
Banff, Jasper und Yoho – atemberaubende Nationalparks Teil 1
25. Oktober 2023
Stadt der Hoffnung
1. November 2023Banff, Jasper und Yoho – atemberaubende Nationalparks Teil 2

To walk in nature is to witness a thousand miracles.
29. Oktober 2023 - Reisetagebuch Eintrag #139
- BANFF, JASPER UND YOHO – ATEMBERAUBENDE NATIONALPARKS TEIL 2 | geschrieben von Magdalena
Wassermassen
Wir sind immer noch in den kanadischen Rockys. Inzwischen ist der vierte Tag angebrochen und wir haben uns mal eine etwas längere Nacht gegönnt. Die letzten Tage ging der Wecker immer vor sechs Uhr morgens ab. Heute geniessen wir etwas mehr Schlaf. Den ganzen Tag wollen wir jedoch auch nicht im Bett verbringen und so machen wir Ollie kurz nach 08:00 Uhr abfahrbereit und starten Richtung Yoho Nationalpark. Unsere erste Aufgabe für den neuen Tag ist es, einen Übernachtungsplatz zu finden. Ich habe keine Lust, abends auf die Suche zu gehen und eventuell weite Strecken für einen Übernachtungsplatz auf uns zu nehmen.
Wir zielen den Kicking Horse Campground an und sind Mega Happy, als uns die nette Dame an der Rezeption einen Platz zuteilt. Wir dürfen auch schon auf unser Plätzchen, obwohl es erst 09:00 Uhr morgens ist. Perfekt, dann wäre dieser Punkt ja schonmal erledigt. Lange verweilen wir jedoch nicht auf unserem Platz. Wir füllen die Trinkwasserreserven auf und machen uns auf den Weg zu den Takakkaw Falls. Auch hier gibt es eine Beschränkung für Wohnmobile bzw. lange Fahrzeuge. Jedes private Fahrzeug, das länger als 23 Fuss (7 Meter) ist, darf diese Strasse nicht befahren. Es ist eine ziemlich steile und enge Serpentine eingebaut, bei der sogar wir einmal zurücksetzen müssen, um die Kurve zu passieren.
Ihr könnt euch vorstellen, wie froh ich bin, als wir am Parkplatz ankommen. Wir spazieren gemütlich den Weg zum Wasserfall. Der Takakkaw Wasserfall ist mit seinen 373 Metern der zweithöchste Wasserfall Kanadas. Den durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Der Weg bis ganz nahe an den Wasserfall ist gerade mal 1,4 km lang und sehr einfach zu bewältigen. Das ist auch gut so, denn irgendwie spüren wir heute die letzten Tage ein wenig in unseren Beinen.
Nachdem wir wieder unzählige Fotos geknipst haben, fahren wir weiter Richtung Natural Bridge. Hier machen wir nur einen kurzen Halt und erkunden die Gegend rundherum. Danach geht es zum Emerald Lake. Auch im Yoho-Nationalpark ist einiges los und wir bekommen erst beim zweiten Anlauf einen Parkplatz. Irgendwie sind mir das heute zu viele Menschen und mir vergeht kurzerhand die Lust, rund um den Emerald Lake zu laufen. Wir beschliessen die kurze Wanderung zu den Hamilton Falls zu machen und erhoffen uns, da auf weniger Menschenmassen zu treffen.
Es ist wirklich viel weniger los auf dem Wanderweg. Der Hamilton Fall selbst ist nicht wirklich spektakulär, aber wenn man nach dem Wasserfall noch etwas weiter hinaufläuft, findet man ein schönes Plätzchen, bei dem man eine gute Aussicht auf den Emerald Lake hat. Wir gönnen uns eine Kaffeepause und essen genüsslich unsere Cookies. Das Wetter ist auch heute wieder traumhaft und die Sonne hat noch einiges an Kraft. Wir können uns echt glücklich schätzen. Vor ein paar Tagen hat es hier viel geregnet und nicht selten kann es um diese Zeit auch schon schneien. Je nachdem, auf was für einer Höhe man sich gerade befindet. Wir sind dankbar, dass wir weder Schnee noch Regen hatten und freuen uns auf die nächsten Tage.
Wasserpumpen Desaster
Für heute lassen wir es gut sein und fahren zurück zum Campingplatz. Wir kaufen neue Eintrittstickets für die Nationalparks an der Rezeption, füllen unseren Wassertank auf, um für die nächsten Tage gerüstet zu sein und gönnen uns eine lange, ausgiebig warme Dusche im schönen Duschhaus des Campingplatzes. Die Duschhäuser sind in keiner Weise mit denen in den USA zu vergleichen. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen und verspeisen lecker gegrillte Burger. Doch was hören unsere Ohren da? Das darf jetzt nicht wahr sein, echt jetzt? Unsere Wasserpumpe springt wieder alle 10 Minuten an. Na bravo, die neue Wasserpumpe hat ja ganz lange gehalten. Wir freuen uns schon auf den Tag, wenn nicht mehr jede Woche etwas kaputtgeht.
Die Nacht im Yoho Nationalpark war nicht wirklich erholsam. Und das lag nicht nur an dem Zug, der in der Nacht gefühlt durch den Campingplatz gerauscht ist. Wir haben uns Stundenlang über die Wasserpumpe geärgert und fragen uns wirklich wie man nur so einen sch… verbauen kann. Es gibt so viele Fehlkonstruktionen und die Bauweise ist komplett veraltet bei den Wohnmobilen. Bei Ollie haben wir ab und zu das Gefühl, dass er aus den 70er Jahren kommt. Vielleicht sind wir als Österreich/Schweizer auch einfach zu verwöhnt. Bei uns hat vieles eine sehr hohe Qualität und oft sind die Sachen ausgeklügelt. Zumal unser Wohnmobil Frida, dass wir in Europa hatten, einfach perfekt war. Klar hatte sie auch ihre Wehwehchen, aber so viel, wie bei Ollie kaputtgeht, das passt langsam in keinen Schuh mehr. Wir müssen uns echt zusammenreissen und uns immer wieder sagen, dass er halt kein neues Fahrzeug ist und Sachen einfach kaputtgehen können bzw. es Sachen gibt, die man einfach akzeptieren muss. Wir sind nun mal nicht in Europa und hier funktioniert es einfach anders. Ollie kann ja nichts dafür, es sind einfach seine Anbauten, die nicht funktionieren.
Tintenfässer
Jetzt aber wieder zurück zu unserer Reise. Ziemlich müde brechen wir am frühen Vormittag auf und fahren zurück zum Banff Nationalpark. Eine Wanderung tut uns jetzt sicherlich gut, um unsere Köpfe freizubekommen. Auf geht es ins Bow Valley. Hier wollen wir zuerst den Johnston Canyon bewandern und dann weiter zu den Ink Pots laufen. Die Wanderung ist 12 km lang und soll einen Höhenunterschied von 300 Metern haben. Das sollten wir schaffen, letztens waren es ja über 600 Meter Höhenunterschied. Der Johnston Canyon ist leicht zu bewandern. Es ist zwar auch hier einiges los aber wir blenden die Massen heute einfach mal aus.
Weiter geht es zu den Ink Pots. Die Hälfte des Weges haben wir schonmal geschafft. Zumindest den Hinweg. Ab jetzt geht es 6 Kilometer nur noch rauf und runter. So war das jetzt aber nicht gedacht mit den Höhenmetern. Da wir den gleichen Weg wieder zurücklaufen müssen, blüht uns dann nochmal dasselbe Auf und Ab-Spiel. Uppss, da habe ich wohl in der Planung einen kleinen Fehler gemacht. So schnell werden aus 300 Höhenmeter 600 Höhenmeter.
Wir kommen ziemlich platt am Ziel an und freuen uns über das einladende Bänkchen in der Sonne. Dieser Platz ist perfekt, um sich auszuruhen und die Umgebung und Natur auf sich wirken zu lassen. Eine ausgiebige Jause darf natürlich nicht fehlen. Das ist ja meistens das Beste an einem Wandertag.
Funkenzunft
Am Nachmittag sind wir dann zurück am Parkplatz. Nun geht es für uns Richtung Banff, dem Ort selbst. Wir wollen heute jedoch nicht mehr in die Stadt und steuern somit gleich den Campingplatz, Tunnel Mountain Village I an. Der Platz hat 618 Seiten und wir hoffen, dass er noch ein Plätzchen für uns freihat. An der Rezeption fragen wir gleich nach der etwas billigeren Seite ohne Fire-Permit, denn dafür wollen wir nicht extra 10 Dollar zahlen. Ziemlich unhöflich meint der Mitarbeiter, dass sie nur noch Seiten mit Feuerstellen freihaben, entweder wir nehmen diese oder wir können wieder gehen. Ich glaube, der Typ ist verwandt mit dem hochnäsigen Typen vom Lake Louise Campingplatz.
Da es nichts nützt und wir einen Schlafplatz brauchen, bezahlen wir die 40 Dollar für den Stellplatz INKLUSIVE nicht benötigtem Fire-Permit und fahren ein wenig genervt auf unsere Seite. Rene flucht innerlich in sich hinein und kündigt mir an, heute einen Funken zu bauen und das ganze Brennholz zu verbrennen. Für alle, die nicht wissen, was ein Funken ist: Jedes Jahr am Sonntag nach Aschermittwoch, wird ein uralter germanischer Brauch gepflegt: der Funkensonntag. Hier werden nicht nur die bösen Geister vertrieben, sondern auch der Winter. Auf den bis zu 30 Meter hohen Holztürmen befindet sich die sogenannte "Funkenhexe". Der Turm wird angezündet und wenn die Hexe durch die Hitze und das Feuer explodiert, hat man den Winter gut vertrieben.
Das mit der Hexe lässt Rene weg, aber unser Lagerfeuer kann sich sehen lassen. Wenigstens ist das Holz im Preis inbegriffen – man soll es halt in «Massen» verwenden. Das ignoriert Rene jetzt einfach mal gekonnt, der Begriff ist ja schliesslich dehnbar. Im Umkreis von 300 Meter und soweit wir sehen können haben wir dann das mit Abstand grösste Feuer, es hat es eine angenehme Wärme und die Flammen lodern kräftig in die Höhe.
Ich schaue nicht schlecht als ich zum Abwaschplatz bei unseren Nachbarn vorbeilaufe und mir die zwei Leute bekannt vorkommen. Jannis und Nina, das deutsche Paar, welches wir die letzten Tage immer wieder mal getroffen haben, stehen direkt gegenüber unserem Stellplatz, mit ihrem Camper! Zufälle gibt es, und das bei einem Campingplatz, der über 600 Seiten hat. Jetzt sehen wir uns schon zum dritten Mal in diesem riesigen Gebiet. Wir verbringen einen sehr gemütlichen Abend am Lagerfeuer zusammen, tauchen all unsere Reisegeschichten aus und Dank Renes Funken wird uns auch bei den 0 Grad, die es in der Nacht hat, nicht kalt.
Am nächsten Morgen verabschieden wir die zwei und wünschen ihnen eine gute Heimreise. Für die beiden ist ihr Kanada Abenteuer hier zu Ende. Wir freuen uns sehr, als sie uns ihre übrig gebliebenen Lebensmittel bringen, für die sie keine Verwendung mehr haben. Anschliessend geht auch unsere Reise weiter. Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren in das kleine, touristische Städtchen Banff. Beim Bahnhof dürfen wir Ollie kostenlos abstellen. Wir spazieren gemütlich in den Stadtkern und haben das Gefühl, in einem österreichischen Skiort gelandet zu sein. Die Häuser, Souvenirgeschäfte, Restaurants - alles ist typisch Deutsch. Wir verbringen den halben Tag im Dorf und geniessen es auch ehrlich gesagt mal wieder, ein bisschen durch die Gassen zu schlendern und Schaufenstershopping zu machen.
Am Nachmittag beginnt es dann zu regnen. Das ist für uns das Zeichen, aufzubrechen und den Weiterweg anzutreten. Eigentlich wollten wir nach Banff noch nach Radium Hot Springs und in dieser Gegend einiges anschauen. Die Wetterprognosen sind jedoch in diesem Gebiet für die nächsten Tage so schlecht, dass wir kurzerhand beschliessen das auszulassen und einiges an Wegstrecke zurückzulegen.
Abends kurz vor dem Sonnenuntergang kommen wir dann in Cranbrook beim Parkplatz von Home Hardware Building Center an. Was für eine aufregende Woche. Wir haben so vieles gesehen und erlebt in diesen drei Nationalparks. Man könnte hier locker Monate verbringen und jeden Tag eine andere Wanderung machen. Die Natur, die Wildtiere und die malerischen Fahrten auf den Strassen sind schwer in Worte zu fassen. Für mich sind die kanadischen Rockys das Herz Kanadas. Ein MUST SEE, wenn man Kanada bereist. Auch wenn es teilweise ziemlich überfüllt ist, aber mit etwas Planung und Recherche kann es zu einem wundervollen Ausflugziel werden. Ich bin froh, dass wir diesen Teil von Kanada nicht ausgelassen haben und nicht durch die Parks durchgehetzt sind, sondern uns einige Tage in diesem Naturparadies aufgehalten haben.
Liebe Grüsse
Reiseroute
10. – 11. Sep. 2023Yoho
CA11. – 12. Sep. 2023Banff
CA12. – 13. Sep.2023Cranbrook
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