
Hejdå Sverige!
2. September 2020
Natur pur: vom Nordkap nach Senja
12. September 2020Der Nordkap-Traum

Der Norden vergisst nicht
06. September 2020
Geschrieben von Rene
Wir wollen von Schweden nach Norwegen, und mein Plan: wir fahren einfach nach 17:30 Uhr über die Grenze, denn da sind die alle schon zuhause im Feierabend. Dann kann uns keiner Fragen stellen und niemand in Quarantäne schicken. Gut – wir haben uns schon darauf vorbereitet und haben uns auch ein kleines Hotel in Norwegen rausgesucht, welches uns für die erforderlichen 10 Tage aufnimmt. Aber es würde uns eben wieder einmal um 10 Tage nach hinten werfen. Deswegen möchten wir es gerne vermeiden, wenn es sich irgendwie machen lässt.
Plan Nummer zwei: wir nehmen einen möglichst kleinen Grenzübergang. Nicht die Hauptverkehrsroute. Das Problem in Lappland: Strassen sind hier Mangelware, und eine andere Route bedeutet ziemlich schnell mal mehrere hundert Kilometer Umweg. Also gut – Plan 1 bleibt vorerst bestehen. Wir hoffen, dass wir rein können – wir wüssten ansonsten gar nicht so recht, was wir tun sollen. Nochmal Schweden? Weiter in den Norden? Klar – es gefällt uns richtig gut, aber das dumme an der Einsamkeit ist, dass man sich sehr schnell einsam fühlt. Wir brauchen nicht immer Halli-Galli-Glitzer-Party, aber einmal am Tag andere Menschen sehen finden wir doch ziemlich cool.
Ich erzähle meiner Frau, dass da sicher kein Mensch mehr steht und fahre 40, wo 80 erlaubt sind. Der Übergang rückt immer näher, und immer mehr norwegische Fahrzeuge kommen uns entgegen. Also wenn es kein Problem ist, nach Schweden rein zu kommen, geht es auch raus. Wir fahren weiter und passieren tatsächlich die Grenze – Juhuuu!!! Sverige Ende, Norge Beginn. «Siehst du» sage ich voller Stolz – keine Kontrolle! 200 Meter weiter sind Blinklichter, die uns auf einen Parkplatz lotsen. Boarder Control. Hätt ich doch einfach mal meine Klappe gehalten.
Selbstbewusst fahre ich zum Beamten hin und setze ein möglichst sympathisches Lächeln auf. Aber nicht übertreiben. Er möchte gerne wissen, ob wir nach Norwegen möchten. Okay – mit dieser Frage habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich bestätige, was offensichtlich ist. Dann möchte er gerne wissen, wo wir die letzten Tage verbracht haben. Zu unserem Glück gilt die Region vom südlichen Lappland als «grüne Zone», und ich erkläre ihm, dass wir aus diesem Gebiet kommen. Das genügt ihm dann auch schon und er meint, dass alles in Ordnung ist und wir weiterfahren können. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte dem guten Mann die Hand geschüttelt. Das hab ich dann aber doch lieber gelassen.
Unser erstes Ziel in Norwegen ist die Industriestadt Mo I Rana. Das ist aber tatsächlich nichts Sehenswertes, und so nutzen wir es lediglich als Zwischenstation, wo wir eine Nacht neben einer Stahlfabrik verbringen. Hinter uns platzieren sich zwei Jungs aus Waadt in der Schweiz, und nach einem kurzen «Hallo» kommen wir auch schon ins Gespräch. Wir unterhalten uns ziemlich lange und erfahren, was die zwei schon gemacht und was sie noch alles vorhaben. Gefällt uns richtig gut – tolle Pläne!
Was uns nicht so gut gefällt, ist das Wetter. Nachdem wir in Schweden ja so gut wie jeden Tag mit angenehmen Temperaturen und blauem Himmel verwöhnt wurden, so scheint das gute Wetter an der Grenze hängen geblieben zu sein. Die Wolken hängen ziemlich tief und der Regen lässt nicht lange auf sich warten. Spielt für uns aber keine Rolle, wir wollen ohnehin jetzt so schnell wie möglich in den Norden, damit es noch nicht zu kalt ist, wenn wir am nördlichsten Punkt Europas ankommen.
Von Mo I Rana sind es immerhin noch 1.130 km bis ganz nach oben – die Dimensionen hier sind doch etwas anders. Wenn man bedenkt, dass es in Nord-Norwegen keine Autobahn gibt und das meiste mit 80 km/h fahren muss, dann kann man sich ausrechnen wie lange es dauert. Aber der Weg ist das Ziel. Die E6 – wie die Hauptverkehrsroute hier heisst - hat zunächst nicht wahnsinnig viel zu bieten. Wir teilen unsere Anfahrt in mehrere Etappen. Das gibt uns die Gelegenheit, an wirklich eindrucksvollen Plätzen stehen und übernachten zu dürfen. Norwegen ist bedeutend hügeliger und verwinkelter als Schweden. Aber landschaftlich dadurch auch sehr attraktiv. Bei der Wahl der nächsten Stellplätze sehen wir dann, wovon alle Norwegenreisende berichten und schwärmen. Wir können es teilweise gar nicht glauben, und in Worte zu fassen fällt schwer: es sind atemberaubende Aussichten, mystische Fjorde und tosende Flüsse und Wasserfälle, die unsere Sinne in ihren Bann ziehen. Es ist unglaublich schön, aber es wird auch immer kälter. Durchschnittlich liegen wir jetzt bei einer Tagestemperatur von rund 12 Grad. Draussen sitzen ist nur was für die Hartgesottenen. Trotz allem: wir sind geflasht und können uns kaum satt sehen. Wir passieren den 66sten Breitengrad, was uns das unübersehbare Gebäude ARCTIC CIRCLE CENTER verrät – und sind nun ab sofort oberhalb des Polarkreises. Da müssen wir natürlich eine kleine Pause einlegen.
Plan Nummer zwei: wir nehmen einen möglichst kleinen Grenzübergang. Nicht die Hauptverkehrsroute. Das Problem in Lappland: Strassen sind hier Mangelware, und eine andere Route bedeutet ziemlich schnell mal mehrere hundert Kilometer Umweg. Also gut – Plan 1 bleibt vorerst bestehen. Wir hoffen, dass wir rein können – wir wüssten ansonsten gar nicht so recht, was wir tun sollen. Nochmal Schweden? Weiter in den Norden? Klar – es gefällt uns richtig gut, aber das dumme an der Einsamkeit ist, dass man sich sehr schnell einsam fühlt. Wir brauchen nicht immer Halli-Galli-Glitzer-Party, aber einmal am Tag andere Menschen sehen finden wir doch ziemlich cool.
Ich erzähle meiner Frau, dass da sicher kein Mensch mehr steht und fahre 40, wo 80 erlaubt sind. Der Übergang rückt immer näher, und immer mehr norwegische Fahrzeuge kommen uns entgegen. Also wenn es kein Problem ist, nach Schweden rein zu kommen, geht es auch raus. Wir fahren weiter und passieren tatsächlich die Grenze – Juhuuu!!! Sverige Ende, Norge Beginn. «Siehst du» sage ich voller Stolz – keine Kontrolle! 200 Meter weiter sind Blinklichter, die uns auf einen Parkplatz lotsen. Boarder Control. Hätt ich doch einfach mal meine Klappe gehalten.
Selbstbewusst fahre ich zum Beamten hin und setze ein möglichst sympathisches Lächeln auf. Aber nicht übertreiben. Er möchte gerne wissen, ob wir nach Norwegen möchten. Okay – mit dieser Frage habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich bestätige, was offensichtlich ist. Dann möchte er gerne wissen, wo wir die letzten Tage verbracht haben. Zu unserem Glück gilt die Region vom südlichen Lappland als «grüne Zone», und ich erkläre ihm, dass wir aus diesem Gebiet kommen. Das genügt ihm dann auch schon und er meint, dass alles in Ordnung ist und wir weiterfahren können. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte dem guten Mann die Hand geschüttelt. Das hab ich dann aber doch lieber gelassen.
Unser erstes Ziel in Norwegen ist die Industriestadt Mo I Rana. Das ist aber tatsächlich nichts Sehenswertes, und so nutzen wir es lediglich als Zwischenstation, wo wir eine Nacht neben einer Stahlfabrik verbringen. Hinter uns platzieren sich zwei Jungs aus Waadt in der Schweiz, und nach einem kurzen «Hallo» kommen wir auch schon ins Gespräch. Wir unterhalten uns ziemlich lange und erfahren, was die zwei schon gemacht und was sie noch alles vorhaben. Gefällt uns richtig gut – tolle Pläne!
Was uns nicht so gut gefällt, ist das Wetter. Nachdem wir in Schweden ja so gut wie jeden Tag mit angenehmen Temperaturen und blauem Himmel verwöhnt wurden, so scheint das gute Wetter an der Grenze hängen geblieben zu sein. Die Wolken hängen ziemlich tief und der Regen lässt nicht lange auf sich warten. Spielt für uns aber keine Rolle, wir wollen ohnehin jetzt so schnell wie möglich in den Norden, damit es noch nicht zu kalt ist, wenn wir am nördlichsten Punkt Europas ankommen.
Von Mo I Rana sind es immerhin noch 1.130 km bis ganz nach oben – die Dimensionen hier sind doch etwas anders. Wenn man bedenkt, dass es in Nord-Norwegen keine Autobahn gibt und das meiste mit 80 km/h fahren muss, dann kann man sich ausrechnen wie lange es dauert. Aber der Weg ist das Ziel. Die E6 – wie die Hauptverkehrsroute hier heisst - hat zunächst nicht wahnsinnig viel zu bieten. Wir teilen unsere Anfahrt in mehrere Etappen. Das gibt uns die Gelegenheit, an wirklich eindrucksvollen Plätzen stehen und übernachten zu dürfen. Norwegen ist bedeutend hügeliger und verwinkelter als Schweden. Aber landschaftlich dadurch auch sehr attraktiv. Bei der Wahl der nächsten Stellplätze sehen wir dann, wovon alle Norwegenreisende berichten und schwärmen. Wir können es teilweise gar nicht glauben, und in Worte zu fassen fällt schwer: es sind atemberaubende Aussichten, mystische Fjorde und tosende Flüsse und Wasserfälle, die unsere Sinne in ihren Bann ziehen. Es ist unglaublich schön, aber es wird auch immer kälter. Durchschnittlich liegen wir jetzt bei einer Tagestemperatur von rund 12 Grad. Draussen sitzen ist nur was für die Hartgesottenen. Trotz allem: wir sind geflasht und können uns kaum satt sehen. Wir passieren den 66sten Breitengrad, was uns das unübersehbare Gebäude ARCTIC CIRCLE CENTER verrät – und sind nun ab sofort oberhalb des Polarkreises. Da müssen wir natürlich eine kleine Pause einlegen.
Die nächsten Tage sind geprägt von ständig wechselnder Landschaft, vielen Wolken aber auch sonnigen Abschnitten und natürlich enorm beeindruckender Natur. Was wir auch noch herausfinden: ohne Fähre geht in Norwegen nichts. Deswegen müssen wir einen Teil unserer Route auf die Fähre. Die Überfahrt ab Bognes ist ruhig und läuft problemlos ab, und nach gut 45 Minuten Überfahrt sind wir auch schon in Skarberget. Da haben wir uns mal eben 1.200 km Umweg gespart.
Die Fahrt geht weiter, und die Aussichten werden immer besser. Wir können uns fast nicht mehr sattsehen, und die traumhaften, einsamen Stellplätze sind einfach (sorry für das abgedroschene Wort) DER HAMMER. Man fühlt sich privilegiert, an so schönen Plätzen legal stehen zu dürfen. Wie schon berichtet nehmen das die Skandinavier sehr locker, und nach dem «Jedermannsrecht» darf jeder die Natur erleben und geniessen, solange er weiss wie er sich benehmen muss.
Noch 31 Kilometer trennen uns vom obersten Ende Europas. Die Umgebung wird noch karger, Bäume wachsen hier längst keine mehr. Nur noch Moose, Flechten und kleine Büsche. Wir befinden uns jetzt auf demselben Breitengrad wie das nördliche Alaska und Sibirien, nämlich auf dem 71sten. Hier hat es im Winter regelmässig Temperaturen von 40 Grad unter null. Acht Meter Schneehöhe und vier Monate nahezu völliger Dunkelheit gehören zum Alltag. Genauso wie Rentiere. Permanent trifft man hier auf die Herden, die unheimlich gemütlich und vollkommen unbeeindruckt auf und neben der Strasse herwandern. Man muss jetzt bedeutend vorsichtiger fahren, hinter jeder Kurve könnte ein Rentier den Weg versperren. Sie sind zahm und nicht besonders ängstlich. Wir bleiben öfter stehen als unser Zeitplan vorgesehen hat und knipsen unsere Speicherkarten voll. Die Tiere kommen bis auf ein paar Meter an Menschen heran. Uns freut es, diese herzigen Tiere aus nächster Nähe in der Natur beobachten zu können. Unser letztes Nachtlager vor dem Nordkap liegt auf einer kargen, felsigen Anhöhe mit traumhaftem Blick auf einen See und dem dahinterliegenden Meer. Der kalte Wind pfeift uns um die Ohren, aber die Vorfreude macht alles wett. Kitschiger könnte es nicht mehr sein. Doch – etwas geht noch: ein Rentier mit einem mächtigen Geweih nähert sich unserer Frida und – wie wir feststellen konnten – bleibt die ganze Nacht in unserer Nähe. Denn wir sehen es am nächsten Morgen als wir aus dem Fenster schauen, wie es immer noch gemütlich seine Kreise um uns zieht. Spätestens jetzt ist uns bewusst, wie viel Glück wir haben, diese Reise machen zu dürfen.
Die letzten Kilometer vor unserem Etappenziel sind geprägt von allen möglichen Wettererscheinungen: Sonne, Regen, Wind, abwechselnd im Minutentakt. Die Strasse wird einspurig und durchschneidet die Einöde. Verkehr und Gegenverkehr gibt es praktisch nicht mehr, alles ist leer. Die letzten Meter quälen wir unsere Frida die Anhöhe hoch. Und dann: endlich sind wir angekommen – das Nordkap. Dank der doch recht fortgeschrittenen Jahreszeit (Ende August ist hier nämlich schon ziemlich frisch, es hat nur noch 5 Grad über null) und Dank Corona ist der Parkplatz fast leer. Normalerweise tummeln sich hier hunderte Touristen Tag und Nacht, Reisende mit ihren Autos und Wohnmobilen, Radfahrer, Wanderer. Menschen wie wir, die ihren Traum erfüllen und die Sehnsucht nach den Sehenswürdigkeiten der Welt stillen möchten. Es ist schwer zu beschreiben. Das Nordkap – ein teures Restaurant mit Museum, ein Souvenirshop, draussen an der Klippe ein Globus aus Stahl, der seit 1977 dort steht, der den nördlichsten Punkt Europas markiert und den schon hunderttausende Menschen zuvor fotografiert haben. Nichts Besonderes möchte man meinen. Ist es eigentlich auch nicht. Optisch haben wir bisher schon viel Anspruchsvolleres gesehen. Aber der Ort strahlt etwas aus, das schwer zu beschreiben ist. Magisch, mystisch, wie auch immer man es nennen möchte. Wir haben viele Berichte von Nordkap-Reisenden gelesen, und viele schreiben davon, dass man es machen kann, aber nicht muss, dass es weder schön oder aussergewöhnlich ist. Ja, mag sein – aber wir sehen das anders. Emotionaler. Schon bei der Ankunft spüren wir, dass hier etwas ausgeht. Versteht mich nicht falsch: ich halte nicht gerade viel von Zauberei und Hokuspokus. Aber dieser Ort wird mir mit Sicherheit für immer in Erinnerung bleiben – weil er etwas ausstrahlt, das weder Worte noch Bilder beschreiben können. Nachdem wir wieder mal unsere Speicherkarten vollgeknipst haben, gönnen wir uns im Panorama-Restaurant einen Kaffee und ein Stück Kuchen – mit ausgezeichneter Sicht auf den Globus und den Scheitelpunkt, wo das europäische Nordmeer auf die Barentssee trifft. Weiter nördlich kann man mit dem Auto nicht mehr fahren. Endstation. Ein unbeschreibliches Gefühl. An diesem Tag – auch wenn es noch so kalt ist und ein eisiger Wind weht – gehen wir immer wieder von unserem Wohnmobil zur Klippe und lassen die Stimmung auf uns wirken. Bis spät in die Nacht, und früh morgens auch wieder.
Vielleicht war es nur das Gefühl, dass wir ein Etappenziel erreicht haben. In einem Jahr, an dem wir an fast gar nichts mehr geglaubt haben und gedacht haben, wir müssen unsere Reise abbrechen. Vielleicht war es das, was uns so beeindruckt hat. Vielleicht aber auch der Ort selbst. Wir geniessen jede Sekunde und freuen uns, dass wir es geschafft haben.
SWEStoruman
Grenze Schweden - Norwegen
Mo I Rana
Bognes
NORNordkap
Lofoten, im September 2020
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene