Wir verbringen den Abend und die Nacht vor dem Schloss Rosersberg. Hier gibt es einen ausgewiesenen Stellplatz für uns und unsere Frida. Grundsätzlich darf man in den skandinavischen Ländern überall «frei» stehen. Das heisst: alle Plätze und Stellen, die nicht in privatem Besitz sind, dürfen für «Camping» verwendet werden. Eigentlich gilt das vorzugsweise für Zelte, aber Wohnmobile werden in der Regel einfach als grosse Zelte akzeptiert. Das ist toll für uns, denn so können wir die ganze Schönheit der Natur in uns aufnehmen und haben die Freiheit, an den schönsten Plätzen des Landes zu stehen und zu übernachten. Natürlich fordert das ungeschriebene Campergesetz, jeden Platz den man besucht mindestens genauso schön – wenn nicht sogar schöner – wieder zu verlassen. Das ist auch unser oberstes Gebot, und wir halten uns immer daran. Wir nehmen oft sogar den Müll von anderen mit und schauen, dass alles sauber bleibt – damit man sich hier noch lange an der Natur und den Schönheiten erfreuen kann und nicht alles geschlossen und verboten wird, wie es im restlichen Europa der Fall ist. Man sieht – es funktioniert. Die meisten Plätze sind sauber und laden dazu ein, die Zelte aufzuschlagen, oder besser gesagt die Stühle aus der Garage zu holen. Aber leider gibt es auch hier schwarze Schafe, die es damit nicht so genau nehmen, Dreck liegen lassen und die Natur mit Füssen treten. Und genau deshalb wird es immer schwieriger, einen schönen Platz zu finden. Solltest du selbst Camper sein, bitte beherzige das und halte dich an die Regeln. Für Dich und für alle anderen.
Das Schloss Rosersberg selbst ist schön, eher schlicht gehalten und – soweit wir es in Erfahrung bringen konnten – im Privatbesitz eines Hotels. Egal – die Parkanlage war sehr schön, gepflegt und weitläufig – toll für einen Spaziergang! Für das Schloss selbst würden wir keinen Umweg machen, so umwerfend war es nicht, aber da unser Stellplatz genau dort lag, machte es für uns natürlich Sinn dort anzuhalten. Lina gefällt es, sie kann am Platz ohne Leine herumspazieren und die Gegend erkunden. Sie sieht ja nicht mehr besonders gut und muss sich deshalb auf ihre Nase verlassen. Aber sie macht das gut, und die Ebene Fläche ist perfekt und hat keine Stolperfallen für sie. Meistens macht sie aber nur kurze Ausflüge rund um Frida, danach möchte sie wieder ins Bettchen. Wir glauben aber, es gefällt ihr und es ist ihr kleines, persönliches Stück Freiheit.
Sigtuna ist unser nächstes Ziel, etwa 50 km nordwestlich von Stockholm. Immer noch begleitet uns das traumhafte Sommerwetter bei wolkenlosem Himmel und sehr angenehmen 25 Grad. Die Stadt gilt als die älteste noch bestehende Stadt Schwedens. Die Chancen auf Wikinger steigen also wieder! Ausgrabungen weisen darauf hin, dass Sigtuna um 980 von König Erik Segersäll gegründet wurde, und unter dem ersten christlichen König Schwedens Olof Skötkonung wurden in Sigtuna die ersten schwedischen Münzen geschlagen. Natürlich weiss ich diese Fakten nicht alle auswendig, Google hilft uns dabei, die vielen Dinge über Städte, Klöster und Ruinen herauszufinden. Also bevor mir jemand Plagiatsvorwürfe macht, gebe ich es gleich zu: Die Daten und Fakten sind meistens irgendwo abgeschrieben – bitte um Vergebung! So – weiter mit den Fakten: In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde Sigtuna Bischofssitz und man begann mit dem Bau einer Domkirche. Bald gabs dort sieben Kirchen, und ein Dominikanerkloster. Okay – die Wikinger haben sich dort also auch nicht besonders hervorgetan. Schade. Trotzdem: das kleine Ortszentrum scheint wirklich von einer anderen Zeit übrig geblieben zu sein. Die bunten Holzhäuschen und süssen Einkaufsläden fühlen sich an als wäre man im Europapark. So stellt man sich Schweden vor! Auch wenn es nur die Grösse eines Dorfes hat, so ist es doch ein Besuch wert. Der naheliegende See und die Strandpromenade laden ebenfalls zu einem Spaziergang ein – was wir selbstverständlich gerne machen. Ein Stadtlauf mit supersportlichen Schweden, der gerade im Gange ist, erinnert uns daran, dass wir eigentlich auch wieder mal was tun könnten. Aber den Gedanken verwerfen wir ziemlich schnell wieder. Man muss ja nicht gleich übertreiben. Nach Sigtuna steht uns der erste grössere Einkauf bevor. In unserem Kühlschrank herrscht bald mal gähnende Leere, und so beschliessen wir unsere Vorräte im nächstgelegenen Supermarkt wieder aufzufüllen – was doch einiges an Zeit beansprucht. Für den Abend suchen wir uns wieder einen schnuckeligen Stellplatz.