Geologie und Auslandskunde. Die Trollstigen (auf deutsch: die Trollleiter) ist Norwegens meistbefahrene Landschaftsroute. Die Norweger sind generell scharf auf Trolle – denn die garstigen kleinen Zwerge findet man hier überall, in jedem Souvenierladen als Schlüsselanhänger, auf Schildern und in der Reklame. Man könnte sie sozusagen als Wappentier Norwegens bezeichnen. Der Trollstigen schlängelt sich in elf Haarnadelkurven vom Tal Isterdalen zur Passhöhe Stigrøra hinauf und überwindet dabei eine Höhendifferenz von 405 m. An manchen Stellen ist die Trasse direkt in den Felsen gehauen, an anderen Stellen ist sie mit Natursteinen aufgemauert. Auf halber Strecke führt eine Natursteinbrücke über den Wasserfall Stigfossen. Der Trollstigen ist ein Teil der Norwegischen Landschaftsroute Trollstigen – Geiranger. Die Bergstraße ist nur im Sommer geöffnet und kann von Ende Mai bis etwa Oktober oder November befahren werden. Die Strasse wurde 1936 für den Verkehr freigegeben. Sie ist meist nur wenige Meter breit, und oft nur einspurig. Hat man es bis nach oben geschafft, kann man eine wunderbare Aussicht geniessen. So viel zur Theorie.
Was für ein Glück, dass die Trollstigen auf unserem Weg liegen. Nein ernsthaft: natürlich wollten wir das sehen, besonders auch der Weg der gesamten Geiranger-Route. Deshalb machen wir uns nach der Atlantikstrasse direkt auf den Weg zur Geiranger-Route. Die Anreise ist etwas umständlich, da es wieder einmal mehrere Möglichkeiten gibt. Da wir eigentlich alle Zeit der Welt haben, entscheiden wir uns für den längeren Weg, dafür aber mit weniger Fähren. Wie schon erwähnt kann man in Norwegen sein Geld besonders schnell mit den Fährgebühren los werden. Hat man nicht so viel Zeit, ist man oft gezwungen diese teure Fortbewegungsart zu wählen. Wir suchen uns allerdings die wirtschaftlichste Route heraus und sehen dafür relativ viel Landschaft. Am Fuss der Trollstigen angekommen begutachten wir erstmal erstaunt die vor uns liegenden Haarnadelkurven. Ich mache meine Kamera startklar, löse die Handbremse, lege den ersten Gang ein und stelle mich auf ein Fotofeuerwerk ein.
Was für ein Glück, dass die Trollstigen auf unserem Weg liegen. Nein ernsthaft: natürlich wollten wir das sehen, besonders auch der Weg der gesamten Geiranger-Route. Deshalb machen wir uns nach der Atlantikstrasse direkt auf den Weg zur Geiranger-Route. Die Anreise ist etwas umständlich, da es wieder einmal mehrere Möglichkeiten gibt. Da wir eigentlich alle Zeit der Welt haben, entscheiden wir uns für den längeren Weg, dafür aber mit weniger Fähren. Wie schon erwähnt kann man in Norwegen sein Geld besonders schnell mit den Fährgebühren los werden. Hat man nicht so viel Zeit, ist man oft gezwungen diese teure Fortbewegungsart zu wählen. Wir suchen uns allerdings die wirtschaftlichste Route heraus und sehen dafür relativ viel Landschaft. Am Fuss der Trollstigen angekommen begutachten wir erstmal erstaunt die vor uns liegenden Haarnadelkurven. Ich mache meine Kamera startklar, löse die Handbremse, lege den ersten Gang ein und stelle mich auf ein Fotofeuerwerk ein.
Die Strasse schlängelt sich wunderbar nach oben. Es ist wirklich schön und landschaftlich sehr beeindruckend. Ich gebe zu: als Eingeborener der Zentralalpen sind Berge und Haarnadelkurven nichts Unbekanntes für mich. Die Trollstigen sind fabelhaft und die Strecke durchschneidet geschmeidig die Landschaft – absolut sehenswert! Aber auch in der Schweiz und in Österreich kann man solche Naturwunder befahren. Auf meiner «ich-bin-beeindruckt»-Skala erreichen die Trollstigen eine saubere 8 von 10 Punkten. Am Parkplatz der Passhöhe Stigrøra steigen wir aus und bewundern die Aussicht von den Aussichtsplattformen. Gut 15 Minuten hat der «Aufstieg» beansprucht. Wieder einmal hat sich unser frühes Aufstehen bezahlt gemacht: es sind noch so gut wie keine Leute unterwegs und wir haben fast alles für uns alleine. Einfach herrlich.
Damit ist der Tag aber noch nicht zu Ende. Die Route 63 schlängelt sich noch viel weiter ins Landesinnere, hinauf zu atemberaubenden Aussichtspunkten auf schneebedeckten Hochebenen und schönen Dörfern in den Tälern, und natürlich die Aussichtsplattform über dem Geiranger Fjord – die bei unserer Ankunft leider schon wieder recht tief in den trüben Regenwolken hängt. Schwer zu beschreiben, was wir alles sehen – deswegen drücken wir die Schönheit besser mit einer Auswahl unserer Lieblingsbilder aus.
Die Nacht verbringen wir an einem Parkplatz am Endpunkt, wo die Route 63 in die 15 mündet und wieder wesentlich mehr Zivilisation (und somit auch Verkehr) herrscht. Trotzdem ist es so weit oben doch recht eisig, die Schneefelder sind bedrohlich nahe und unser Thermometer zeigt grad mal 5 Grädchen an. Aber egal – es ist ruhig genug für uns, der Tag war mehr als eindrucksvoll und diese Eindrücke entschädigen auch für die frostigen Temperaturen.
Stabkirche Borgund
Vor vielen Jahren habe ich mich bei Facebook als Benutzer angemeldet. Das ist jetzt weder bemerkenswert noch ungewöhnlich. Aber – und das ist die Einleitung in das nächste Highlight – habe ich irgendwann im Laufe der Jahre meiner Facebook-Zugehörigkeit einen gesponsorten Beitrag (=Werbung) eines Reiseportals mit der angeblich «schönsten Kirche der Welt» angezeigt bekommen. Dazumal hatte ich einen Screenshot davon gemacht und es zu meinem Ziel erklärt, die Stabkirche von Borgund eines Tages zu besuchen, weil die auf dem Bild wirklich saucool ausgesehen hat. Was für ein Zufall, dass diese Kirche in Norwegen steht. Ein Punkt auf meiner Bucket-List steht kurz davor, gestrichen zu werden, und unser nächstes Ziel steht fest: Borgund.
Auf dem Weg dorthin kommen wir durch die Ortschaft Lom – und sind überrascht, denn hier steht ebenfalls eine Stabkirche, die «meiner» zum Verwechseln ähnlich sieht. Natürlich steige ich bei dem Anblick sofort auf die Klötze und suche den nächstgelegenen Parkplatz. Die Stabkirche Lom wurde um 1160 n. Chr. gebaut und gehört zu den grössten noch erhaltenen Stabkirchen der Welt. Im Mittelalter war die Lomskirche die wichtigste Kirche zwischen Nidaros (Trondheim) und Hamar. Die Kirche ist reich geschmückt mit Akantus-Holzschnitzereien, Votiv-Gaben und einer Gemäldesammlung aus dem 18. Jahrhundert. Die mit Drachenköpfen verzierten Dachelemente werfen mich gedanklich augenblicklich in das Mittelalter zurück. Zu schön ist der Anblick dieses reich verzierten Holzbauwerks – ich bin wirklich fasziniert. Wir schleichen einige Minuten um die Kirche herum und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.
Auf dem Weg dorthin kommen wir durch die Ortschaft Lom – und sind überrascht, denn hier steht ebenfalls eine Stabkirche, die «meiner» zum Verwechseln ähnlich sieht. Natürlich steige ich bei dem Anblick sofort auf die Klötze und suche den nächstgelegenen Parkplatz. Die Stabkirche Lom wurde um 1160 n. Chr. gebaut und gehört zu den grössten noch erhaltenen Stabkirchen der Welt. Im Mittelalter war die Lomskirche die wichtigste Kirche zwischen Nidaros (Trondheim) und Hamar. Die Kirche ist reich geschmückt mit Akantus-Holzschnitzereien, Votiv-Gaben und einer Gemäldesammlung aus dem 18. Jahrhundert. Die mit Drachenköpfen verzierten Dachelemente werfen mich gedanklich augenblicklich in das Mittelalter zurück. Zu schön ist der Anblick dieses reich verzierten Holzbauwerks – ich bin wirklich fasziniert. Wir schleichen einige Minuten um die Kirche herum und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.
Doch der Weg nach Borgund ist noch lang, und so fahren wir weiter. Wir stehen wieder einmal vor dem Problem, dass wir unsere Wäsche machen müssen. Da wir meistens frei stehen und dort keine Gelegenheit dazu haben, müssen wir von Zeit zu Zeit auf einen echten Campingplatz. Wir entscheiden uns für die kommende Nacht für eine Unterkunft in Lærdalsøyri, das nur etwa 20 Minuten von Borgund entfernt liegt.
Am nächsten Tag ist es dann endlich soweit – Borgund Stabkirche steht auf dem Plan. Endlich! Aber es scheint so, als ob wir nicht die einzigen sind, die im Lauf des Jahres die Kirche besuchen. Die scheint nämlich einen gewissen Berühmtheitsgrad zu geniessen. Ein «Visitor-Center» macht gleich mal darauf aufmerksam, dass man die Kirche nur besuchen darf, wenn man ein Ticket um 10 EUR pro Person kauft. Schon ein stolzer Preis – wobei in Norwegen ohnehin alles ziemlich teuer ist. Aber jetzt mal zum geschichtlichen: Die Stabkirche Borgund gehört zu den herausragendsten Beispielen der norwegischen Stabbaukunst und ist eines der ältesten Holzgebäude Europas. Von den über 1000 Stabkirchen in Norwegen sind heute nur noch 28 in einem authentischen mittelalterlichen Zustand erhalten. Die Kirche Borgund gilt als besterhaltene Stabkirche mit den meisten Teilen im Originalzustand. Das Gebäude stammt – wie die Stabkirche in Lom - wahrscheinlich aus der Zeit gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Generell sieht man die Stabkirchen von Norwegen als Übergangswerk vom heidnischen zum christlichen Glauben. Die Kirche Borgund wurde in einer Zeit gebaut, als die heidnische Religion bei den Bauern noch sehr präsent war. Somit kann ich meine Suche nach den Wikingern wohl als erfolgreich abhaken.
Am nächsten Tag ist es dann endlich soweit – Borgund Stabkirche steht auf dem Plan. Endlich! Aber es scheint so, als ob wir nicht die einzigen sind, die im Lauf des Jahres die Kirche besuchen. Die scheint nämlich einen gewissen Berühmtheitsgrad zu geniessen. Ein «Visitor-Center» macht gleich mal darauf aufmerksam, dass man die Kirche nur besuchen darf, wenn man ein Ticket um 10 EUR pro Person kauft. Schon ein stolzer Preis – wobei in Norwegen ohnehin alles ziemlich teuer ist. Aber jetzt mal zum geschichtlichen: Die Stabkirche Borgund gehört zu den herausragendsten Beispielen der norwegischen Stabbaukunst und ist eines der ältesten Holzgebäude Europas. Von den über 1000 Stabkirchen in Norwegen sind heute nur noch 28 in einem authentischen mittelalterlichen Zustand erhalten. Die Kirche Borgund gilt als besterhaltene Stabkirche mit den meisten Teilen im Originalzustand. Das Gebäude stammt – wie die Stabkirche in Lom - wahrscheinlich aus der Zeit gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Generell sieht man die Stabkirchen von Norwegen als Übergangswerk vom heidnischen zum christlichen Glauben. Die Kirche Borgund wurde in einer Zeit gebaut, als die heidnische Religion bei den Bauern noch sehr präsent war. Somit kann ich meine Suche nach den Wikingern wohl als erfolgreich abhaken.
Oslo, im September 2020
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
13. Sept. 2020Trollstigen
Isterdalen
Stigora
Geiranger
Lærdalsøyri
14. Sept. 2020Lom
Borgund