
Eine Reise in die Vergangenheit
14. August 2022
Flusstreiben
18. September 2022Ballermann in Polen

Marge: “Wuärr, das ist ja undicht!” Homer: “Es ist nicht undicht, es läuft über.”
21. August 2022 - Reisetagebuch Eintrag #98
- BALLERMANN IN POLEN | geschrieben von Magdalena
Nachdem Frida undicht ist, fahren wir freiwillig und doch irgendwie nicht freiwillig nach Dresden. Danach wollen wir endlich Polen erkunden und landen in Kolberg, hier geht es ab wie am Ballermann. Wir flüchten in den Słowiński Nationalpark und begeben uns auf die Suche nach den Wanderdünen.
Unwetter in Travčice
Eigentlich sollte der neue Bericht mit Dresden starten. Jedoch ist uns in der letzten Nacht in Tschechien noch etwas passiert. Der Regen hat gerade eingesetzt als wir uns ins Bett begeben und das Licht ausmachen. Rene driftet immer gleich ab in das Traumland, wenn es regnet. Er findet Regen irgendwie beruhigend. Mich nervt der Regen jedes Mal im Wohnmobil. Es ist laut und ich habe immer das Gefühl, dass der Regen einen Weg durch das Dach schafft. Irgendwann packt mich dann aber auch die Müdigkeit und ich schlafe unruhig ein. Gefühlt keine 10 Minuten später schrecke ich auf. Es ist 2 Uhr morgens und mir tropft Wasser auf den Kopf. Aber das kann gar nicht sein, ich bin ja im Wohnmobil. Panik überkommt mich und ich suche verzweifelt den Lichtschalter. Ich schrei wie am Spiess, dass Rene wach wird und als wir dann endlich das Licht gefunden haben, trifft mich fast der Schlag. Es war leider kein Albtraum. Bei meiner Rückwand tropft es unter dem Hängekasten raus. Und es tropft nicht nur ein wenig, nein, es hat sich schon ein kleines Rinnsal gebildet das direkt an meinem Kopfende am Polster vorbei bis hinunter in die Garage rinnt. Ich schicke Rene in die Küche um unsere Salatschüssel zu holen. Die sollte vorerst gross genug sein, um das Wasser aufzufangen.
Als ich mit der Schüssel in der Hand das Wasser auffange, begeben wir uns auf die Suche nach dem Leck in der Wand. Eine Vermutung haben wir beide gleich auf Anhieb. Hinter meinem Hängeschrank verläuft das Kabel der Rückfahrkamera. Diese wurde von unserem “super tollen Händler” eingebaut. Und wie einige von euch die schon länger mitlesen wissen, hat dieser Händler ziemlich viel Mist gebaut. Unsere Vermutung bestätigt sich sofort. Das Wasser kommt genau neben dem Kabel raus. Nur ist hier alles so verbaut, dass wir auf die Schnelle nichts anderes machen können als die halbe Nacht eine Schüssel über unser Bett zu halten und den Regen aufzufangen. Zum Glück hört der Regensturm irgendwann mal auf und das Rinnsal verebbt langsam. Rene ist die Ruhe in Person und meint, wir sollen jetzt weiterschlafen. Heute können wir eh nichts mehr tun. HALLO - es hat mir gerade auf den Kopf getropft. Frida ist undicht und du willst jetzt einfach schlafen? Ich bin so aufgewühlt, dass ich eh keine Ruhe finde. Somit begebe ich mich auf die Suche nach einem Carado Vertragshändler. Es ist zwar Wochenende, aber vielleicht haben wir ja Glück und ich erreiche noch jemanden am Samstagmorgen. Ich finde mitten in Dresden ein Händler, der auch eine Werkstatt vor Ort hat. Perfekt, dann kann ich gleich morgen in der Früh anrufen und einen Termin vereinbaren.
Den Händler habe ich gleich in der Früh erreicht. Sie wollen uns irgendwie am Montag dazwischen quetschen und sich die Sache anschauen, können uns aber nicht versprechen den Fehler zu beheben. Wie bei vielen anderen Unternehmen haben auch sie Personalmangel und Arbeit ohne Ende. Eigentlich sind die ersten freien Termine erst wieder im September. Ich lege mir in der Zwischenzeit schon einen Plan B zurecht - und suche nach einer Zugverbindung nach Berlin. Dort habe ich einen Cousin, vielleicht können wir so lange bei ihm unterkommen bis der Schaden behoben wurde. Wir begreifen allerdings noch nicht ganz, wie so plötzlich Wasser eintreten konnte. Erst vor 1 ½ Monaten haben wir die vorgeschriebene Dichtigkeitsprüfung durchführen lassen. Doch es nutzt jetzt alles nichts. Wir müssen bis Montag abwarten und dann sehen wir weiter. Wir packen also unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg nach Dresden. Es wäre ja eigentlich eh auf unserem Plan gestanden aber jetzt fühlt es sich irgendwie gerade nicht mehr so freiwillig an.
Kleingartensiedlung Dresden
Zum Glück hatten wir seit dem letzten Regenschauer nur noch wolkenlosen Himmel, und auch die Vorhersage für die nächsten Tage verspricht trockenes Wetter. Der Weg nach Dresden verläuft ohne Probleme und kurz vor Sonnenuntergang finden wir einen tollen Parkplatz bei einer Kleingartensiedlung keine 2 Kilometer von der Altstadt entfernt. Die Rezessionen auf unserer Park4Night App klingen super. Gerade Parkflächen, Zentrumsnah, ein paar Hundeläufer die wohl tagsüber kommen aber ansonsten soll es sehr ruhig sein. Und das alles gibt es gratis. Das klingt nach einem Traumplatz. Wir stellen Frida ab und erkunden noch ein wenig die nähere Umgebung und spazieren zum nächstgelegenen REWE, um unsere Vorräte aufzustocken. In der ersten Nacht stehen wir mit 4 anderen Campern hier am Stadtrand von Dresden. Die Leute die ihre Hunde ausführen Grüssen alle freundlich und geben uns nicht das Gefühl, unerwünscht zu sein. Da ich ziemlich k.o. bin von der letzten schlaflosen Nacht falle ich schon um zehn Uhr ins Bett. Genau zur richtigen Zeit, denn jetzt kommen die Jugendlichen, die vorhin noch nett aus der Kleingartensiedlung gewunken haben auf die Idee, ihre Musik aufzudrehen. Na toll das kann ja was werden.
Bis etwa zwei Uhr morgens wurden wir noch freundlichst mit Musik beschallt, bis dann endlich Ruhe ist. Es ist zwar Sonntag, aber unser Wecker klingelt trotzdem schon um halb acht. Wir trinken erstmal einen starken Kaffee und holen unsere Fahrräder raus. Heute steht Dresden auf dem Programm. Es ist zwar Wochenende und daher sicher einiges los, aber da wir ja morgen den Termin in der Werkstatt haben wollen wir den Tag heute voll nutzen. Wir fahren gemütlich am Elb-Ufer entlang Richtung Altstadt. Die Sehenswürdigkeiten haben wir uns schon zuvor herausgesucht und tragen sie jetzt nur noch in der Citymap ein, um eine Route zusammen stellen zu können. Wir wollen den Tag nutzten um so viel wie möglich von Dresden kennenlernen zu können. Und wir werden nicht enttäuscht. Was ist das wieder für eine tolle Stadt?! Die vielen alten Gebäude, die grossen Plätze rund um die Sehenswürdigkeiten. Die imposante Semperoper und der faszinierende Zwinger mit seinen Barockgebäuden. Wir kommen aus dem Staunen wieder einmal nicht heraus. Ein Bauwerk schöner als das andere. In jeder Ecke sind Strassenmusiker zu finden und trotz einigen Touristen strahlt die Stadt eine gewisse Ruhe auf uns aus. Es ist nicht so hektisch wie sonst in den Grossstädten. Wir lassen uns durch die Gasse treiben, nehmen den Flair auf und sind hellauf begeistert.
Ein Schock durchströmt unser beider Körper. Unser Herz beginnt abrupt zu rasen. Ich frag Rene, ob er sie auch nicht sieht und er bejaht es leider. Wir geben Vollgas – obwohl es ja nichts daran ändert - und ich kann euch nicht wirklich beschreiben was in den nächsten Minuten in mir vorgeht. Unser zu Hause, unser Wohnmobil, das Einzige, was wir noch haben und alles was wir noch besitzen ist dort drinnen. Und plötzlich ist es weg? Ist es jetzt echt passiert, dass man uns das Wohnmobil gestohlen hat? Wir biegen in die Strasse ab wo wir geparkt haben und fahren zu der Stelle, wo Frida stehen sollte. Ich kann es erst glauben als Rene mich schüttelt und sagt, dass sie da ist. Wir stehen direkt vor ihr. Ich erkenne Sie immer noch nicht. Aber langsam löst sich der Schock und jetzt bin ich mir ganz sicher. Ja, Frida ist noch da und wurde uns nicht gestohlen. Mit zittrigen Knien steige ich vom Fahrrad ab und muss mich erstmal setzen. Was für ein Schock und was für ein scheiss Gefühl. Sowas muss ich hoffentlich nie mehr erleben. Jetzt brauchen wir erstmal einen Whisky um diesen Schock zu verdauen.
Natürlich fragt ihr euch jetzt, warum wir plötzlich unser eigenes Wohnmobil nicht mehr erkennen. Zunächst einmal: wir standen weder unter Drogen- noch unter Alkoholeinfluss. Neben der Kleingartensiedlung ist ein Fussballstadion, das in dieser Nacht mit blauen Scheinwerfern beleuchtet ist. Diese Scheinwerfer haben dazu beigetagen, dass Frida wie ein blau/weisses Wohnmobil ausgesehen hat. Unser Gehirn blendet andersfarbige Wohnmobile natürlich aus – oder lässt uns zumindest glauben, dass es sich dabei nicht um unser Fahrzeug handeln kann. Wir mussten tatsächlich direkt vor ihr stehen und das Kennzeichen kontrollieren bis wir uns sicher waren. Es handelte sich also einfach nur um eine optische Täuschung, aber mit ziemlich grosser Schockwirkung.
Schaffer Mobile
Montagmorgen 06:00 Uhr, der Wecker klingelt. Wir liegen in unserem nicht gestohlenen Wohnmobil und haben eine sehr ruhige Nacht verbracht. Die Jugendlichen hatten diesmal keine Lust auf Party. Der Schock von gestern Abend ist halbwegs verdaut und wir sind bereit, um in die Werkstatt zu fahren.
Es ist schon einiges los als wir bei Schaffer Mobile ankommen. Nun heisst es erstmal Schlange stehen und Anmelden. Die ganze Mannschaft ist sehr bemüht und überaus freundlich. Sie wollen sich erstmal das Ausmass des Schadens ansehen und dann sagen, wie lange sie für die Reparatur brauchen. Sie bitten uns um Geduld. Wenn wir eines in der Zwischenzeit haben, dann ist es Geduld mit den Werkstätten. Vor allem, wenn wir daran denken, dass sie die Fehler von anderen beheben müssen. Kurz nach Mittag kommt Herr Galle mit guten Neuigkeiten zurück. Sie haben den Fehler gefunden, der Wassereintritt war wirklich bei dem schlecht abgedichteten Kabel der Rückfahrkamera. Sie haben inzwischen alles gründlich abgedichtet, nochmal kontrolliert, ob sich irgendwo Feuchtigkeit gebildet hat und können uns nun mit gutem Gewissen weiterfahren lassen. Wer hätte gedacht, dass es so schnell geht? Wir sind wieder rundum zufrieden und wirklich sehr begeistert von der mittlerweile nicht mehr selbstverständlichen Freundlichkeit der Mitarbeiter. Na dann kann es jetzt weiter gehen Richtung Polen. Und da uns Herr Galle so tolle Tipps von der Ostsee und Nordpolen gegeben hat, sind wir schnell wieder auf der Strasse und fahren motiviert und voller Vorfreude nun ganz hoch in den Norden. Ostsee wir kommen!
Ballermann in Polen
Dank der gut ausgebauten Autobahn von Deutschland kommen wir schnell voran und sind am nächsten Morgen schon in Polen an der Ostsee. Unser erstes Ziel ist Kołobrzeg - auf Deutsch: Kolberg. Vom stark frequentierten Parkplatz aus machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf in die Stadt oder besser gesagt ans Meer. Kolberg liegt direkt an der Ostsee. Wir finden einen geeigneten Platz, um die Räder abzusperren – was zugegeben gar nicht so einfach war - und wollen erstmal einiges zu Fuss erkunden. Hier ist ganz schön was los. Klar, es ist jetzt Hauptsaison, aber so voll war es bis jetzt noch nirgends. Touris ohne Ende. Ein “Piratenschiff” nach dem anderen lockt mit Ausflügen auf die Ostsee. An jeder Ecke kann man, bzw. Kind sich die Haare flechten lassen, Hütchenspieler haben einen Stand nach dem anderen, die Restaurants reihen sich eines nach dem anderen an der Uferpromenade ein. Wenn man an einem Steg spazieren will, muss man sogar Eintritt bezahlen! Das haben wir wirklich noch NIE gesehen. Musik kommt aus jedem Winkel und die Kids rennen einen fast über den Haufen. Die Menschen liegen wie Sardinen am Strand. Oh mein Gott, wo sind wir den bitte hier gelandet? Uns reicht der halbe Tag in Kolberg um zu wissen, dass wir hier nicht besonders lange bleiben wollen. Schade, ich wäre so gerne mal in der Ostsee geschwommen.
Zurück am Parkplatz beschliessen wir, die Nacht trotzdem noch hier zu verbringen und wollen dann am nächsten Tag weiter Richtung Slowinski Nationalpark fahren. Bei meiner Recherche für einen neuen Stellplatz springt mir ein verlassener Militärflughafen direkt an der Ostsee ins Auge, keine halbe Stunde entfernt von hier. Ok, wir wollen Kolberg noch eine Chance geben und beschliessen, diesen Platz morgen früh anzufahren, bevor es dann Richtung Nationalpark geht. Und Leute, es hat sich gelohnt! Wir sind hin und weg, und die nächsten 3 Tage verbringen wir auf dem Flughafengelände, geniessen das tolle Wetter und die Ostsee in vollen Zügen. Nun darf ich also doch noch in der Ostsee schwimmen.
Wir suchen uns einen schönen 13 Kilometer langen Rundwanderweg raus, um die Dünen und einen alten Leuchtturm zu erkunden. Einen Zwischenstopp an und im Meer darf natürlich nicht fehlen. Die Wanderdünen sind einfach nur toll. Es geht ein schöner, abgesperrter Weg inmitten der Dünen entlang. Der Weg durch den tiefen Stand ist anstrengend, es lohnt sich jedoch jeder Meter, da die Aussicht einfach immer schöner wird. Wir wandern durch den Nationalpark, springen in die kalte Ostsee und bezwingen die gefühlten 200 Stufen zum Leuchtturm. Etwas k.o. aber glücklich treffen wir am Abend wieder beim Wohnmobil ein.
Wir verbringen noch zwei Tage im Nationalpark und geniessen die Natur und beruhigende Stille rund um uns. Etwas nervig sind Zig-Tausende von Flugameisen die jeden Abend zur Dämmerung kommen und es sich auf und irgendwann auch in Frida bequem machen. Unsere Aussenwände sind teilweise komplett schwarz, so gross ist der Schwarm. Ein Sturm am letzten Abend sorgt dafür, dass es im ganzen Dorf kein Wasser mehr gibt. Beziehungsweise nur noch Wasser von oben, aber Frida übersteht den Sturm ohne Schaden und das wichtigste: sie bleibt Dicht! Am nächsten Tag funktioniert dann auch das Wasser wieder und wir können unsere Wasserreserven auffüllen und zum nächsten Ziel weiterfahren.
Liebe Grüsse
Reiseroute
06. - 08. August 2022 Dresden
DE08. - 13. August 2022Kołobrzeg
PL13. - 16. August 2022Smołdziński Las
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