Natürlich statten wir auch dem Fürstenpalast und dem Wohnsitz der Grimaldis einen Besuch ab. Meine Frau erklärt mir, dass die Grimaldis keine fiktiven Märchenwesen von Hans-Christian Andersen sind, sondern das Geschlecht der monegassischen Fürstenfamilie. Unnützes Wissen am Rande: würden die Grimaldis aussterben und keine rechtmässigen Erbfolger mehr hervorbringen, würde Monaco wieder an Frankreich angegliedert werden. Aber ich glaube die haben ein Auge drauf und lassen es nicht soweit kommen. Um 11:55 Uhr ist Wachablöse, vermutlich damit der Chef pünktlich um 12 Uhr essen kann. Die Zeremonie der komplett in weiss gekleideten Wachen dauert gute zehn Minuten (es wird also nix mit pünktlich essen), ist aber musikalisch untermalt, schön anzusehen und definitiv spektakulärer als die Wachablöse vor dem norwegischen Königspalast.
Nachdem sich die Wechselschicht in Ausgangsstellung gebracht hat und der ganze Zauber vorbei ist, spazieren wir noch ein wenig herum und entdecken die superschicken, schmalen Gassen mit zahllosen Einkaufsmöglichkeiten rund um den Palast. Natürlich ist viel Touristen-Schnick-Schnack und Souvenierzeugs dabei, aber auch hier finden wir wieder viel Handwerkskunst, Selbstgemachtes und Dekoratives. Zudem ist hier alles Blitz-Blank, ein wahres Vergnügen. Ich stelle fest, dass die Preise in den Geschäften und Restaurants gar nicht so hoch sind, wie man es in Monaco vermuten würde und überlege mir nochmals, ob ich nicht doch irgendwo die erforderlichen 400.000 EUR zusammenkratzen könnte und unser Wohnmobil als Wohnsitz angeben könnte. Da ich aber kein französisch spreche, verwerfe ich meine Auswanderungspläne endgültig.
Der nächste Halt ist die Notre-Dame-Immaculée - die Kathedrale von Monaco, nicht unweit vom Palast entfernt. Hier werden die verblichenen Monarchen und Monarchinnen beerdigt. Die wohl weltberühmteste unter ihnen: Grace Kelly, die am 14. September 1982 bei einem Autounfall nicht unweit von Monaco verstarb. Sie war amerikanische Filmschauspielerin, arbeitete oft mit Alfred Hitchcock zusammen und heiratete 1956 Fürst Rainier III. von Monaco. Danach änderte sich ihr Name in Grace «Gracia» Patricia Grimaldi.
Grace Kelly war mir zuvor zwar nicht so geläufig, die Formel 1 jedoch schon. Obwohl ich schon seit einigen Jahren kein Formel 1 mehr schaue und es nie ganz verkraftet habe, dass man die brachialen V10-Motorigen Superrennschlitten in mickrige, 1,6litrige 6 Zylinder Staubsauger umfunktioniert hat, kann ich mich an die Monaco-Strecke noch gut erinnern. Und tatsächlich kommen mir viele Stellen und Kurven so bekannt vor, dass wir beim Rückweg zum Casino (wir wollen die neu angekommenen Schlitten und Promis nochmals begutachten) mehr oder weniger den Stadtkurs ablaufen – inklusive dem Tunnel, der Schikane, die Mirabeau und die Haarnadelkurve am Grand Hotel. Ein wahres Erlebnis für einen Ex-Formel1-Fan! Zwischenzeitlich ist beim Casino wesentlich mehr los, und das Hotel de Paris verzeichnet ein reges Kommen und Gehen von schicken Ladies, die entweder ihre sündteure Handtasche oder ihr Hündchen tragen. Leider kommt uns überhaupt kein Gesicht auch nur im Entferntesten bekannt vor. Trotzdem geniessen wir Glamour und Glorie, machen unnötig viele Bilder von fremden Autos die wir uns niemals leisten könnten und reissen uns nach einem spannenden Tag kurz vor 17 Uhr endlich los und fahren mit der Linie 100 wieder zurück nach Nizza in unser bescheidenes, kleines Zuhause – ganz ohne Chrom, Glitzer und Champagner.