Gegen späteren Nachmittag bekommen wir wider Erwarten etwas Sonne und sind wirklich beeindruckt. Beeindruckt von der Vielfältigkeit, von der rauen Schönheit und von dem unglaublichen Farbenspiel, das es hier überall zu bestaunen gibt. Wir haben gehört, dass ein Sonnenuntergang im Fischerdörfchen Henningsvaer unglaublich sehenswert sein soll. Sonne ist ja Mangelware – aber irgendwer meint es gut mit uns. Wir können es kaum glauben, aber der Himmel klart auf (warm wird’s trotzdem nicht) – und schnell merken wir, dass noch eine Steigerung möglich ist von dem, was wir bisher gesehen haben. Nach einem kurzen Zwischenstop in Solvaer – das man besuchen kann, aber nicht unbedingt muss - fahren wir an unser Ziel Henningsvaer. Mit unserer dicken Frida passen wir da kaum durch die engen Gassen. Unser Navi will uns zum hiesigen Fussballstadion leiten, da es dort genügend Parkplätze geben soll. Beim vorletzten «Biegen sie rechts ab» streikt Magdalena und weigert sich, mit mir die Schotterstrasse hoch zu fahren. OK verstehe ich – wir suchen ja ein Stadion, das kann also nicht stimmen. Also einmal um den Block, ich sehe den Nordmännern, die draussen auf der Strasse stehen und uns beobachten an, was sie sich denken. Mit freundlichen Blicken wird man ohnehin kaum belohnt, wenn man sich mit ausländischem Kennzeichen über Norwegens Strassen bewegt. Die Norweger sind emotional ein bisschen wie das Wetter hier. Eine trübe Kaltfront mit sehr seltenen Aufhellungen quasi. Vielleicht sind wir nach den unheimlich offenen und freundlichen Schweden auch ein bisschen verwöhnt, aber ein leicht genervtes Kopfnicken haben wir bislang als die freundlichste Geste vernommen.
Egal – heute geht es um die Lofoten. Wir fahren also eine kleine Stadtrunde und kommen wieder an dieselbe Stelle wie zuvor – der Schotterstrasse, die zum Stadion führen soll. Natürlich ist auch nichts angeschrieben. Die Sonne scheint in voller Pracht und wir wollen den Sonnenuntergang nicht verpassen. Also – ich frag gar nicht mehr lange und biege jetzt ab. Magdalena wird ein bisschen bleich, aber akzeptiert kommentarlos mein Vorgehen. Es wird noch enger, ich hab Schiss dass ich eine der tiefhängenden Dachkanten mit unserem Wohnmobil abrasiere. Wie immer lass ich mir nichts anmerken. Die bereits vorhandenen Schrammen an den Dachrinnen und Hauswänden zeugen von gescheiterten Versuchen, sich mit einem gut 3 Meter hohen Fahrzeug durch zu zwängen. Wurscht – ich bin Profi, das pack ich schon. Klappt dann auch tatsächlich, und endlich sind wir an dem Ort, den ein Lofotener Fischerdorfeinwohner als Stadion bezeichnet. 3 der insgesamt 5 Parkplätze sind schon besetzt, aber uns reicht ja einer. Die haben wohl öfters Auswärtsspiele. Oder kommen mit dem Sammeltaxi. Wir packen unsere Fotoausrüstung zusammen und machen uns auf den Weg in das Zentrum, das wir nach nur ein paar Minuten zu Fuss erreichen und werden mit einem wirklich überwältigenden Sonnenuntergang belohnt. Wir knipsen etwa 1.000-mal das gleiche Häuser-Panorama, aber es ist halt hoffnungslos schön und unendlich kitschig. Mein Fotografenherz geht auf – und es sind wirklich tolle Bilder geworden. Die Stimmung ist herrlich romantisch und alle Mühen sind vergessen. Eine Dorfrunde zahlt sich nicht aus, da ohnehin schon alles zu hat – und so beschliessen wir, nach einer kurzen Tour wieder zu Frida zurückzukehren. Beim Verlassen von Henningsvaer lege ich nochmals einen Stopp ein, der Sonnenuntergang am Horizont ist mindestens genauso kitschig. Das wollen wir noch ein bisschen auf uns wirken lassen. Erster Tag Lofoten, und die Eindrücke waren wirklich sehr beeindruckend. Wir fahren weiter und übernachten am nahe liegenden Rørvikstranda mit bester Aussicht auf das Meer. Bis jetzt hält der Luchsfuss, was Google versprochen hat.