Was Du auf dem Feld Deines Lebens anbaust, ist wichtiger als die Grösse des Feldes.
Sprichwort aus Afrika
Unsere Route führt weiter von Mossel Bay, Richtung George. Wir haben uns dort wieder in ein Apartment mit Küche und allem, was benötigt wird, um sich selbst versorgen zu können, eingebucht. Auch wenn man relativ günstig in Südafrika essen gehen kann, ist es mit unserem Budget nicht drinnen, immer Essen zu gehen.
Es ist kurz vor 19:00 Uhr als wir im Apartment ankommen. Die Besitzer sind sehr nett und weisen uns gleich darauf hin, dass noch bis 21:00 Uhr Load Shedding ist. Somit haben wir keine Möglichkeit uns was zu Essen zu machen. Leider sind noch lange nicht alle Apartments auf das verhasste Load Shedding vorbereitet, und viele haben immer noch Elektroherde in den Wohnungen.
Wir sind inzwischen schon so an die Stromausfälle gewöhnt, dass wir unsere Essenszeiten an die Stunden anpassen, an denen der Strom vorhanden ist. Nur geht das nicht immer. Wir checken nochmals in der App, wie lange wir heute definitiv keinen Strom haben. Und siehe da: vor 04:00 Uhr morgens(!!) soll es keinen Strom mehr geben. Die haben doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. 10 Stunden kein Strom, dass darf doch nicht wahr sein.
Es nutzt nichts, sich darüber aufzuregen. Wir fahren zum nächsten Supermarkt und holen uns dort was von der warmen Theke. Bei allen grossen Supermärkten laufen während der Stromausfälle riesige Dieselgeneratoren, damit die Lichter leuchten und sie die Regale kühl und die Theke heiss halten können. Besser kann man die Umwelt nicht verschmutzen – Gratulation an Südafrikas Stromwirtschaft!
Die Wäsche geben wir noch schnell in die Wäscherei ab, bevor es dann zurück in die dunkle Wohnung geht. Bei romantischem Kerzenschein geniessen wir dann mehr oder weniger unser gekauftes Abendessen. Bevor es ins Bett geht, duschen wir wieder mal im Dunkeln (nur mit Handytaschenlampe).
Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg und fahren Richtung Wilderness. Da wollen wir zum Hidden Waterfall laufen. Mir ist für die Recherche nicht allzu viel Zeit geblieben und so habe ich mir einfach die Sehenswürdigkeiten in und rund um George herausgesucht. Schon nach den ersten Metern Richtung Wasserfall kommen uns die Zweifel, ob hier wirklich ein Wanderweg ist.
Wir kämpfen uns den Hügel rauf auf einem immer schmaler werdenden Pfad und bewegen uns gefühlt immer mehr vom Wasserfall weg als dorthin. Nach gut 15 Minuten drehen wir um. Vor uns liegen nur noch steile Felsen und Klippen. Es hat keinen Sinn mehr. Der Weg ist definitiv falsch. Wir können den Wasserfall zwar schon hören. Müssen uns aber eingestehen, dass man vermutlich nur mit dem Kanu bzw. SUP entlang des Flusses zum Wasserfall kommt.
Unten angekommen probieren wir unser Glück bei der Verleihstation. Vielleicht ist es gar nicht so teuer sich ein Kanu auszuleihen und wir können den Wasserfall doch noch sehen. Rene geht entschlossen zu der Mitarbeiterin hin und bespricht die Konditionen. Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich schon, dass es nichts wird mit der Kanutour. Die wollen doch tatsächlich umgerechnet 20 Euro haben, um das Kanu für 1 Stunde auszuleihen, um zum Wasserfall zu gelangen, der gleich ums Eck ist. Das ist uns dann doch zu viel und so lassen wir Wasserfall, Wasserfall sein und fahren zu unserem nächsten Ziel.
Nach einer kurzen Fahrt über eine Schotterstrasse mit ziemlich viel Wellblech (so werden hier die Strassenverhältnisse genannt, wenn viele Spur- und Querrillen auf den Schotterstrassen sind) stehen wir am Parkplatz von der Map of Africa. Das Wetter ist heute ziemlich bewölkt und so zeichnet sich das Landschaftsbild nicht so genau ab. Trotzdem macht sie ihrem Namen alle Ehre, denn der Canyon bzw. der Fluss, der sich unten abzeichnet, sieht genauso aus wie der untere Teil von Afrika.
Rene will unbedingt noch den Montagu Pass machen. Es kommt mir vor als ob er heute noch zu wenig Kilometer auf Schotterstrassen gemacht hat. Laut meinen Recherchen soll dieser Pass mit jedem Fahrzeug befahrbar sein. Teilweise ist er einspurig, aber es soll mehrere Ausweichmöglichkeiten geben.
Schnell wird uns klar, dass diese Fahrt keine leichte Spazierstrecke wird. Unser Dr. Cheapy kommt ganz schön ins Schnaufen und ziemlich bald auch an seine Grenzen. Die Strasse ist in einem schlechten Zustand und es gibt viele tiefe Auswaschungen, die von dem Regen kommen, der die letzten Tage über das Land gezogen ist.
Wir wollen aber nicht gleich aufgeben und winden uns Kurve über Kurve den Pass rauf. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, wo man nur noch mit einem Fahrzeug mit sehr viel Bodenfreiheit weiterkommen würde. So schön die Strecke auch sein mag, für uns ist nun Schluss – denn wir wollen die Kaution unseres Mietfahrzeugs nicht aufs Spiel setzen. Wir drehen um und fahren zurück Richtung Apartment.
Wir verlassen George am nächsten Tag und brechen früh morgens auf. Heute geht es über den Outeniqua Pass ca. 100 Kilometer ins Landesinnere. Wir passieren wunderschöne Gebirgslandschaften und Bergketten und sehen die ein oder andere Straussenfarm rund um Oudtshoorn.
Unser Ziel heute ist die Cango Cave. Bei extremen 41 Grad Aussentemperatur genau der richtige Zeitvertreib. Die Abkühlung in der Höhle kommt uns mehr als nur gelegen. Die Cango Caves gehören zu den grössten Tropfsteinhöhlen der Welt. Die Höhle erstreckt sich auf 4 km Länge, unterteilt in 3 Abschnitte, wovon Besucher nur ca. 1,2 km entdecken können.
Man kann zwischen der Heritage Tour und der Adventure Tour wählen. Festes Schuhwerk und leichte Kleidung ist zu empfehlen. Wanderschuhe sind nicht erforderlich. Die Adventure Tour ist nur für schlanke und fitte Leute ohne Klaustrophobie möglich. Es handelt sich hierbei um eine anspruchsvolle Tour, mit spannenden Passagen und engen Tunneln. Bei der Tour muss man kriechen, auf dem Bauch (oder Rücken) rutschen und klettern. Vermutlich fühlt man sich danach wie ein echter Höhlenforscher.
Wenn man sich nicht sicher ist, ob man die «richtigen» körperlichen Voraussetzungen hat, dann gibt es beim Eingang eine Möglichkeit auszuprobieren, ob man durch die engen Stellen der Höhle durchkommt.
Wir haben die klassische Heritage Tour gewählt. In gut einer Stunde erfährt man sehr viel über die Höhle und Ihre Geschichte. Man bekommt einen interessanten Einblick über das riesige Höhlensystem.
Da unser nächste Ziel Knysna ist, wählen wir den Weg über die Seven Pass Road. Es handelt sich hierbei über die älteste direkte Strassenverbindung zwischen George und Knysna. Wie der Name schon verrät, führt die Strasse über sieben Pässe. Dieses Mal schaffen wir die Passstrasse(n) ohne Probleme und unser kleiner Dr. GP meistert jeden Pass mit Bravour. Die Schotterstrasse ist auch kein Vergleich mit dem Montagu Pass. Diese Strasse ist wirklich für jeden Fahrzeugtyp machbar.