Puerto Escondido
Mit über einer Stunde Verspätung beginnt unsere 13-Stunden-Tour von Tuxtla nach Puerto Escondido. Diesmal ist der Bus um Welten bequemer und wir können die Fahrt so halbwegs geniessen. So gut man eben 13 Stunden im Bus geniessen kann. Nach 12 Stunden Fahrt wird es draussen langsam wieder hell und wir können die ersten Umrisse unseres neuen Domizils erkennen. Auf den ersten Blick sieht es an der Westküste Mexikos ganz schön aus. Ein bisschen zerknautscht steigen wir dann am Endziel aus und beschliessen einstimmig, dass wir unseren Koffein-Haushalt auffüllen müssen. Ein gut bewertetes Frühstückslokal ist schnell gefunden und wir machen uns samt Gepäck auf ins Restaurant. Wir schauen erstmal blöd als es heisst Schlange stehen und in eine Warteliste eintragen. Aber, wenn wir heute eines haben, dann Zeit. Vor 15:00 Uhr können wir ohnehin nicht in unsere Unterkunft, und jetzt haben wir gerade mal 09:00 Uhr am frühen Morgen. Das Warten hat sich gelohnt. Um umgerechnet 80 Eurocent bekommen wir im „El Cafecito“ Refill-Kaffee so viel wir wollen. Und das reichhaltige Frühstück, welches angeboten wird, gibt es bereits ab 3 Euro. Ich glaube, wir sind im Paradies gelandet. Wir ziehen unser Frühstück dann doch sehr in die Länge, aber Pünktlich um 15 Uhr dürfen wir in unsere Unterkunft einziehen. Sehr praktisch ist, dass diese gerade mal 50 Meter vom leckeren Restaurant entfernt ist. Wir sind mit dem Apartment sehr zufrieden und freuen uns schon auf gemütliche Abende auf der tollen Dachterrasse mit Meerblick.
San Jose Manialtepec
Bereits auf den ersten Blick gefällt es uns hier sehr gut. Da wir nur 6 Tage Zeit haben wollen wir so viel wie möglich unternehmen und anschauen. Die letzten 2 Wochen haben wir ja krankheitsbedingt so gut wie nichts unternommen. Ein paar Ziele sind gleich gefunden und so machen wir uns am 2. Tag auf nach San Jose Manialtepec. Von hier aus wollen wir zu den heissen Quellen wandern. Fragt uns jetzt bitte nicht wie sinnvoll es ist, bei 32 Grad Aussentemperatur heisse Wasserquellen aufzusuchen. Das Dörfchen ist schön anzusehen und gemütlich schlendern wir durch die Hauptstrasse in Richtung Ausgangspunkt der Wanderung. Eine nette ältere Dame am Gemüsestand erklärt uns nochmal den Weg und hier erfahren wir dann, dass wir 6-mal einen Fluss überqueren müssen. Na das kann ja was werden. Ich sehe mich schon wie es mich in den reissenden Fluten Richtung Pazifik rausschwemmt. Wir lassen uns jedoch nicht von den Flussüberquerungen abhalten und gehen gezielt weiter. Es dauert nicht lange und schon ist der Fluss in Sichtweite. Die erste Überquerung steht an. Wanderschuhe ausziehen, Socken ausziehen. Rucksack hoch über den Kopf und ab ins kühle Nass. Glück gehabt, das Wasser reicht uns nur bis zu den Knien (leider war das nicht bei jeder Überquerung so). Unsere restliche Kleidung bleibt trocken und wir können wieder Socken und Schuhe anziehen. Das alles dürfen wir heute also noch 11x machen. Der Weg ist wunderschön gelegen. Es wird immer ruhiger. Kaum noch Leute in Sicht. Nur der ein oder andere Cowboy, der uns anbietet, uns trocken mit dem Pferd über den Fluss zu bringen. Wir lehnen dankend ab und geniessen die Natur und den Weg entlang dem Fluss ganz alleine für uns. Ab und an müssen wir an Kühen vorbei, aber bis jetzt sind alle hinter einem Zaun und wir in Sicherheit.
Bei der zweiten Flussüberquerung passiert es dann. Rene zieht sich am Mittelfuss durch einen scharfkantigen Stein eine Schnittverletzung zu. Na toll und das schon in den ersten 30 Minuten. Das kann noch was werden. Seine Laune ist im Keller er schmeisst seine Socken und Schuhe weg und hat erstmal die Schnauze voll von der Wanderung. Wir können ihn dann doch noch dazu überreden weiter zu machen und laufen sehr langsam und gemütlich weiter. Als dann plötzlich 4 Kühe und 3 Kälber vor uns stehen ist Renes Verletzung das kleinere Problem. Es kommen gleich wieder alte Erinnerungen von den Kühen in Schweden hoch. Wir wählen wieder die Taktik sie grossflächig zu umgehen und finden irgendwann wieder auf den ursprünglichen Wanderweg zurück. Nach zwei Stunden und vier teilweise bis zur Hüfte hohen Flussüberquerungen, erreichen wir unser Ziel und kommen an den heissen Quellen an. Nach einer kurzen Inspizierung des schönen Ortes beschliessen wir einstimmig, dass es dann doch zu warm ist sich in 40 Grad warmes Schwefelwasser zu liegen und einigen uns darauf zum kühlen Fluss zurückzulaufen und uns da ein schönes Plätzchen für eine Pause zu suchen. Der Rückweg verläuft dann ohne Verletzungen und die Kühe haben inzwischen auch das Weite gesucht. Wir kommen spät nachmittags glücklich und zufrieden wieder in unserer Unterkunft an. Leider entzündet sich die Wunde von Rene über Nacht und er bekommt für die nächsten Tage erstmal wieder Hausarrest von mir aufgebrummt. Was aber nicht ganz so schlimm ist, denn wir haben schon am 3. Tag unseren Aufenthalt gleich um 2 Wochen verlängert. Es gefällt uns hier so gut und man kann so viele tolle Sachen erleben. Da wollen wir uns nicht unnötig Stressen und beschliessen, diesen Ort und die Umgebung insgesamt 3 Wochen zu erkunden.
Rene hält sich tapfer und jammert oder beschwert sich während dieser Zeit nicht ein einziges Mal (ich wurde gezwungen, das zu schreiben). Als er dann wieder ganz fit ist beschliessen wir, auf Krokodilsuche zu gehen. Ich habe bei einem YouTube-Blogger einen Tipp gesehen und wir wollen nun auch unser Glück probieren. Mit dem Colectivo fahren wir ins Nachbardorf Barra De Navidad und starten von dort unsere Suche. Eine etwas ungenaue Wegbeschreibung konnten wir dem Video entnehmen, aber wo wir genau hin müssen wissen wir nicht. Wir laufen in Richtung der besagten Lagune wo es Krokodile geben soll. Das erste Hindernis lässt nicht lange auf sich warten. Wir erreichen nach ein paar Kilometern glücklicherweise einen Wald, der uns von der gleissenden Sonne schützt, aber hier lauern auch schon gefühlt Millionen von Moskitos, die sich auf uns stürzen wie die Piranhas. Keine 10 Sekunden im Schatten und jeder von uns hat schon 10 Stiche. Wir haben an vieles gedacht aber der Anti-Mückenspray ist sicher und trocken in der Unterkunft geblieben. Im Sekundentakt schlagen wir auf uns ein und sind „froh“, wenn wir wieder aus dem Schatten draussen sind. Der Weg zieht sich und die Lagune ist immer noch nicht in Sicht. Nach 3 Kilometern kommen wir dann endlich bei einem Schild an, an dem zumindest mal vor Krokodilen gewarnt wird. So jetzt kann es aber nicht mehr weit sein. Wir müssen nur noch irgendwo einen Weg Richtung Lagune finden und dann muss doch da irgendwo ein Krokodil liegen. Wir finden nur kleinere Wege, die durch das Dickicht in Richtung Lagune gehen. Kein Steg oder irgendwas, an dem man weiter in die Lagune sieht, ist zu finden. Auf dem YouTube Video hat das so easy ausgesehen.
Wir sind inzwischen 2 Kilometer weitergelaufen und kommen einfach nicht wirklich in die Nähe der Lagune. Die Sonne hat nun ihren Höhepunkt erreicht und es ist mitten am Tag. Wir müssen langsam entscheiden, ob wir umdrehen oder noch weiter gehen. Unser Trinkwasser wird auch immer weniger und von Zivilisation ist hier weit und breit nichts zu sehen. Wir beschliessen nicht aufzugeben und weiterzugehen. Die Sonne knallt inzwischen mit voller Wucht runter, wir fühlen uns wie in einem 60 Grad heissen Backofen. Wir schützen uns mit unseren Handtüchern und laufen fast schon in Trance dem Weg entlang. Einen Zugang zu Lagune finden wir nirgends und irgendwann hören wir auch auf zu suchen und setzen nur noch einen Schritt vor den anderen. Gefühlte 2 Stunden laufen wir bei 35 Grad in der schlimmsten Mittagshitze ohne Aussicht auf einen Moskitoverseuchten Schatten in der Prärie herum, bevor wir endlich wieder ein Dorf finden, wo uns dann Gott sei Dank ein Colectivo nach Puerto Escondido mitnimmt. Ziemlich platt und müde geniessen wir den Fahrtwind und freuen uns auf eine Abkühlung im Pool. Tja das mit den Krokodilen habe ich mir etwas anders vorgestellt. Vor allem weiss ich jetzt, dass ich nicht jedem YouTuber Glauben schenken darf. Keine Ahnung wo sich der Typ rumgetrieben hat, aber der hat mir nicht so ausgeschaut, als ob er einen 10 Kilometer Marsch einfach so locker ohne ins Schwitzen zu kommen, mit perfekt gestylten Haaren überlebt….
Die nächsten Tage verbringen wir an unserem Hausstrand. Die Unterkunft ist gerade mal 300 Meter vom wunderschönen Playa Carrizalillo entfernt. Der Strand ist perfekt zum Baden und schnorcheln. Die Wellen kommen durch die Bucht nicht so stark rein und beim Schnorcheln gibt es einiges an Fischen zu beobachten. Wir hatten sogar das Glück eine Meeresschildkröte zu sehen. Wir geniessen die Zeit. Beobachten Eichhörnchen, die direkt über uns auf dem Baum speisen und bekommen am Strand Besuch von einem grossen Leguan, der etwas verwirrt durch die Menschenmassen das Weite in die Natur sucht.
Eines Morgens nach einem Schnorchelgang fällt uns an unserem Hausstrand ein älterer Herr auf, der völlig ausser Atem auf den Knien das Wasser verlässt. Rene und ein anderer Mann machen sich ohne zu zögern auf und bieten ihm Hilfe an. Es stellt sich heraus, dass der inzwischen 88-jährige Herr aus Norwegen jeden Tag zum Schwimmen zum Strand runterkommt. Heute wurde es ihm jedoch zu viel. Die beiden schaffen es, den total entkräfteten Mann an seinen Platz zu bringen, wo er sich erstmal aufwärmen und ausruhen kann. Da er nur schwer Atmet und über Schmerzen in der Brust klagt wollen wir einen Krankenwagen rufen, doch er möchte vorerst keine medizinische Hilfe. Rene und Norman aus Kanada reden ihm über eine Stunde gut zu und erhalten dann zumindest die Einwilligung, dass sie ihn nach Hause begleiten dürfen. Um an den Strand zu kommen, muss man 165 Stufen runter. Und natürlich auch wieder rauf. Wir sind uns alle einig, dass er das nicht alleine schaffen kann. Als sie den Weg Richtung Stufen antreten verlassen ihn wieder die Kräfte und er braucht nochmals eine grössere Pause. Inzwischen ist ein spanisches Pärchen auf die drei aufmerksam geworden und ruft nun doch einen Krankenwagen. Doch der Herr möchte mit aller Kraft beweisen, dass er es kann und lässt sich nicht abhalten, den mühsamen Aufstieg aus eigener Kraft zu schaffen. Sie begleiten ihn mühselig Stufe für Stufe. Ein Krankenwagen ist auch nach dem 30-minütigen Aufstieg weit und breit nicht zu sehen. Die mittlerweile besorgte Frau von Olaf hat sich bereits auf die Suche nach ihrem Mann gemacht und trifft nun auf sie. Ihr sorgenvolles Gesicht spricht Bände. Norman und Rene begleiten die beiden trotz allen Widerworten bis nach Hause. Bei all dem Trubel hat es Olav aber nicht verabsäumt, sich von Norman und Rene die E-Mail-Adressen geben zu lassen. Prompt erhält Rene 3 Tage später auch ein E-Mail, wo er sich nochmals überschwänglich und mit viel Einsicht unendlich oft bei den beiden bedankt. Wir haben erfahren, dass es Olaf wieder besser geht und er vermutlich auch wieder bald an den Strand kann, um seine Bahnen zu ziehen. Wir sind froh, dass alles nochmal gut ausgegangen ist und freuen uns sehr, die Bekanntschaft von den beiden gemacht zu haben.
Mazunte
Wir wollen noch etwas mehr von der Westküste entdecken und machen uns ins 70 Kilometer entfernte Mazunte auf. Es handelt sich hierbei um ein kleines Hippiedorf, dass mit schönen Aussichtspunkten und einem tollen Strand lockt. Ab ins Colectivo und runter nach Mazunte. Wir nutzen den Vormittag um die Aussichtspunkte Punta del Pescador und Punta Cometa zu besuchen und wollen dann nach Mittag noch den Strand und das Dorf erkunden. Gesagt - getan, nach einer kurzen Anhöhe und einem gemütlichen Spaziergang sind wir am Punta del Pescador. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir draussen auf dem Wasser was springen sehen. Wir haben das grosse Glück und können von diesem Punkt aus tatsächlich Buckelwale beobachten. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl und ein absolutes Highlight für uns! Am Punta Cometa zeigen sich dann nochmal zwei Wale und wir können unser Glück kaum glauben. Die Wale stellen die tollen Strände und die Natur, die uns umgibt, vollkommen in den Schatten. Wir können kaum die Augen vom Meer lassen aber die drohende Mittagshitze überzeugt uns dann doch, dass wir uns Richtung Dorf auf machen. Wir verbringen einen tollen Tag in Mazunte und sind absolut Happy über die Ereignisse des Tages. Nun können wir den Punkt „Wal (vom Land) beobachten“ auch von unserer Bucketlist streichen.
Unsere Unterkunft ist toll und wir lernen viele Langzeitüberwinterer aus den USA und Kanada kennen. Wir führen tolle Gespräche mit allen und werden mit live Konzerten zum Sonnenuntergang auf der Dachterrasse verwöhnt und bekommen allerlei Tipps und Infos rund um Kanada. Das trifft sich besonders gut, denn unsere Pläne sehen vor, dass wir vermutlich nächstes Jahr diese Gegend besuchen wollen. Daraufhin erhalten wir auch gleich die Einladung von den überaus netten Kanadiern, dass wir bei ihnen vorbeikommen dürfen – ja sogar müssen. Das Angebot nehmen wir natürlich herzlich gerne an und schreiben uns alle Nummern und Adressen auf.
Doch leider ist nicht alles positiv in unserer Unterkunft. Einmal ist immer das erste Mal – und nun hat es uns tatsächlich erwischt: Wir haben Bettwanzen in unseren Betten! Ich kann euch sagen es ist nicht lustig und Judith hat es ganz schlimm erwischt. Sie hatte am ganzen Körper unzählige Bisse. Ich zum Glück nur ein paar wenige und Rene keinen einzigen. Ich glaub, die Wanzen standen, so wie es aussieht, eher auf weibliches Blut. Ekelig ist es ja schon, aber das kann in den besten Hotels vorkommen. Und ganz ehrlich wundert es mich, dass wir nicht schon früher mal Probleme hatten. Denn es waren einige Absteigen bei den Unterkünften dabei wo ich sofort unterschrieben hätte, dass es da Wanzen gibt. Das Hotel hat zumindest gut reagiert und wir konnten am frühen Morgen in ein anderes Zimmer wechseln.
Und da Rene und Judith meinten, sie müssten noch mehr Wale und Delfine sehen haben die zwei sich eine Tour gegönnt. Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich nicht auf ein Boot begebe bei dem Wellengang, der hier herrscht. Nur kurz zur Information, Puerto Escondido ist vor allem bei Surfern beliebt, weil es hier viele und hohe Wellen gibt. Somit darf in diesem Bericht Rene auch ein paar Zeilen schreiben. Ich hoffe für euch das er sich kurz haltet. Denn ich habe auch noch ein bisschen was zu erzählen.
Whalewatching
Hey Leute, ich bins, Rene. Ich darf diesen Part übernehmen. Magdalena hat sich ja dafür entschieden, sich den wilden Bootsritt auf das offene Meer nicht zu gönnen. Also gehen Judith und ich heute alleine auf Tour. Um 6 Uhr ist Tagwache, und um 7 Uhr müssen wir am Strand sein, wo unser „Rooster Fish“ – so heisst unser Boot - schon auf uns wartet. Auf den Kahn passen grad mal 8 Leute, und unser Skipper ist 14 Jahre alt. Macht aber nix, denn er wird ja unterstützt von seinem Kollegen – der schätzungsweise etwa 10 Jahr alt sein dürfte. Na gut, no risk, no fun. Zuerst müssen wir gemeinsam das Boot in das Wasser schieben. Bei einem wunderschönen Sonnenaufgang starten wir mit den obligatorischen 20 Minuten Verspätung los. Schon nach den ersten 100 Metern bin ich wirklich froh, dass sich Magdalena dafür entschieden hat, zuhause zu bleiben. Der Teenager gibt gleich mal Vollgas, und wir düsen mit Karacho über das Meer. Da wäre für Magdalena wieder Fischefüttern angesagt gewesen. Trocken bleibt bei der Geschwindigkeit gar nichts.
Jetzt beginnt die wilde Jagd nach den Buckelwalen. Dieses Gebiet hat es wirklich in sich. Aus unserer letzten Walbeobachtungstour in Neuseeland weiss ich noch, wie lange wir die dort heimischen Pottwale gesucht haben. Hier an der mexikanischen Küste sind die Buckelwale in wirklich hoher Anzahl zu finden. So dauert es auch nicht lange, bis wir einen der bis zu 15 Meter grossen Riesen entdecken. Plötzlich steigen rund herum die Fontänen auf, die sich beim Luftausblasen bilden. Es ist wirklich ein unglaubliches Spektakel und mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Für die etwa 30 Tonnen schwere Säuger bräuchte es vermutlich nur ein kurzer Wimpernschlag, um unser Boot kentern zu lassen. Aber unsere Teenies machen das wirklich gut und gehen nicht zu nahe an die Wale ran. Nach etwa 4 – 6 Walsichtungen in relativ kurzem Abstand machen wir uns anschliessend auf, Delphine zu suchen. Ehrlich gesagt wäre ich lieber bei den Walen geblieben, aber die Tour verspricht auch Delphine und Schildkröten. Delphine sind wesentlich weiter draussen zu finden, weswegen wir etwa gute 20 Minuten lang weiter raus aufs Meer fahren. Die zwei mexikanischen Schwestern hinter uns schieben eine megamässige Panik, die eine heult sogar vor lauter Angst und kann die Augen nicht offenhalten. Schlussendlich finden wir einige Rudel, die weit draussen ihre Runden ziehen. Die machen sich auch gleich einen Spass daraus, bieten ihre Kunststücke dar und hüpfen wie wild über das Wasser. Auf der Heimfahrt sehen wir schliesslich auch noch die versprochenen Schildkröten, die kurz zum Luftholen an die Wasseroberfläche kommen. Die Tiere haben locker einen Durchmesser von gut 70 – 80 cm. Wir kommen schlussendlich kurz vor 10 Uhr wieder wohlbehalten an der Küste an und sind uns einig: dieser Ausflug hat sich mehr als gelohnt! Somit übergebe ich das Wort wieder zurück an meine Frau.
La Punta Zicatela
In der letzten Woche, die wir in Puerto sind, gönnen wir uns den Luxus eines Scooters. Nach über zwei Monaten reisen sind wir nun endlich wieder frei und können fahren so lange und wohin wir wollen. Wir beschliessen, gleich zum Playa Zicatela zu fahren, da soll ordentlich was los sein. Bekannt ist der Abschnitt für seine netten Cafes, tollen Restaurants und den schönen Strand. Wir verbringen einen tollen Tag und wollen zum Sonnenuntergang zum Punta Zicatela laufen. Der Weg dorthin ist bei Flut etwas abenteuerlich. Dreimal dürft ihr raten, ob bei uns Flut oder Ebbe war. Natürlich war es Flut, aber wir hatten zum Glück unsere Badesachen dabei und Rene hat unseren Rucksack trocken durch das an die Klippen peitschende Wasser gebracht. Wir werden mit einem kilometerlangen einsamen Strand, tollen Felsformation und einem traumhafen Sonnenuntergang belohnt. Der Ausflug dorthin hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Vive Mar
Auf unserer Ausflugsliste war noch ein ganz besonderer Punkt, den wir unbedingt machen wollten. Wir haben uns diesen jedoch für den Schluss aufgespart und waren total aufgeregt als der Tag endlich da war. In Puerto Escondido gibt es die Tierrettungsorganisation Campamento Tortuguero "Vive Mar" Liberación de tortugas. Die Ehrenamtliche Organisation arbeitet seit mehr als 11 Jahren für den Schutz der Meeresschildkröten. Sie schützen 4 (Oliv-Bastardschildkröte, Schwarze Meeresschildkröte, Lederschildkröte und die Karettschildkröte) der 7 Meeresschildkrötenarten, die es weltweit gibt, alle Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedrohte Schildkrötenarten.
Die Organisation macht sich jeden Abend auf, um die Eier zu suchen und sie anschliessend in einer geschützten Umgebung auszubrüten. Wenn dann die kleinen Schildkröten alt genug sind, werden sie ins offene Meer entlassen. Da die Überlebenschance eines Schildkrötenwurfs im Normalfall nur 1 % beträgt, ist es sehr wichtig was diese Organisation leistet. Gegen eine kleine Spende kann man hier abends dabei sein, wenn die Babyschildkröten frei gelassen werden und man bekommt sogar seine eigene kleine Babyschildkröte. Für eine bessere Bindung sollte man den kleinen Namen geben. Rene und mir war klar, dass sie starke Namen brauchen, den eines wissen wir fix. Unsere drei gehören zu den 1 %, die überleben werden. Und da ihr ja inzwischen auch alle wisst das wir ein bisschen Geschichtsverseucht sind, haben sie von uns beiden Wikinger Namen bekommen. Renes gepanzertes Baby heisst „Lagertha“ die Krieger-Schildmaid und meiner ist „Floki“, der es ja angeblich bis nach Amerika geschafft hat. Judith tauft ihre „Lonesome George Junior“, nach der ältesten bekannten Galápagos-Riesenschildkröte, die rund 100 Jahre alt wurde. Somit ist ihnen ein guter Start für ihr weiteres Leben gewiss. In kleinen Kokosnuss-Schalen wurden uns unsere Schildkröten überreicht und wir gehen sofort Richtung Wasser mit ihnen. Kaum haben sie den Sandboden berührt wissen sie genau in welche Richtung sie müssen. Unseren drei Babys zuzusehen, wie sie in die Weiten des Meeres robben, war einfach unglaublich. Wir haben sie lautstark angefeuert und waren überglücklich, dass es alle drei nach kurzer Zeit bis in Wasser geschafft haben. Nun haben sie einen weiten Weg vor sich, werden hoffentlich ganz alt und haben ein wunderschönes Leben.
Wir waren kaum fertig mit jubeln, als sich in unserer Nähe auf dem Meer ein Spektakel abspielt, mit dem wir nicht gerechnet haben. Wir sehen ganz in der Nähe die Wasserfontäne eines Wals. Er schlägt mit seiner Schwanzflosse aufs Wasser, bläst Luft aus, schlägt mit der Seitenflosse aufs Wasser und das alles wiederholt sich mindestens 10 Minuten lang vor unseren Augen, keine 200 Meter von der Küste entfernt. Unglaublich sehen wir uns an und sind überglücklich über diese vielen tollen Momente, die wir hier erleben dürfen. Nach drei Wochen heisst es nun für uns diesen wunderschönen Ort zu verlassen und Abschied zu nehmen. Wir sind froh, dass wir uns trotz der langen Busfahrt entschieden haben hierherzukommen und freuen uns auch diesen Teil von Mexico gesehen zu haben. Als nächstes wollen wir nach Oaxaca. Dafür müssen wir aber erst nochmal 11 Stunden Busfahrt auf uns nehmen.