"Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern."
Sprichwort der Xhosa (Tansania, Südafrika, Botswana und Lesotho)
Nun ist der Tag gekommen: Unser Arrangement und unser Workaway-Einsatz bei Tatt’s Tours Africa sind offiziell beendet. Für uns heisst es unsere sieben Sachen zusammenpacken und in ein neues Apartment umziehen. Schon ein paar Tage zuvor haben wir etwas gefunden, das leider nicht mehr ganz so zentral in der Stadt ist. In einem Vorort, etwa 30 Minuten von Kapstadts Zentrum entfernt, gibt’s eine süsse kleine Wohnung mit Kochgelegenheit zu einem wirklich erschwinglichen Preis. Wir verabschieden uns von der ganzen Familie und bekommen ein kleines Abschiedsgeschenk mit einigen von den sehr leckeren Dingen, die wir in den letzten Wochen hier in Südafrika kennengelernt haben, überreicht. Das freut uns sehr! Wir bestellen uns ein Uber, das uns zu unserer neuen Bleibe bringt. Dort wollen wir nun gerne ein paar Tage verbringen, die vergangenen Wochen Revue passieren lassen und vor allem auch administrativ wieder etwas aufarbeiten. Seit wir in Südafrika gelandet sind, haben wir keine Berichte mehr geschrieben, das muss nun natürlich nachgeholt werden. Und nicht zuletzt wollen wir uns für die kommenden Wochen vorbereiten, denn unser Südafrika-Abenteuer soll noch nicht vorbei sein. Ab dem neuen Jahr wollen wir gerne ein Auto mieten und damit für ein paar Wochen an der Südküste die sogenannte «Garden Route» abfahren. Darauf freuen wir uns schon sehr – aber auch auf ein paar ruhige, gechillte Tage, die uns jetzt bevorstehen.
Unser Apartment in der Vorstadt von Kapstadt ist mehr als gemütlich! Eigentlich ist es eine umgebaute Garage oder ein ehemaliger Schuppen, aber großartig renoviert und zu einem schicken kleinen Apartment umgebaut. Der Esstisch steht im Freien in einem Carport. Klingt nicht besonders reizvoll, aber wir geniessen genau das Einfache und Übersichtliche hier. Zudem hat der sehr nette Besitzer vorgesorgt: da hier bis zu 4 x pro Tag «Load Shedding» ist (die kontrollierten Stromausfälle), sind wir mit einem extra dafür zur Verfügung stehenden Akku komplett unabhängig. Bisher war es immer so, dass das WIFI ausfällt, wenn der Strom wieder einmal weg ist. Hier wird es allerdings von einem Akku gespeist und bleibt auch bei Stromausfall funktionsfähig. Und das Sahnehäubchen: wir haben Netflix, und der Fernseher kann ebenfalls mit dem Akku betrieben werden. Notfall-Lampen mit Akku stehen auch zur Verfügung – was will man mehr? Alles perfekt hier! Load Shedding kann uns mal!
Als wir am ersten Abend durch die sozialen Medien zappen fällt Magdalena etwas auf. Reinhardt Buhr ist einer unserer Lieblingsmusiker. Er ist ein sogenannter «Looper», er spielt unzählige Instrumente und seine Musik ist für uns unheimlich inspirierend und beruhigend. Speziell in Mexiko, als wir teilweise 12 Stunden lange Busfahrten hinter uns bringen mussten, war Reinhardt Buhr mit seiner Musik unser ständiger Begleiter. Wir lieben seine Musik einfach, und jedes Musikstück ist individuell und einzigartig, da er immer improvisiert und neue Beats «erfindet». Fantastisch! Tja, und genau dieser Reinhardt Buhr lebt in einer Stadt, in der wir mittlerweile schon einige Tage verbracht haben: Kapstadt! Und ganz, ganz selten passiert es auch, dass er ein spontanes Live-Konzert mitten in der Waterfront gibt. Genau am Vorplatz des Food Markets, dem Gebäude, das wir noch am Vortag besucht hatten. Aber wie gross ist die Chance, dass er genau dann einen Auftritt hat, an dem wir hier sind? Gleich Null. Oder nicht ganz Null.
Magdalena fällt es auf, denn Instagram schlägt es ihr vor: Reinhardt hat ein neues Video auf Instagram gestellt. Er hatte heute, ja genau HEUTE ein Live-Konzert an diesem besagten Platz. Oh nein! Das darf echt nicht wahr sein. Am Donnerstag waren wir noch da – und einen Tag später wäre er dort gewesen. Wie schade. Was würden wir dafür geben, den mal live zu sehen. Okay, wir können ja man fragen, wann das nächste Konzert ist. Klar, bei rund 600.000 Followern ist die Chance auch nicht besonders gross, dass er auf einen Kommentar antwortet – aber ein Versuch ist es wert. Wir schreiben unter das Video, dass wir seine Musik wirklich sehr lieben und ob er schon weiss, wann das nächste Auftritt geplant ist. Auf seiner Webseite lässt sich das leider nicht herausfinden.
Zwei unglaubliche Sachen passieren: erstens: nach etwa drei unheimlich langen Stunden erhalten wir tatsächlich eine Antwort auf unseren Kommentar! Und das zweite Unglaubliche: er schreibt, dass er am nächsten Tag nochmals an der gleichen Stelle ein Konzert geben wird. Okay, für uns beide ist sofort sonnenklar: wir müssen am nächsten Tag zur Waterfront: Reinhardt spielt live!
Der Auftritt ist um 15 Uhr geplant. Da die Fahrt in die Stadt mit dem Uber aber auch einiges kostet, wollen wir den ganzen Tag ausnutzen. Wir fahren also schon am Vormittag hin. Da Samstag ist, ist wieder der Bauernmarkt, an dem wir schon einmal waren. Nachdem uns der wirklich gut gefallen hat beschliessen wir, dass wir dort hinfahren und erst gemütlich frühstücken. Gesagt, getan. Aber wir merken schnell, dass wir jetzt mitten in der «holiday season» sind. Die Anzahl an Menschen ist um ein Vielfaches höher als noch beim letzten Mal und wir werden von den Massen durch den Markt geschoben. Wow, das sind wir nicht mehr gewöhnt. Wir sind und relativ schnell einig, dass wir unser Frühstück woanders einnehmen werden. Wir finden ein geeignetes Lokal und geniessen aufgrund der bereits fortgeschrittenen Tageszeit statt klassischem Frühstück einen leckeren Burger.
Und wer ihn und seine Musik unterstützen möchte, der sollte auf seine Webseite schauen: https://www.reinhardtbuhr.com
Die kommenden Tage sind wir in unserem kleinen Apartment damit beschäftigt, die ganzen Erlebnisse aufzuarbeiten und zu (digitalem) Papier zu bringen. Fotos sortieren und alles, was die letzten 6 Wochen liegengeblieben ist, wieder auf Stand zu bringen. Am 24. Dezember spazieren wir zum örtlichen Einkaufszentrum und besorgen unser «Christmas Dinner»: ein Hühnchen. Die Kartoffeln und den Salat machen wir als Beilage selbst und fertig ist unser Weihnachtsessen, das wir unter unserem Carport genüsslich verzehren. Wir platzen fast, aber ein guter Nachtisch darf heute ausnahmsweise nicht fehlen: leckere Früchte und eine noch leckerere Mousse au Chocolat.
Die Feiertage so ganz allein zu verbringen, ohne Familie und Freunde, ist immer etwas komisch. Auch wenn unsere Reise viele unglaubliche Erfahrungen und Erlebnisse bringt – an diesen Tagen ist es meistens am schwersten. Trotzdem freuen wir uns auf die Tage, die uns noch bevorstehen und besonders auf die Weiterreise durch die Garden Route, die wir im neuen Jahr starten werden.