
Kanadische Wunderwelt
18. Oktober 2023
Banff, Jasper und Yoho – atemberaubende Nationalparks Teil 1
25. Oktober 2023Zwischenstop im Paradies

Kanada - dort, wo die Natur ihre schönsten Landschaften malt.
22. Oktober 2023 - Reisetagebuch Eintrag #137
- ZWISCHENSTOPP IM PARADIES | geschrieben von Rene
Jagdinstinkt
Der heutige Tag wird wieder speziell. Wie sollte es auch anders sein. Dave ist Jäger, und natürlich hat er einiges an Pistolen, Schrotflinten und Jagdgewehren herumstehen. Und so baut er kurzerhand eine kleine, private Shooting Range auf. Die Challenge: Eine (leere) Öldose treffen. Jeder von uns hat 3 Schuss. Wer näher am Ziel ist, gewinnt. Dave beaufsichtigt professionell, dass wir mit den Gewehren vorsichtig umgehen. Man merkt, dass er den Umgang gewöhnt ist und achtet auf unsere Sicherheit. Wir schiessen mit 3 verschiedenen Gewehren je 3 Schuss. Der Schiedsrichter Dave verkündet nach jedem Durchgang und erklärt Magdalena schlussendlich zur knappen Siegerin. Na gut, ich gebe mich geschlagen, wenn auch nur sehr, sehr knapp. Dafür kann ich die letzte Disziplin für mich entscheiden: mit einer Schrotflinte auf eine Aludose zu schiessen. Die Flinte hat mit Abstand den stärksten Rückstoss. Wir schiessen beide einmal daneben, dann treffe ich. Die Dose ist mehr als zerstört. Die Dinger haben eine ordentliche Wucht. Ganz schön krass – und als Dave alles wieder im Schrank wegsperrt, bin ich ein kleines bisschen erleichtert. Hier in Amerika gehören Gewehre und Schusswaffen zum Alltag. Doch für uns ist das etwas sehr Exotisches. Es macht natürlich Spass, auf Plastikziele zu schiessen. Aber wenn man bedenkt, was die Dinger sonst noch anrichten können, bekommt man schon einen ordentlichen Respekt davor.
Kelly muss aus privaten Gründen nach Vancouver. Das wussten wir natürlich schon – doch deswegen ist der vorläufig letzte Tag unseres Besuchs angebrochen. Da wir gerne noch einmal das riesige Anwesen erleben wollen, entscheiden wir uns für eine Quad-Tour – doch dieses Mal ist Magdalena mit von der Partie. Ich glaube, sie ist doch etwas auf den Geschmack gekommen und möchte mich begleiten. Dave sagt, dass wir die Fahrt geniessen sollen, und lässt uns allein losdüsen. Er vertraut uns vollkommen und macht sich keine Sorgen um uns. So schnappen wir uns eines der Quads und fahren durch die Prärie. Irgendwann hält es Magdalena nicht mehr auf dem Beifahrersitz und sie lässt es sich nicht nehmen, auch mal das Steuer zu übernehmen – und sie macht eine wirklich gute Figur darauf. Kaufen darf ich aber trotzdem keines.
Sturzflut
Einige unheimlich spannende Tage liegen hinter uns. Da Kelly nun doch unerwartet länger in Vancouver bleiben muss und Dave einige Dinge zu erledigen hat, beschliessen wir, dass wir die folgenden Tage auf einem Campingplatz verbringen wollen, der direkt am Cold Lake liegt, damit die beiden sich ganz auf ihre Sachen konzentrieren können. Wir verlassen vorerst Kelly und Dave und fahren in die naheliegende Stadt und quartieren uns ein. An diesem Tag regnet es so heftig, dass der halbe Campingplatz unter Wasser steht. Unser Wohnmobil können wir auch nur dann trocken verlassen, wenn wir einen grossen Sprung aus der Türe machen. In einer ganz kurzen Regenpause lege ich deswegen kurzerhand einen kleinen Regenkanal an, der den Stausee rund um unser Wohnmobil zum Abfliessen bringen soll. Ich bin überrascht, dass das funktioniert.
Geburtstag
Samstag ist Feiertag – zumindest für uns, denn Magdalena hat Geburtstag! Das sind immer etwas schwierige Tage, denn so schön das Reisen auch ist, man ist an solchen Tagen immer irgendwie allein. Natürlich sind wir zusammen, aber es fehlen die engen Freunde, Familie, Verwandte und Bekannte. Wir versuchen, so gut es geht über digitale Kommunikationswege in Kontakt zu bleiben, aber es ist eben nicht das Gleiche. Und nun, da wir doch 8 Stunden Zeitunterschied zu Mitteleuropa haben, sind spätestens mittags um 12 Uhr alle unsere Freunde im Bett – oder zumindest auf dem Weg dorthin. Aber wie auch immer, wir machen das Beste daraus. Es gibt (dank der Wetterbesserung) ein leckeres, ausgiebiges Frühstück und Blumen dürfen auch nicht fehlen. Gegen Nachmittag klart es dann ganz auf und die Sonne kommt in voller Pracht wieder zum Vorschein. Das nutzen wir gerne, um einen Spaziergang zur Marine zu machen, die gerade mal etwa 30 Gehminuten entfernt ist.
Benzingespräche
Am späteren Abend und am nächsten Tag stehen endlich mal ein paar schicke US-Cars auf dem Plan. Wir hatten ursprünglich erwartet, wesentlich mehr Ami-Schlitten in den USA zu sehen, als wir dann tatsächlich zu Gesicht bekommen haben. Wobei: natürlich sind die Strassen voll mit Chevy, Ford, GMC und Dodge – aber die meisten der Modelle sind neueren Baujahres – und wir halten eher Ausschau nach dem Alteisen. Doch Samstag und Sonntag werden wir belohnt, denn am Samstagabend ist die Cruising Night, der Vorbote zur „Car Show“, die am Sonntag in Cold Lake stattfindet. Da schlägt unser US-Car-Herz natürlich gleich etwas höher und wir sind durchwegs sehr angetan von den schönen Fahrzeugen, die hier im hohen Norden anzutreffen sind.
Mein persönliches Highlight ist ein 1958er Ford Meteor, der haargenau gleich aussieht wie mein Ford Fairlane – nur mit dem Unterschied, dass ich noch nie etwas von einem Ford Meteor gehört habe. Mit dem Besitzer komme ich relativ schnell ins Gespräch. Der erklärt mir dann, dass die Ähnlichkeit nicht von ungefähr kommt – denn Fairlane hiess in Kanada ganz einfach Meteor. Es handelt sich also um dasselbe Modell, nur die Bezeichnung ist anders. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile mit dem Besitzer, dessen Frau sogar Schweizer Wurzeln hat. Schön langsam plagt uns der Hunger, um wir stellen uns in die Warteschlange vor dem einzigen Foodtruck auf dem Gelände. Um auszusuchen, was wir gerne essen wollen, haben wir wirklich genügend Zeit – denn die Studentin, die das Essen zubereitet und ausgibt, hat alles andere als Stress und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ungefähr 1 Stunde lang stehen wir an, bis wir endlich an der Reihe sind. Zugegeben: Wirklich effizient arbeitet sie nicht, und ungefähr die Hälfte der Kundschaft verliert sie durch die lange Wartezeit. Denn viele können die Geduld nicht aufbringen, so lange zu warten und verlassen vorzeitig die Reihe. Doch wir bleiben standhaft und dürfen nun wählen. Ich entscheide mich für ein Gericht, dass es speziell in Kanada gibt: Poutine, eine wohl sehr populäre Fast-Food-Spezialität.
Der/Die/Das Poutine besteht aus Pommes, Käsebruch (Cheese curds) und darüber gegossener Bratensauce. Die Kartoffeln sind meist gröber geschnitten, aber weniger knusprig, sofern sie nicht doppelt frittiert werden. Doch das hilft ohnehin nix, denn alles zusammen säuft in der Bratensauce ab - egal, wie knusprig irgendwas mal war. Das ist das Grundrezept, und mein(e) Poutine ist noch mit (ehemals knusprigen) Hähnchenstücken, sogenannten „Chicken Popcorn“ ergänzt. Alles zusammen gibt eine Pampe, die echt lecker schmeckt. Mir zumindest, denn als Magdalena einen Bissen von dem Gatsch probiert, verzieht sie gleich das Gesicht und schiebt mir den Teller wieder zurück. Umso besser, bleibt mehr für mich! Ich liebe es.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit einem erneuten Spaziergang durch die von amerikanischen Klassikern gesäumten Reihen, bevor wir uns danach wieder auf den Heimweg machen. So darf ein Sonntag gerne ausklingen.
Reparaturen
Für die kommende Woche müssen wir uns wohl oder übel um ein neues Problem kümmern. Unsere Wasserpumpe macht seit ein paar Tagen nicht mehr das, was sie soll. Oder eigentlich doch – sie macht genau das, was sie soll, aber leider zu oft. Im Vergleich zu – in Europa üblichen – Tauchpumpen werden hier in Amerika vorzugsweise Druckpumpen verbaut. Über die Sinnhaftigkeit von Druckpumpen in einem Wohnmobil unserer Grösse möchte ich mich nicht äussern. Nur so viel: in den 70ern war das ganz sicher voll modern und „State Of The Art“. Egal, hier laufen die Uhren eben noch anders. Doch das Problem bei unserer Druckpumpe ist, dass sie sich alle 10 Minuten für ca. 1 Sekunde einschaltet. Als ob man ganz kurz den Wasserhahn öffnen würde. Das darf nicht sein, und wenn man den Internet-Foren glauben darf, ist das der eindeutige Hinweis, dass wir irgendwo ein Leck haben. Daher sind die nächsten Tage am Campingplatz dafür reserviert, das leidige Problem zu lösen. Wir suchen das komplette Wohnmobil nach nassen Stellen ab, werden aber nicht fündig. Der Ort, an dem die bescheuerte Pumpe und die ganzen Leitungen verbaut sind, ist ungefähr so gross wie der Schlitz eines Briefkastens. Um zu der Pumpe zu gelangen muss man in die Heckgarage kriechen und mit ausgetrecktem Arm im Blindflug die Leitungen kontrollieren. Kein Kommentar zu Sinn oder Unsinn dieser Bauweise. Wir bekommen Hilfe von Zac. Er ist ein Freund von Dave und opfert einen seiner freien Tage dafür, uns zu Helfen. Doch leider findet auch er nicht die Ursache - geschweige denn die Lösung dafür.
Schlussendlich bleibt nur noch die Pumpe selbst als Verdächtiger, und nachdem ich sie ausgebaut, komplett gereinigt und wieder eingebaut habe steht fest, dass die Pumpe entweder nicht schuld ist oder dass die Reinigung nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Leider haben wir keine andere Wahl, als eine neue Pumpe auszuprobieren. Zum Glück sind die Dinger hier Massenware, und ich kann über Zac’s Amazon-Account halbwegs günstig eine neue Pumpe erwerben. Die ist in 2 Tagen da. Das ganze Prozedere wieder von vorne: Wasser komplett ablassen, alles ausbauen, alles neu einbauen, neu verkabeln und den Tank wieder füllen. Ein dreiviertel Tag ist dahin. Und was hat es gebracht? Gar nichts. Das Problem besteht weiterhin. Dann lassen wir es eben so, wie es ist. Hauptsache es gibt kein Leck und den Rest ignorieren wir einfach.
4 Wing Cold Lake
Damit wir die ganze Woche aber nicht nur mit Reparaturen verplempern, haben wir auch einen Tag vorgesehen, um zur 4 Wing Cold Lake Royal Canadian Air Force Basis zu fahren. Sie ist die am stärksten frequentierte Jagdbasis in Kanada und fällt unter das operative Kommando der 1. kanadischen Luftdivision. Sie stellt allgemeine, vielseitig einsetzbare, kampffähige Kräfte zur Unterstützung von Inlands- und internationalen Aufgaben der kanadischen Luftwaffe bereit. Diese Basis ist das Zuhause der Kampfpiloten und dient nicht nur als Trainingszentrum für Kanadas weltweit führende taktische Jagdkräfte, sondern unterstützt auch im Bedarfsfall den Einsatz von Jagdflugzeugen zur Erfüllung von Inlands- und internationalen Aufgaben. Die Basis beherbergt zwei operative CF-18-Geschwader, zwei Ausbildungsgeschwader und mehrere Unterstützungseinheiten, was sie zur grössten und geschäftigsten Jagdbasis Kanadas macht. Und das Allerschönste daran: obwohl es sich dabei um Militärgebiet handelt, darf man für Start- und Landebeobachtung ganz nah ran. Denn die Royal Canadian Air Force ladet Interessierte sogar buchstäblich dazu ein, denn ausserhalb des Flughafengeländes gibt es einen schönen, grosszügigen Picknickplatz mit Tischen, Bänken und sogar einer Tribüne, auf der man die Jets aus nächster Nähe beobachten kann.
Das ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag für uns! Wir parkieren Ollie so, dass wir den Blick direkt auf die Startbahn haben, setzen uns kurzerhand auf das Dach unseres Wohnmobils und können nun mit bester Aussicht beobachten, wie die F/A-18 Kampfjets in den Himmel jagen. Das ist ohrenbetäubend und ganz schön eindrucksvoll. Wer übrigens bei dem Begriff F-18 hellhörig wird, der wird vermutlich wissen, worum es geht: genau – die Top Gun-Truppe aus dem gleichnamigen Film fliegt mit Pilot Maverick genau diese F/A-18 Super Hornet. Während im ersten Teil aus dem Jahr 1986 noch mit einer mittlerweile ausgemusterten F-14 geflogen wird, sind im Sequel „Top Gun – Maverick“, der 2022 in die Kinos kam, ausschliesslich die F/A 18 Super Hornets am Start. Und wir werden wirklich belohnt: fast im 10-Minuten-Takt steigt ein neuer Jet in die Luft. Nach einer Weile kennen die Piloten die zwei Verrückten, die auf dem Dach ihres Wohnmobils sitzen, wohl schon und winken uns zu. Was für ein unglaublicher Tag, nachdem wir einige Tage davor bereits einen ganz nahen Blick auf und sogar in die Jets werfen durften!
Es ist wieder einmal Zeit, all den kleinen und grossen „Helferlein“ zu danken, die uns stets auf unserer Reise begleiten und die unser Schicksal in Bahnen lenken, die wir uns niemals erträumt hätten. Wir hätten niemals für möglich gehalten, was wir alles erleben dürfen und werden. Und wer auch immer seine helfende Hand im Spiel hat, wir sind einfach unendlich dankbar für die ganzen Geschichten, Erlebnisse, Begegnungen und Eindrücke, die wir sammeln dürfen. Auch wenn es nicht immer perfekt läuft und uns manche Dinge fast in den Wahnsinn treiben könnten – genau in solchen Momenten ist alles vergessen und wir wissen, dass wir Geschichten und Erinnerungen für´s Leben sammeln, die uns keiner mehr nehmen kann.
Unsere Woche am Campingplatz neigt sich dem Ende zu. Kelly ist aus Vancouver zurückgekehrt, doch für die beiden steht schon das nächste Event in den Startlöchern: ein Familientreffen. So können wir uns endlich ein wenig revanchieren und bieten den beiden an, auf Hopkins, ihren Labradoodle, während ihrer Abwesenheit aufzupassen. Wir freuen uns, dass wir ihnen wenigstens ein bisschen helfen können und passen über das Wochenende auf das Haus und den Hund auf. Das Wetter ist für Mitte September immer noch fantastisch, das könnte hier in der Mitte von Alberta auch ganz anders aussehen.
Und wir bekommen unerwartet Besuch von Kellys Freundin Alexia und ihrem Mann Ian, die beide an der Cold Lake Air Force arbeiten. Ian ist einer der Piloten der F-18, und natürlich quetsche ich ihn sofort aus. Ich habe das Gefühl, Ian ist begeistert über so viel Interesse und erzählt mir voller Enthusiasmus über seinen Alltag im Cockpit des Überschalljets. Wie ein kleiner Junge höre ich aufgeregt seinen Geschichten zu bis er fragt, ob wir nicht Lust hätten, nochmal die Air Base von innen zu sehen. Ich muss nicht erwähnen, dass mir A) der Atem gestockt hat und B) welche Antwort ich ihm gegeben habe. Und so passiert es, dass wir ein paar Tage später nochmals zur Air Base fahren und einen noch tieferen Blick in das Pilotenleben werfen dürfen – inklusive der Möglichkeit, etwa 15 Jets nebeneinander beim Warm-Up zu sehen und anschliessend keine 50 m neben der Startbahn beobachten zu können, wie sie in vollem Schub in den Himmel steigen. Es ist unbeschreiblich. Ich könnte noch stundenlang über die Eindrücke erzählen, doch das würde wohl zu langweilig werden. Wir können nur versuchen, das Erlebte so lange wie möglich im Gedächtnis zu behalten. Danke euch beiden lieben Menschen – das bedeutet uns unendlich viel!
Inkontinenz
Doch auch die restliche Zeit waren wir nicht ganz untätig. Wer sich vielleicht noch an unseren Bericht vom Grand Teton erinnert weiss, dass wir nicht ganz dicht sind. Besser gesagt die Dusche – denn wenn wir selbiges Tun, dann läuft ein bisschen Wasser am Heck des Fahrzeugs unter der Stossstange heraus und tropft auf den Boden. Ich schraube den Abfluss der Dusche komplett auseinander und nun erkennen wir, wo das Problem liegt. Genauer gesagt sind es zwei: einerseits ist die Nuss, die von unten auf den Abfluss geschraubt ist, gebrochen, und zweitens ist in der Duschwanne selbst, genau dort wo der Abfluss ist, ein etwa 2 cm langer Riss. Das führt dazu, dass ein Teil des Abwassers am Siphon entlang auf den Abwassertank tropft und schlussendlich auf dem Boden landet. Epoxidharz heisst die Lösung für den Riss, doch die bescheuerte Plastiknuss ist nicht aufzutreiben. Zum Glück bin ich mit der schlausten Frau der Welt verheiratet, denn sie hat die rettende Idee: nach zahllosen Recherchen im Internet und nachdem wir etwa 7 verschiedene Geschäfte in und rund um Cold Lake erfolglos nach der doofen Nuss abgesucht haben, kommt ihr in den Sinn, dass wir genau die gleiche Nuss auch am Handwaschbecken haben. Nur wird sie dort nicht gebraucht, denn der Abfluss ist dort mit Silikon geklebt und abgedichtet. Also schrauben wir sie dort weg, machen zusätzlich eine Silikonfuge rund um den Abfluss und schrauben alles fest. Zwei Tage später testen wir, ob es hält – und tatsächlich, ein Problem weniger. Halleluja!
Da die Tage wirklich noch so schön sind, nutzen wir einen herrlichen, spätsommerlichen Nachmittag, um mit unserem SUP auf dem Cold Lake eine Runde zu drehen. Die Bedingungen sind perfekt – kein Wind und keine Wellen. Wir rudern gute 2 Kilometer an der Küste entlang und entspannen uns bei traumhaften Temperaturen am See. Dave und Kelly sind mittlerweile wieder zurückgekehrt und die letzten Tage mit den beiden brechen an. Wir könnten noch ewig hier stehen und die Seele baumeln lassen. Aber nach über 2 Wochen an einem Platz zieht es uns noch ein wenig weiter in die Herrliche Natur und die Schönheit Kanadas.
Bärenstark
Als vorzeitiges Abschiedsgeschenk bekommen wir etwas wirklich Unerwartetes vor die Augen. Na ja, vielleicht nicht unerwartet, besser gesagt „erhofft“. Denn es lässt sich tatsächlich ein Bär blicken. Keine 200 Meter, noch auf dem Grundstück von Dave und Kelly, sehen wir den Bären, wie er gemütlich das frisch gemähte Getreide in sich hineinstopft. Was für ein Anblick – aber aufpassen müssen wir trotzdem, dass wir ihm nicht zu nahe kommen. Er ist zwar ganz gechillt und fast vollkommen auf sein Futter fixiert, doch er sieht immer wieder zu uns herüber. Mit einem ordentlichen Respektabstand können wir dann einige schöne Fotos schiessen und sogar ein schönes Video mit der Drohne aufnehmen.
Der Tag des Abschieds ist gekommen. Wir können nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Doch wir sind uns sicher: auch wenn wir uns zum Abschied umarmen und „Good bye“ sagen, wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns begegnet sind. Wir können es kaum erwarten.
Unsere Reise geht nun Richtung Westen. Nach Edmonton, oder zumindest ganz in die Nähe davon. Wie es der Zufall will, haben wir auch hier Bekannte. Sandra haben wir – wie Dave und Kelly – ebenfalls in Mexico kennengelernt. Sandra ist eine sehr gute Freundin von Kelly, und als sie gehört hat, dass wir in Kanada sind, hat sie auch ganz spontan angeboten, dass wir bei ihr vorbeikommen dürfen. Und natürlich haben wir auch gleich zugesagt. So geht unsere Fahrt also weiter in einen der Randbezirke von Edmonton.
Das Paradies
Als wir das Eingangstor zu Sandras Grundstück passieren, staunen wir (wieder einmal) über die schier unendlich grossen Grundstücke hier. Vom Tor fahren wir gute 2 Minuten, bis wir am Haus ankommen. Die Begrüssung ist – wie in Kanada üblich – mehr als herzlich. Ach was soll ich sagen – in diesem Land muss man sich einfach wohlfühlen. Egal wo man hinkommt, man fühlt sich überall willkommen und zuhause. Wir lernen Pierre, Sandras Lebensgefährte kennen. Genau an dem Tag, als wir Sandra in Mexico getroffen haben, war Pierre nämlich krank. Sie führen uns rund um ihr Haus und wir sind schier platt von dem Paradies, in dem sie hier wohnen. Die Aussicht auf die beiden Seen (von denen einer zum Grundstück gehört) ist unglaublich. Das ist ein Ort, an dem man Filme drehen könnte. Da der See, der zu ihrem Grundstück gehört, noch keinen Namen hatte, durften sie sich kurzerhand einen aussuchen. Und so heisst der See nun „Martini Lake“, was sich wunderbar auf „Kilini Lake“ reimt, der angrenzend liegt.
Es ist einfach wunderschön! Wir verbringen einige fantastische Tage mit Sandra und Pierre, streunen in der Umgebung und dem riesigen Grundstück herum und machen ein wunderschöne Kajak-Tour auf den beiden Seen. Ein Besuch von Edmonton darf natürlich auch nicht fehlen, doch leider ist die Sicht ziemlich schlecht. Denn die Waldbrände wüten immer noch in und rund um die Umgebung. Doch wir lassen uns den Tag nicht verderben und machen eine gemütliche Stadttour mit einem kleinen Picknick in einem der vielen Parks in Edmonton.
Auch ein Ausflug in die Pottery darf nicht fehlen. Sandra ist leidenschaftliche Töpferin und die Vasen, Teller und Schüsseln sind wunderschön. Zusammen mit einigen anderen verkaufen sie ihre Kunstwerke in der kleinen Töpferei, die wir exklusiv am Sonntag besuchen dürfen. Als kleines Dankeschön, dass wir die letzten Tage bei ihnen verbringen durften, laden wir die beiden zum Essen ein. Sie entführen uns in „Mamas In The Kitchen“, ein kleines, örtliches Restaurant genau nach unserem Geschmack. Hier gibt es Fish&Chips für mich – eine riesige Portion, wovon ich nicht mal die Hälfte schaffe. Ja, genau das sind die Restaurants, die wir mögen: unkompliziert, ordentliche Portionen und eine lockere Atmosphäre. Den Abend verbringen wir mit Freunden bei einer gemütlichen Partie „Skyjoe“, einem wirklich interessanten Kartenspiel, das wir noch nicht kannten.
Auch hier vergeht die Zeit wieder viel zu schnell, und die Zeit, um Abschied zu nehmen, ist gekommen. Auch diese beiden herzensguten Menschen werden uns – wie Kelly und Dave – für immer in Erinnerung bleiben und wir hoffen sehr, dass wir sie eines Tages auf irgendeinem Teil der Erde wiedersehen werden. Vielen Dank an euch – wir werden eure Herzlichkeit, eure Hilfsbereitschaft und eure Gastfreundschaft niemals vergessen und ewig in Erinnerung behalten. Und wir hoffen, dass wir uns eines Tages für all die schönen Dinge revanchieren können.
Für uns geht es nun weiter Richtung Westen – genauer gesagt in die bekanntesten und berühmtesten Nationalparks Kanadas – ja wenn nicht sogar der ganzen Welt: Jasper und Banff.
Liebe Grüsse
Reiseroute
11. - 31. Aug. 2023Cold Lake
CA01. - 05. Sept. 2023Edmonton
CA