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Auf der Strasse des geringsten Widerstandes versagen die stärksten Bremsen
23. Oktober 2020
Geschrieben von Rene
Fort Kvalvik
Der zweite Weltkrieg und dessen Geschichte sind in Norwegen überall präsent. Mir war zuvor gar nicht bewusst, dass sich hier so vieles abgespielt hat. Aber Norwegen war für Hitler und seine Gefolgschaft ein äusserst interessantes Territorium. Im Norden liegt die Stadt Narvik, die als eine der wenigen Häfen Norwegens im Winter durchgehend eisfrei ist. Die Nazis waren auf den Stahl, den sie im naheliegenden Kiruna in Schweden abgebaut und nach Narvik transportiert wurde, angewiesen. Von dort aus wurde nach Deutschland verschifft. Weiters war Norwegen generell wegen der geografischen Lage und für die Verteidigung der Aussengrenzen des dritten Reiches von hoher Wichtigkeit. Viele Seeschlachten wurden vor den Küsten Norwegens ausgetragen. Ein Überbleibsel davon ist beispielsweise das Fort Kvalvik in der Nähe von Kristiansund.
Da wir ohnehin nach Kristiansund wollen, müssen wir noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden, und können dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: wir können uns wieder mal geschichtlich weiterbilden. Wir machen also Halt am Kvalvik Fort – wo wir am Parkplatz praktischerweise auch die Nacht verbringen werden.
Kvalvik Fort ist eines der am besten erhaltenen Küstenfestungen aus dem zweiten Weltkrieg. Der Aufbau wurde 1943 von den Deutschen begonnen, aber nie ganz fertiggestellt. Eine der wichtigsten Missionen des Forts war die Kontrolle über den Eingang zum Freifjord und zum Vinjefjord zu haben. Zeitweise befanden sich über 100 Mann in der Festung. 1943 waren etwa 50 russische Gefangene im Fort, die in fünf Sperrholz-Baracken ohne Heizung untergebracht waren. Sie mussten ebenfalls beim Aufbau des Forts helfen. Ein Minenfeld mit 583 Minen und 20 ferngesteuerten Flammenwerfern sowie kilometerlangen Stacheldraht um die Anlage sollten das Fort vor Feinden schützen. Das besondere an Kvalvik ist, dass die Anlage wirklich sehr gut erhalten ist. Die meisten Bunker und Lagerräume sowie der Kommandoturm sind intakt, Artilleriegeschütze, Flak-Kanonen, Torpedos und Wasserminen sind ausgestellt – ebenso wie ein wirklich seltenes «Biber» Kleinst-Uboot der deutschen Kriegsmarine. Statistisch gesehen kamen etwa 65 % der Biber-Fahrer ums Leben – was den Einsatz vermutlich nicht besonders interessant machte – zumindest nicht für den steuernden Kapitän. Es ist schon ziemlich schaurig, womit die Nazis zu dieser Zeit herumexperimentiert hatten.
Die verlassenen Gebäude und das ganze Gelände erzählen eine unrühmliche Geschichte aus längst vergangener Zeit. Wir wollen gar nicht im Detail wissen, was sich hier alles abgespielt haben muss. Zugegeben: das Ganze wirkt schon ein wenig gruselig. Nein, eigentlich sehr gruselig! Wir verbuchen den rund zweistündigen Besuch auf dem Gelände zwar nicht als «schön», aber als sehr spannend, informativ und lehrreich.
Da wir ohnehin nach Kristiansund wollen, müssen wir noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden, und können dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: wir können uns wieder mal geschichtlich weiterbilden. Wir machen also Halt am Kvalvik Fort – wo wir am Parkplatz praktischerweise auch die Nacht verbringen werden.
Kvalvik Fort ist eines der am besten erhaltenen Küstenfestungen aus dem zweiten Weltkrieg. Der Aufbau wurde 1943 von den Deutschen begonnen, aber nie ganz fertiggestellt. Eine der wichtigsten Missionen des Forts war die Kontrolle über den Eingang zum Freifjord und zum Vinjefjord zu haben. Zeitweise befanden sich über 100 Mann in der Festung. 1943 waren etwa 50 russische Gefangene im Fort, die in fünf Sperrholz-Baracken ohne Heizung untergebracht waren. Sie mussten ebenfalls beim Aufbau des Forts helfen. Ein Minenfeld mit 583 Minen und 20 ferngesteuerten Flammenwerfern sowie kilometerlangen Stacheldraht um die Anlage sollten das Fort vor Feinden schützen. Das besondere an Kvalvik ist, dass die Anlage wirklich sehr gut erhalten ist. Die meisten Bunker und Lagerräume sowie der Kommandoturm sind intakt, Artilleriegeschütze, Flak-Kanonen, Torpedos und Wasserminen sind ausgestellt – ebenso wie ein wirklich seltenes «Biber» Kleinst-Uboot der deutschen Kriegsmarine. Statistisch gesehen kamen etwa 65 % der Biber-Fahrer ums Leben – was den Einsatz vermutlich nicht besonders interessant machte – zumindest nicht für den steuernden Kapitän. Es ist schon ziemlich schaurig, womit die Nazis zu dieser Zeit herumexperimentiert hatten.
Die verlassenen Gebäude und das ganze Gelände erzählen eine unrühmliche Geschichte aus längst vergangener Zeit. Wir wollen gar nicht im Detail wissen, was sich hier alles abgespielt haben muss. Zugegeben: das Ganze wirkt schon ein wenig gruselig. Nein, eigentlich sehr gruselig! Wir verbuchen den rund zweistündigen Besuch auf dem Gelände zwar nicht als «schön», aber als sehr spannend, informativ und lehrreich.
Kristiansund
Nach einer sehr ruhigen Nacht geht es am nächsten Tag in das nur 30 Minuten entfernte Kristiansund. Nicht zu verwechseln mit Kristiansand, das ganz im Süden von Norwegen liegt. Da wir zuvor Trondheim ausgelassen haben, wollen wir es in Kristiansund noch einmal probieren. Wir haben Glück und finden einen guten Abstellplatz für Frida. Nach einem etwa 20minütigen Fussmarsch sind wir im Zentrum der süssen kleinen Fischerstadt. Dass man hier normalerweise vom Tourismus lebt, sieht man an den vielen Shops, Souvenirläden und Ausflugsveranstalter. Hier kann man alles buchen – von der Walbeobachtungstour bis zum Hochseefischen. Doch wie in den meisten Regionen sind auch hier die Touristen ausgeblieben, fast alle Geschäfte sind geschlossen und die Besucher kann man an einer Hand abzählen. Trotzdem geniessen wir das Flair von Kristiansund, das man sehr leicht zu Fuss erkunden kann. Als Abschluss geniessen wir die Aussicht auf die Bucht von einem Cafe und beobachten die vielen kleinen und grossen Schiffe, die raus auf Meer fahren. Es ist zwar nicht Trondheim, aber ein bisschen «Stadt-Feeling» kommt doch auf. Und ganz ehrlich: Norwegen hat so viel Natur zu bieten, dass es auf die Städte nicht unbedingt ankommt.
Traumstrassen
Auch wenn wir vor unserem Besuch in Norwegen nicht allzu viel gekannt haben – eines war uns doch im Gedächtnis: die berühmt-berüchtigte Atlantikstrasse. Die Traumstrasse schlechthin. Um die gerade mal acht km lange Strecke ranken sich Mythen und Geschichten. Reiseveranstalter werben mit Slogans wie «Nichts für schwache Nerven» oder ähnlichen Ködersätzen. Gleich vorweg: Das ist Unsinn! Die Strasse ist breiter als viele andere Strassen in Norwegen, sehr gut ausgebaut und mit Sicherheit nicht gefährlich, sofern nicht gerade ein Sturm darüber hinweg zieht. Wir waren sehr neugierig auf diesen weltberühmten Abschnitt, der von zahlreichen Magazinen als die schönste Autostrecke der Welt gelobt wird. Acht Brücken, die die Inseln und Schären miteinander verbinden, gilt es zu überwinden.
Am Tag nach Kristiansund gibts also endlich Butter bei die Fische: Scenic Route No. 1 of the world – Atlantic Ocean Road! Es geht recht schnell zur Sache: von Kristiansund führt der rund 5,8 km lange Atlanterhavstunnel – der bis Mitte 2020 noch mautpflichtig war – 250 m unter dem Meeresspiegel auf die berüchtigte Strasse. Wir starten relativ früh morgens, um den Vorteil von leeren Strassen zu nutzen. Früh aufstehen lohnt sich meistens. Na ja zunächst stellen wir fest, dass wir eine unserer Schubladen nicht ordentlich zugemacht haben, und bei der ersten Kurve fliegt uns das Ding aus der Führung. Egal – unsere Laune ist kurzzeitig etwas bedrückt, aber der Schaden ist nicht gross. Konzentration auf die Atlantikstrasse! Die ersten paar Kilometer und Brücken sind wirklich beeindruckend. Quer durch den Ozean zieht der Asphalt Bahnen, von Insel zu Insel, geschmückt mit geschwungenen Brücken fühlt man sich wie ein Cowboy in der Prärie. So ursprünglich, wild und unberührt fühlt es sich an. Obwohl hunderttausende Touristen jedes Jahr diese Strasse entlangfahren. Die Werbung verspricht nicht zu viel: eine der schönsten Routen, die wir bisher gefahren sind. Das Wetter ist gnädig und belohnt uns mit etwas Sonnenschein und mässigem Wind. Immer wieder bleiben wir stehen, steigen aus, machen Bilder und können die phantastische Natur nicht fassen. Es ist so wenig los, dass wir am Ende der nur acht Kilometer langen Strecke direkt umkehren und dieselbe Strecke nochmals in die Gegenrichtung fahren – und dann natürlich wieder zurück.
Am Tag nach Kristiansund gibts also endlich Butter bei die Fische: Scenic Route No. 1 of the world – Atlantic Ocean Road! Es geht recht schnell zur Sache: von Kristiansund führt der rund 5,8 km lange Atlanterhavstunnel – der bis Mitte 2020 noch mautpflichtig war – 250 m unter dem Meeresspiegel auf die berüchtigte Strasse. Wir starten relativ früh morgens, um den Vorteil von leeren Strassen zu nutzen. Früh aufstehen lohnt sich meistens. Na ja zunächst stellen wir fest, dass wir eine unserer Schubladen nicht ordentlich zugemacht haben, und bei der ersten Kurve fliegt uns das Ding aus der Führung. Egal – unsere Laune ist kurzzeitig etwas bedrückt, aber der Schaden ist nicht gross. Konzentration auf die Atlantikstrasse! Die ersten paar Kilometer und Brücken sind wirklich beeindruckend. Quer durch den Ozean zieht der Asphalt Bahnen, von Insel zu Insel, geschmückt mit geschwungenen Brücken fühlt man sich wie ein Cowboy in der Prärie. So ursprünglich, wild und unberührt fühlt es sich an. Obwohl hunderttausende Touristen jedes Jahr diese Strasse entlangfahren. Die Werbung verspricht nicht zu viel: eine der schönsten Routen, die wir bisher gefahren sind. Das Wetter ist gnädig und belohnt uns mit etwas Sonnenschein und mässigem Wind. Immer wieder bleiben wir stehen, steigen aus, machen Bilder und können die phantastische Natur nicht fassen. Es ist so wenig los, dass wir am Ende der nur acht Kilometer langen Strecke direkt umkehren und dieselbe Strecke nochmals in die Gegenrichtung fahren – und dann natürlich wieder zurück.
Genau genommen ist die Atlantic Ocean Road nicht nur acht Kilometer lang, sondern etwa 64 Kilometer, und führt von Kristiansund bis zur Küstenstadt (-dorf) Bud. Aber das schönste Stück der Strecke zwischen Karvag und Vevang kann man relativ schnell hinter sich bringen, wenn man möchte. Daher lohnt es sich, an den vielen Rastplätzen stehen zu bleiben. Aber auch der weitere Verlauf bis nach Bud ist zweifellos sehenswert! Wir geniessen die Zeit, am Horizont ziehen schon am Vormittag wieder dichte Wolken auf, und ab Mittag geht ohne Regenschirm nichts mehr. Trotzdem verweilen wir an den meisten «Hot-Spots» entlang der Strecke, und die braunen Hinweistafeln für Sehenswürdigkeiten leiten uns immer wieder von der Strecke. Wunderbar – da machte uns auch der Dauerregen am Nachmittag nichts mehr aus.
Oslo, im September 2020
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
09. Sept. 2020Kvalvik Fort
10. Sept. 2020Kristiansund
11. Sept. 2020Atlantikstrasse