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17. Juli 2021Windstärke 6

Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.
11. Juli 2021
- WINDSTÄRKE 6 | geschrieben von Rene
Tarifa
Tarifa wird auf unserer Liste nur ein kurzes Zwischenziel. Wind- und Kitesurf-Enthusiasten werden das jetzt vermutlich mit offenem Mund und mit völligem Unverständnis hinnehmen. Denn die Region um die kleine Stadt ist ein wahres Surfmekka. Hier tummelt sich jeder, der Wind und Wasser zu (s)einem Hobby vereint. Dementsprechend bläst uns eine recht kräftige aber konstante Brise entgegen, als wir am Parkplatz etwas ausserhalb von Tarifa aussteigen. Wir sind kurz darauf aber doch sehr überrascht, was die Alt- und Innenstadt bietet: die Cafes und Restaurants sind allesamt in dem Stil eingerichtet, der uns so gut gefällt: Irgendwie Oldschool, Beachlife, bunt, schrill, industriell, einfach zum Verlieben. In den schmalen Gassen hat es kaum noch Wind, eine Cocktailbar folgt der nächsten und die süssen kleinen Geschäfte verkaufen ihre Waren. Man merkt an den Preisen, dass Tarifa wohl ein beliebtes Touristenausflugsziel ist, aber das tut dem urbanen, lockerem Beach-Lifestyle hier keinen Abbruch. Hier sitzen Surfer, Aussteiger und Touristen in den Bars oder Kneipen und geniessen ihren Feierabenddrink (obwohl es dafür definitiv noch zu früh ist). Wir laufen die Innenstadt in relativ kurzer Zeit ab und landen schlussendlich am Strand, der durch einen breiten Steg getrennt ist. Hier trifft die kleine Schwester auf den grossen Bruder: Mittelmeer und Atlantik – links und rechts. Zwei schön gestaltete Eisenschilder weisen darauf hin. Wir haben es geschafft – bis an den südlichsten Punkt des europäischen Festlandes zu kommen. Festland wohlgemerkt – denn aufmerksame Leser werden uns gleich belehren, dass es in Griechenland noch südlichere Inseln gibt, aber das sind eben Inseln, und nicht Festland. Auch wenn es vielleicht nicht viel bedeutet – aber wir haben uns und unsere Frida vom Nordkapp bis hierhergebracht. In einer Zeit, in der wir es oft selbst nicht geglaubt haben, überhaupt noch irgendwo hinzukommen. Ein bisschen stolz sind wir zwei Amateurcamper schon.Der Wind in Tarifa macht uns kirre. So gut der Wind bei der Hitze auch tut, aber mit der Zeit nervt es einfach. Nach dem Strandbesuch und der leider gesperrten vorgelagerten Insel, die über den Steg mit Tarifa verbunden ist, «flüchten» wir wieder in die Innenstadt, wo es dank der hohen Häuserzeilen fast windstill ist. Es ist schon wieder Abend und wir überlegen uns, ob wir noch einen Tag länger bleiben sollen. Wir sind ein bisschen rastlos. Wir haben noch so viel auf unserer Liste, das wir sehen wollen, wir sind nun schon über zwei Monate in Südspanien. Wir wollen nicht hetzen, aber die Neugier drängt uns gleichzeitig. Der Juli steht schon vor der Türe – vor knapp einem Jahr sind wir mit Frida in die Tour gestartet, voller gemischter Gefühle, Sorgen und Bedenken. Nun läuft die Zeit unaufhörlich, wir wollen so vieles noch entdecken, doch planen lässt sich gar nichts. England, Schottland, Nordfrankreich, Osteuropa, Süd-Osteuropa, noch so viele Ziele – doch im Moment müssen wir gar nicht daran denken. Viel zu kompliziert sind die Corona-Bestimmungen für die britischen Inseln. Die Welt spielt verrückt, und wir müssen damit klarkommen – ob es uns gefällt oder nicht. Wir fahren weiter.
Auf unserer Strecke liegt Cadiz. Wir haben viel Gutes gehört über die Hafenstadt. Als wir die Parkplatzsituation prüfen stellen wir wieder einmal fest, dass es für Wohnmobile nicht optimal ist. Klar, eine Stadt oder Region kann nicht alles auf jede einzelne (Fahrzeug)Sparte ausrichten. Wohnmobile sind zwar nicht selten, aber eben nur ein Bruchteil im Vergleich zum gesamten Verkehrsaufkommen. Wir tun uns schwer, einen vernünftigen Platz in unserer App zu finden. Oder ist es vielleicht auch deswegen, weil wir unbewusst eigentlich gar nicht hinwollen? Es ist komisch, eigentlich wollten wir hin, aber nun irgendwie doch nicht. Wir sehnen uns nach etwas Gemütlichem. Keine grosse Stadt, keine engen Gassen. Glücklicherweise sind wir flexibel, und wir suchen uns ein Ziel etwas weiter nördlich von Cadiz aus: Rota. Wir finden einen Platz in der Nähe der Kleinstadt, direkt am feinen Sandstrand und stellen fest, dass es die bessere Wahl war. Gut, wir wissen nicht was wir in Cadiz verpasst haben – vielleicht wäre es ein weiteres Highlight gewesen. Aber die Entscheidung ist nun getroffen, und wir sind auch mit Rota ganz zufrieden.
Rota
Viel zu berichten gibt es aus der Stadt nicht. Ein kleiner, typisch spanischer Ort mit ein paar Geschäften, Restaurants und Bars die leider längst nicht mehr so süss, ursprünglich und einladend sind wie die in Tarifa. Aber wir bereuen unsere Wahl nicht. Wir verbringen die meiste Zeit am schönen Strand und geniessen das kühle Wasser des Atlantiks. Als wir am Abend bei einem unheimlich kitschigen Sonnenunterganz auch noch einen Strandspaziergang machen kommen wir uns vor wie Barbie und Ken in ihrem Sommerhaus in Florida.Marianne, die wir in Granada kennengelernt haben, meldet sich ganz spontan. Sie erzählt uns, dass sie gerade in Sevilla angekommen ist. Sevilla – DIE Stadt, die man gesehen haben muss! Cadiz haben wir ausgelassen, aber Sevilla darf nicht fehlen. Das gibt uns wieder den Motivationsschub, den wir brauchen. Auf Sevilla freue ich mich, und schon am nächsten Tag packen wir unsere wenigen Sachen wieder zusammen und machen uns auf den Weg in die Wiege des Flamencos.
Sevilla, im Juni 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
22. Juni - 23. Juni 2021Tarifa
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