Stop worrying about the potholes in the road and enjoy the journey.
Babs Hoffman
Kurz vor Jahresende müssen wir wieder unsere Sachen packen und ziehen von einem Randbezirk Kapstadts wieder etwas näher ans Zentrum und Richtung Strand. Unser neues Zuhause ist bei Bloubergstrand. Wir werden herzlich von Alexi, dem Eigentümer, empfangen. Die Wohnung ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und hat eine wunderschöne Sonnenterrasse mit Blick auf den Tafelberg.
Da der Strand gerade mal 3 Kilometer Fussweg von der Wohnung entfernt ist, beschliessen wir den letzten Tag im Jahr 2022 am Strand ausklingen zu lassen. Wir machen uns pünktlich zur Mittagszeit auf und fragen uns nach kurzer Zeit, ob es wirklich sinnvoll war, in der stechenden Mittagssonne einen Strandspaziergang einzulegen. Da jedoch ein sehr starker Wind weht, spüren wir die Hitze nicht wirklich. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen am Beach und beobachten fasziniert, wie die Kitesurfer sich ihren Weg durch die Wellen bahnen. Es ist grossartig mitanzusehen, wie gekonnt sie die Wellen reiten und ihre Kunststücke zur Show bringen. Am späteren Nachmittag machen wir uns dann auf den Heimweg. Rene muss noch recherchieren wegen dem Mietauto, dass wir bald ausleihen wollen, und ich muss ein leckeres Abendessen auf den Tisch zaubern.
Als wir noch mit John und Hanna unterwegs waren wollten wir unbedingt eine Wanderung zum Lions Head unternehmen. Jedoch ging sich das zeitlich nicht mehr aus. Nun haben wir eine neue Chance den Löwenkopf zu erklimmen. Franz, ein alter Bekannter, den wir bis jetzt irgendwie jedes Jahr unserer Reise in irgendeinem Land getroffen haben, kommt nach Kapstadt. Er ist sportlich sehr aktiv und ist von der Idee begeistert, mit uns den Berg zu erklimmen. Wir treffen uns am Parkplatz und machen uns bereit, den gerade mal 669 Meter hohen Berg zu erklimmen. Der Anfang des Weges ist noch gemütlich. Aber bald ist voller Körpereinsatz gefragt. Wir klettern über Eisentritte den Felsen hinauf und werden ziemlich herausgefordert. Für diesen hike muss man auf jeden Fall schwindelfrei sein und etwas Ausdauer mitbringen. Zum Glück ist die Wanderstrecke nicht lange. Schon nach 1 ¼ Stunden kommen wir oben an und werden mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Jede Schweissperle hat sich gelohnt. Wir blicken runter auf Kapstadt und sind mega happy, diese Wanderung doch noch gemacht zu haben.
Gerade als wir unseren Mietwagen buchen wollen, fällt uns eine kleine blöde Klausel in den AGBs auf. Anscheinend akzeptieren sie keine Debit - oder Prepaidkreditkarten. Jeder, der uns schon länger folgt weiss, dass wir seit unserem Reisebeginn alles, aber wirklich alles ohne Probleme weltweit immer mit der Kreditkarte (Prepaid) von Wise bezahlen. Und jetzt steht da, dass sie diese Karten nicht akzeptieren, nur Visa oder Mastercard. Das darf doch nicht wahr sein. Wir sehen uns sprachlos an und wissen im ersten Moment nicht, was wir jetzt machen sollen.
Wir brauchen erstmal frische Luft. Unsere Laune ist am Boden, soll so wirklich das neue Jahr starten? Es nützt nichts. Wir stossen zu Mitternacht kurz an und suchen bis 3 Uhr morgen im Internet nach einer Lösung – denn spätestens am 4. Januar wollen wir mit dem Wagen starten. Am nächsten Morgen sind wir schlauer. Es scheint in Afrika und Amerika ein grosses Problem zu sein, mit Debit- Prepaidkreditkarten ein Auto zu mieten.
Wir haben bei unserer Recherche aber auch rausgefunden, dass es zwei Anbieter in Südafrika gibt, die die Zahlung mit solchen Karten akzeptieren. Wir verfassen gleich ein Mail und lassen uns ein Angebot machen. Da der 01.01.2023 ist, haben wir nicht allzu viel Hoffnung noch am selben Tag eine Rückmeldung zu bekommen. Anrufen können wir nicht, weil wir unsere SIM-Karte aufgrund der exorbitanten Kosten hier nicht nutzen. Jetzt müssen wir also abwarten.
Am nächsten Tag bekommen wir dann doch von einem Anbieter eine Antwort. Sie akzeptieren unsere Karte und haben auch noch Autos zur Verfügung. Klingt schonmal super. Nur leider kostet der Wagen für die geplanten 18 Tage gute 250 Euro mehr als das Angebot, das Rene gefunden hat. Das müssen wir erstmal verdauen.
Mittags machen wir uns auf den Weg nach Kapstadt ins Zentrum. Da ist heute Kaapse Klopse oder -wie wir es nennen würden - Karneval angesagt. Wir haben mit einer Bekannten ausgemacht uns dort zu treffen, und da uns eine Ablenkung sicherlich guttut, beschliessen wir, das Mietauto ein Mietauto sein zu lassen und fahren mit dem Uber in die Stadt.
So ganz in Ruhe lässt uns das blöde Thema aber doch noch nicht. Kurzerhand entscheiden wir, dass der Uberfahrer uns bei der Mietwagengesellschaft (da, wo wir ursprünglich buchen wollten) rauslassen soll. Vielleicht ist noch jemand im Büro und wir können das Kreditkartenproblem direkt vor Ort besprechen – denn per Mail antwortet niemand und per «Live-Chat» ist keiner zu erreichen. Das ist die reinste Katastrophe. Grossartig, dass man solche Services anbietet, wenn´s eh nichts bringt.
Wir haben Glück, sie haben zwar schon geschlossen, aber da noch Mitarbeiter vor Ort sind, sperren sie das Gitter auf und lassen uns rein. Wir erklären dem Mitarbeiter unser Problem, zeigen ihm unsere Prepaidkreditkarte und fragen, ob er eine Lösung für uns hat. Er sieht sich die Karte zwei Sekunden an und meint dann achselzuckend, dass wir mit dieser Karte ohne Probleme ein Auto ausleihen können.
Sie hat einen Magnetstreifen und darum sollte es kein Problem geben. Wir fragen wie die Bekloppten noch drei Mal nach, ob das wirklich stimmt, und er bestätigt es gelassen drei weitere Male. Wir bedanken uns und gehen glücklich, aber auch irgendwie skeptisch aus dem Büro. Jetzt wissen wir gar nicht mehr, was wir machen sollen.
Wir treffen uns mit Fritzi, die schon mitten im Getümmel ist. Ziemlich schnell erkennen wir, dass der Karneval hier in Afrika etwas anders abläuft als bei uns zu Hause. Alles ist durcheinander und nicht wirklich strukturiert. Mal laufen sie, mal stehen sie nur rum, dann sitzen sie auf der Strasse. Halt alles unorganisiert, aber so muss das wohl sein. Gespannt sehen wir den Karnevalisten zu, die wild durcheinander musizieren und herumtanzen. Nach ca. eineinhalb Stunden verlassen wir das bunte Getümmel. Wir suchen ein gemütliches Café, wo wir noch schöne Stunden mit Fritzi und ihrer Freundin verbringen und über all unsere Reisepläne und Zukunftspläne sprechen.
Das Thema mit dem Mietauto lässt uns einfach keine Ruhe und die Zeit drängt inzwischen. Wir suchen noch einmal im Internet nach dem bestmöglichen Angebot und buchen schlussendlich bei der günstigeren Gesellschaft, die wir von Anfang an im Auge hatten. Wir hoffen, dass es mit unserer Debitkarte funktioniert.
Am 4. Januar ist es dann so weit, pünktlich um 10 Uhr stehen wir beim Flughafen in Kapstadt und hoffen, dass wir unser Leihauto in Empfang nehmen können. Am Schalter angekommen läuft alles reibungslos, die Kreditkarte wird akzeptiert und es scheint absolut kein Problem zu sein, mit einer Debit Card zu zahlen. Auch den netten Herren am Schalter fragt Rene, ob er denn noch nie ein Problem mit einer Debitkarte hatte. Der verneint und sagt nur, es geht nur dann nicht, wenn kein Name draufsteht. Aber so eine Karte kennen wir gar nicht, ein Name steht doch immer drauf? Wir sind auf jeden Fall froh, dass es funktioniert hat. Nun können wir unseren kleinen Doktor GP, so nennen wir unseren Suzuki Swift, endlich in Empfang nehmen. Doktor Cheapie nennen wir ihn, weil die letzten 4 Buchstaben des Kennzeichens «DR GP» sind, und da uns nichts Besseres einfällt, belassen wir es dabei.
Die Gardenroute startet offiziell in Mossel Bay und endet bei Stormsrivier. Nach unseren Recherchen gibt es entlang der Südküste noch so viel mehr zu sehen und so schmücken wir die Route etwas aus. Wir beginnen in Kapstadt und fahren entlang der Küste bis nach Port Elizabeth. Unsere erste Etappe führt über Somerset West nach Hermanus.
Wir wählen den Clarence Drive. Der Bergpass ist 22 km lang und bietet einen Panoramablick auf die False Bay, die Küste, den Tafelberg und Teile der Kaphalbinsel. Die Landschaft entlang der Route ist wahnsinnig schön. Die Strassen sind sehr gut ausgebaut und es gibt immer wieder Parkplätze mit grossartigen Aussichtspunkten. Wir suchen uns ein feines Plätzchen und verdrücken genüsslich unsere Cupcakes und trinken einen Kaffee dazu.
Kurz bevor es dunkel wird, erreichen wir unser Hostel in Hermanus und fallen glücklich und müde ins Bett. Am nächsten Tag ist wieder einmal wandern angesagt. In Hermanus führt der Cliff Path entlang der Küste. Die Route ist bekannt, um Wale vom Land aus beobachten zu können. Aber leider ist gerade keine Walsaison.
Auch ohne Walsichtungen ist der 18 Kilometer lange Weg (hin und retour) wunderschön. Die tollen Dutch-Häuser entlang der Route. Der tosende Ozean, die malerische Natur und die unbeschreiblich schönen Aussichten entlang der Küste sind schon ziemlich kitschig. Wir bleiben immer wieder stehen, schiessen unzählige Fotos und setzten uns immer wieder auf eine der vielen Bänke, die überall auf dem Weg zu finden sind. Es ist einfach wunderschön, was Südafrika zu bieten hat.
Am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen. Heute wollen wir Kap Agulhas, den südlichsten Punkt Afrikas, besuchen. Entgegen weitläufiger Meinung ist nämlich das Kap Agulhas der südlichste Punkt Afrikas, und nicht das Kap der Guten Hoffnung, das eigentlich ein ganz schönes Stück nördlicher liegt. Wir schauen blöd aus der Weste als die superschöne Teerstrasse auf einmal eine Schotterpiste wird. Nun fängt der Offroadspass an. In Agulhas angekommen stellen wir unseren Suzuki unter einem Baum ab und laufen von dort aus zum Kap. Wieder geht es wunderschön entlang der Küste. Am südlichsten Punkt angekommen, schiessen wir dir obligatorischen Fotos und laufen weiter zum nächsten Highlight.