Fehler gleichen einem Hügel. Jeder ersteigt seinen und sieht nur die der anderen.
Sprichwort aus Südafrika
Die Fahrt von Knysna nach Plettenberg Bay ist nicht besonders lange. Nur gute 45 Minuten trennen die beiden Orte voneinander. Als wir losfahren hat es noch brütende Hitze. Je näher wir nach Plettenberg kommen, desto trüber wird es. Plötzlich sehen wir nur noch Wolken (oder besser gesagt Hochnebel) und es wird um einige Grad kühler. Wobei auch schon in Knysna das Wetter die letzten Tage nicht ganz so gut mitgespielt hat. Trotzdem muss man sich im Januar in Südafrika nicht allzu viele Gedanken um das Klima machen: An der Küste ist es fast immer warm – aber zum Baden doch irgendwie zu frisch, weil die Wassertemperaturen einfach viel kühler sind als man es beispielsweise vom Mittelmeer her gewohnt ist. Aber dennoch gibt es viele Plätze, an denen die Leute ins Meer baden gehen. Man muss einfach ein bisschen härter sein. Oder nicht solche Warmduscher sein wie wir.
In Plettenberg Bay erwartet uns Magdalenas Traum: ein Tiny-Home, oder genauer gesagt ein 40 Fuss Container, der zu einem Wohn»haus» umgebaut wurde. Gefühlte 10 Jahre liegt sie mir schon in den Ohren, dass sie gerne ein Tiny-Haus oder einen Container als Wohnung hätte. Ich bin ja eher der Block-Haus-Typ mit dicken Baumstämmen als Wände. Aber gut – lassen wir jetzt einmal Magdalenas Traum wahr werden. Tatsächlich bietet das Containerhaus überraschend viel Platz. Natürlich ist es nur ein Schlauch, aber immerhin haben darin eine Küche, ein Wohnbereich, eine Nasszelle mit Dusche und WC und sogar noch zwei Schlafzimmer (eines mit Stockbetten, das andere mit einem Doppelbett) Platz. Der Container steht mitten im Nirgendwo. Zuerst müssen wir eine unwegsame Schotterstrasse mit unzähligen Schlaglöchern überwinden, fahren mitten durch einen Wald durch die Büsche und kommen schlussendlich auf eine Lichtung, wo unser neues Zuhause für die nächsten 3 Tage steht. Zugegeben, es sieht schon schick aus. Aber Einsamkeit und Abgeschiedenheit sollte man mögen.
Wir sind heute Abend nicht allein. Aber so ganz glücklich sind wir mit unserem Besuch nicht, denn der hat 8 Beine und ist etwa 8 cm gross. Als ich am Tisch/Tresen sitze bemerke ich im Augenwinkel einen recht schnellen, schwarzen Schatten vorbeihuschen. Das bedeutet meistens nichts Gutes. Ist es auch nicht. Eine ziemlich fette Spinne versteckt sich hinter dem Vorhang, und bei aller Tierliebe – aber Arachnoiden mag ich überhaupt nicht. Meine Phobie hat sich in den letzten Jahren etwas abgeschwächt und mittlerweile kann ich kleinere Spinnen ins Freie befördern, wenn es unbedingt sein muss. Bei dieser Grösse gebe ich allerdings w.o. Aber auch diese Tiere sollen ein Recht auf Leben haben, also versuchen wir, sie nicht umzubringen. Magdalena hat eine viel grössere Phobie als ich, aber wir einigen uns drauf, alle Tiere am leben zu lassen. Alle, mit zwei Ausnahmen: Mücken und Fliegen – die Viecher machen mich echt irre. Gut – zurück zu unserem achtbeinigen Freund. Unsere Vermieterin hat gesagt, falls irgendetwas sein sollte, sollen wir sie einfach anrufen – sie kann innerhalb kurzer Zeit da sein. Eigentlich ging es uns in erster Linie darum zu erfahren, ob sie giftig ist oder nicht. Wir schicken ihr eine WhatsApp mit der Frage, ob wir uns Sorgen machen müssen. Die Antwort kommt prompt: a) nein, keine Sorge, nicht sehr giftig und b) sie kommt bei uns vorbei.
Ein paar Minuten später trifft sie ein und bestätigt, was sie schon vermutet hat: es ist eine (wie sie sie nennen) Rain Spider oder Huntsman Spider - zu Deutsch: eine Riesenkrabbenspinne. Die kommen gerne in die Häuser, wenn es draussen regnet. Und das tut es derzeit auch. Sie ernährt sich von allerlei Ungeziefer und frisst auch gerne mal eine Eidechse. Sie fängt sie ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal mit einem Glas ein und versichert uns, dass sie sie in die Freiheit entlässt – aber in der Nähe ihres Hauses, weit weg von unserem. Das beruhigt uns erstmal und wir bedanken uns. Das Abendessen kann nun also beginnen.
Heute steht die Wanderung bei Robberg Island an. Wir sind schon gespannt, denn man hat uns erzählt, dass die Wanderung wirklich sehr schön sein soll. Die ganze Insel – das Robberg Nature Reserve – ist ein Nationalpark, für den natürlich wieder ein Eintritt fällig ist. Aber der Eintritt in das Robberg Nature Reserve ist verhältnismässig günstig: 60 südafrikanische Rand pro Person (Stand 01/2023), in Summe also 120 Rand, was ungefähr 6,30 EUR entspricht. Aber es lohnt sich, wie wir rückblickend finden.
Auf Robberg gibt es 3 verschiedene Wanderungen, die man machen kann:
Wir entscheiden uns für «The Point», was die längste und die anspruchsvollste Route ist. Sie führt einmal komplett um die ganze Insel. Der Wind pfeift uns um die Ohren, am Himmel hängt immer noch der Hochnebel, mancherorts reicht er sogar bis zum Boden. Aber wir freuen uns trotzdem. Und man hat uns wirklich nicht zu viel versprochen. Schon die ersten paar Kilometer sind wirklich atemberaubend. Obwohl die Sicht nicht besonders gut ist – oder vielleicht genau deswegen – wirkt die ganze Szene teilweise mystisch. Der Nebel lichtet sich im Laufe unserer Wanderung immer mehr und die Umgebung wird immer deutlicher. Die Schwaden bewegen sich nahe der Küste und auf die Berghänge – wüssten wir es nicht besser würden wir sagen wir sind irgendwo an der rauen schottischen Küste.
Als wir den gut angelegten Wanderweg entlang laufen wird die Anzahl der Ameisen am Boden immer mehr. Die wuseligen kleinen Dinger laufen scheinbar ziellos kreuz und quer – doch was uns zunächst noch fasziniert wird ziemlich schnell unangenehm. Je weiter wir auf der Insel vordringen, umso grösser werden die Kolonien. Wir laufen immer schneller und schneller, damit uns die Viecher nicht die Beine hochkrabbeln. Aber so schnell kann man gar nicht laufen. Unser Tempo hat sich mittlerweile auf Jogging-Geschwindigkeit gesteigert. Auch die Gruppe, die vor uns läuft, joggt mit uns über die Insel. Inseljogging für Anfänger. Ganz schön lästig, und trotzdem schafft man es nicht, sich die Insekten vom Leib zu halten. Aber schlussendlich erreichen wir ein Gebiet, in dem die Ameisen nicht so zahlreich sind und wir können etwas durchatmen. Apropos Atmen: Dafür wird der Geruch immer intensiver. Schon seit Beginn unserer Wanderung haben wir einzelne Robben im Wasser schwimmen sehen, aber was sich nun vor uns auftut sprengt bei Weitem alles, was wir uns vorstellen konnten.
Wir erreichen eine Robbenkolonie mit geschätzten 6000 Tieren. Es hört sich an wie eine aufgeregte Schafsherde. Der Geruch (sorry: der Gestank!) raubt einem den Atem. Wer schon mal in der Nähe einer Robbenherde war weiss, wovon ich schreibe. Obwohl wir glücklicherweise gut 150 m oberhalb der Tiere sind und von oben auf die herabschauen können, wird uns aufgrund des Gestanks fast übel. Aber na ja, so riechen die eben. Ist wie im Sommer im Linienbus – da kann man nix machen.
Gegen Mittag landen wir am besagten «Point» - dem äussersten Ende der Insel. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen für unser Frühstück/Mittagessen mit Blick auf das Meer und finden ein kleines Paradies. Vor uns tanzen die Robben im Meer, lassen sich treiben und turnen herum, während wir bei allerbester Sicht unsere Mahlzeit einnehmen können. Besser kann man die Mittagspause nicht verbringen.
Unser Weg führt uns zum Tsitsikamma National Park – dem wohl berühmtesten Nationalpark auf der südafrikanischen Garden Route. Wir fahren von Plettenberg Bay ungefähr 1 Stunde über eine gute Teerstrasse. Schotterstrassen sind an der Garden Route ohnehin eher selten – ausser man fährt bewusst Pässe. Die Hauptverkehrsrouten sind hier in der Regel alle asphaltiert. Um von Plettenberg zum Nationalpark zu kommen, fährt man über die N2. Und die ist gebührenpflichtig – sprich: hier wird Maut fällig. Man kann die Strecke fast unmöglich umfahren, ausser man macht einen sehr weiten Bogen um die Strecke, was sich angesichts des Mautpreises nicht rechnet. Denn die Maut auf der N2 vor dem Tsitsikamma National Park beträgt für
Beim Tsitsikamma National Park heisst es nochmals Zähne zusammenbeissen: hier beträgt der Eintritt 560,- südafrikanische Rand (rund 30,- EUR) für zwei Personen – also 280,- Rand (15,- EUR) pro Person pro Tag (Stand 01/2023). Schade, dass man als internationaler Besucher gegenüber einem südafrikanischen Staatsbürger das 4fache(!!) des Eintritts bezahlen muss. Die Preistabelle im Detail:
Dass internationale Besucher bei den Eintrittspreisen übrigens stärker zur Kasse gebeten werden, ist keine Seltenheit. Im Gegenteil: fast überall bezahlt der Tourist das 4 – 6fache gegenüber den Eintrittspreisen für Einheimische. Das ist hier gängige Praxis.
Im Park entscheiden wir uns dafür, drei Wanderungen zu machen – wobei die zweite Wanderung die Fortsetzung der ersten ist. So gesehen waren es also lediglich zwei. Es sind aber auch zwei sehr schöne Wanderungen, die man fast gemacht haben muss, wenn man da ist.
Der Mouth Trail ist mit Abstand die kürzeste und einfachste Wanderung. Der Weg führt gerade mal einen Kilometer über einen gut gefestigten Holzsteg und ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Dadurch ist er auch problemlos für kleine Kinder und ältere Menschen machbar. Nur zum Schluss führen ein paar Treppenstufen etwas steiler nach unten. Am Ende des Mouth Trails warten dann die bekannten Hängebrücken (Suspension Bridges) und der Stroms River Mouth.
Der Storms River Mouth ist die Flussmündung des gleichnamigen Flusses und wird von zwei riesigen Felswänden eingeschlossen. Der Mouth Trail ist nur gut einen Kilometer lang und dauert etwa 25 – 30 Minuten (1 Stunde inkl. Rückweg, kein Rundweg!).
Wir nehmen uns Zeit für eine kurze Mittagspause, fahren anschliessend vom Parkplatz im Osten zum anderen Parkplatz beim Campingplatz, da dies der bessere Ausgangspunkt für die nächste Wanderung ist. Denn für den Nachmittag haben wir uns den Waterfall Trail ausgesucht. Wie der Name schon sagt, ist das Ziel ein Wasserfall. Dieser führt in etwa 1 ½ Stunden zu einem schönen Wasserfall mit einem natürlichen Pool. Der Weg führt grösstenteils über sehr schroffe Felsen und grüne Hänge entlang des Ozeans – ein wahres Erlebnis. Aber auch diesen Trail sollte man nicht unterschätzen. Und noch mehr als beim „Outlook Trail“ empfehlen wir hier wirklich gutes Schuhwerk – Wanderschuhe oder sehr gute Hiking-Turnschuhe sind hier ein Muss. Man sollte trittsicher sein und auch seine Wasservorräte aufgefüllt haben, denn es ist teilweise wirklich anstrengend! Auch etwas schwindelfrei sollte man sein und generell über eine gute Balance verfügen.
Als Belohnung kann man sich am Ziel im natürlichen Pool erfrischen – wenn es einem nichts ausmacht, dass das Wasser hier (wie fast überall) braun bis schwarz ist. Man sieht den Boden also nicht, aber es ist unglaublich erfrischend! Und die Szene wirkt wieder einmal wie aus einem Märchen. Die Wassermenge, die herabstürzt, ist zwar nicht allzu gross, aber dennoch fühlt man sich ein wenig wie in einem Paradies. Und nachdem wir die erste Scheu über das Schwarz-Braune Wasser überwunden haben, trauen wir uns auch in das erfrischende Nass und fühlen uns dank der Abkühlung richtig pudelwohl. So wohl, dass wir gar nicht mehr rauswollen.
Die Leser unseres Blogs sollen natürlich auch mit Tips und Tricks versorgt werden. Eine kleine Info zum Thema Bargeld und/oder Karte: Da wir auf unserer Reise gerne so gut es geht auf Bargeld verzichten und immer versuchen, alles mit der Kreditkarte zu bezahlen, haben wir eher selten das Problem mit Bargeldabhebung. Doch so ganz ohne Bargeld kommt man in Südafrika nicht aus. Zunächst mal das positive: sehr viele Geschäfte, sogar auf Wochenendmärkten – fast flächendeckend – werden Kreditkarten akzeptiert. Meistens auch die «Tap»-Variante, unterstützen also auch das kontaktlose Bezahlen. Wer seine Karte also auf sein Handy gespeichert hat, kann über NFC zu 95 % überall bezahlen.
Auch an den Tankstellen werden überall Kreditkarten akzeptiert. Ja es wird sogar erwartet, dass mit Karte bezahlt wird – denn sie kommen nach dem Betankungsvorgang schon mit dem Lesegerät ans Fenster. Dazu muss man vielleicht noch erwähnen, dass man nirgends in Südafrika selbst tanken muss (kann). An jeder Tankstelle gibt es Angestellte, die einem das Fahrzeug betanken. Man muss nicht einmal aussteigen.
Lediglich bei vereinzelten Unterkünften, die wir über Booking gebucht haben, wurde nur Bargeld akzeptiert. Aber trotzdem: das waren wirklich seltene Einzelfälle. Meistens sind es Privatpersonen, die über kein Kartenlesegerät verfügen. Aber ansonsten geht alles mit Karte. Auch sehr kleine Beträge.
Sollte man trotzdem nicht drum herumkommen, in Südafrika mit Bargeld bezahlen zu müssen – oder wenn man es vielleicht sogar bevorzugt oder gerne einen kleinen Sicherheitsbestand an Bargeld dabeihaben möchte, muss man sich eine Bank und einen entsprechenden ATM (=Bankomat) suchen. Wir haben dabei festgestellt, dass die meisten südafrikanischen Anbieter eine Gebühr für das Abheben von Bargeld verlangen.
In Südafrika kann das Abheben von Bargeld an Geldautomaten zu unerwarteten Gebühren führen. Auch wenn die Kreditkarte verspricht, dass man KOSTENLOS Geld abheben kann. Das mag stimmen, denn der Betreiber der Karte verlangt möglicherweise keine Gebühr. Die hiesigen Banken jedoch schon. Die erheben oft eine Gebühr von 50 Rand pro Abhebung mit einer ausländischen Karte (umgerechnet etwa 2,50 EUR), was für Reisende eine zusätzliche Belastung darstellen kann. Schaut euch das daher lieber genauer an.
Wir haben einige Banken und ATM´s ausprobiert. Von den 4 grössten südafrikanischen Banken – die ABSA, FNB (First National Bank), Nedbank und Standard Bank, bietet nur die Standard Bank die Möglichkeit, kostenlos an ihren Geldautomaten Geld abzuheben. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Banken. Wenn ihr also nach einer Bank sucht, um in Südafrika kostenlos Bargeld abzuheben, dann solltest du zur Standard Bank gehen.
Die kommenden Tage verbringen wir in Plettenberg Bay ziemlich gemütlich und relaxed. Abgesehen von ein paar Spaziergängen machen wir uns an die Planung für unser nächstes Abenteuer. Wir haben lange überlegt, ob wir es uns „gönnen“ sollen – denn was wir vorhaben ist leider nicht ganz so budgetfreundlich, wie wir es sonst machen. Denn wer uns verfolgt weiss, dass wir nur ein sehr kleines Monatsbudget haben. Deshalb ist bei uns fast alles ziemlich schnell über unserem Limit. Doch wir wissen: 2023 wird vermutlich das erste Jahr werden, in dem wir mit unserem Reisebudget nicht auskommen werden. Aber schauen wir mal – es ist ja erst Januar.
Wir vergleichen Flüge. Ursprünglich war unser Plan, die Garden Route bis Port Elizabeth zu fahren und von dort dann „irgendwo hin“ zu fliegen. Wir stellen fest, dass ein Flug ab George fast durchwegs günstiger ist als von Port Elizabeth. Deswegen beschliessen wir kurzerhand, dass wir unsere Wunschdestination von George aus ansteuern, und nicht von Port Elizabeth. Wir sparen uns also die letzten Kilometer nach Port Elizabeth und lassen diesen Teil der Garden Route aus. Wobei uns gesagt wurde, dass Port Elizabeth eine nicht besonders ansprechende Industriestadt sein soll, die man auch getrost auslassen kann. Na gut, wir können es nicht beurteilen, denn wir fahren zurück nach George und übernachten die allerletzte Nacht in Südafrika, bevor es weitergeht. Wo wir genau hinwollen und was wir vorhaben, das erfahrt ihr im nächsten Bericht.