Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka, tschechischer Schriftsteller
Okay, stimmt so natürlich nicht. Vielmehr ist damit gemeint, dass man sich wieder auf ganz neue Gegebenheiten einstellen muss. Kein Land ist wie das andere, jedes “funktioniert” ein bisschen anders. Gerade im Camping-Bereich. Wo kann man schlafen, wie ist das mit den Übernachtungsplätzen geregelt, was sind die “do’s” und “dont do’s”. Das alles trägt natürlich dazu bei, ob man sich in einem Land wohlfühlt oder nicht. Es gibt sehr Camperfreundliche Länder (mit “Camper” meinen wir natürlich immer uns selbst, also mit Wohnmobil), aber es gibt auch Länder, bei denen man sich nicht so sehr willkommen fühlt. Und das alles gilt es nun für uns in Tschechien zu erfahren.
Unser erster Stopp heisst Český Krumlov, bzw. böhmisch Krumau. Die südböhmische Stadt liegt nicht weit hinter der Grenze zu Bayern und soll uns zum Eingewöhnen dienen. Die Stellplatzsuche ist noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Da wir unsere mittlerweile wirklich liebgewonnene Camper-App “Park4Night” benutzen, müssen wir uns wieder ein bisschen umstellen. In Tschechien gibt es nun viel mehr “Campingplätze” als “Stellplätze”. Das freie Stehen (Wild campen) ist hier, wie in den meisten europäischen Ländern, verboten. Aber darf man mit dem Wohnmobil in Tschechien über Nacht mal auf einem Parkplatz stehen und dort schlafen? All das gilt es herauszufinden. Wir entscheiden uns erstmal für einen kostenpflichtigen Campingplatz. Wir sind überrascht: wir dachten, die Preise für Campingplätze im osteuropäischen Ausland wären um einiges niedriger. Wir erleben aber eher das Gegenteil: ein Stellplatz auf der angrenzenden österreichischen Seite kostet gerade mal 10 EUR, während in Tschechien mindestens 18 bis 40 EUR (oder noch mehr) pro Nacht fällig sind. Das gefällt uns erstmal nicht so sehr. Wir finden ein Plätzchen in Kajov, keine 3 km von Krumlov entfernt. Der ist mit 17,50 EUR (ohne Strom wohlgemerkt) einer der billigsten Plätze in der ganzen Region.
Budweis ist dem ein oder anderen Leser sicherlich ein Begriff. Genau, das bekannte Bier stammt von hier. Wir sind jedoch nicht des Bieres wegen gekommen. Nein, aufgrund von Empfehlungen wollen wir auch diese Stadt Tschechiens erkunden. Wir finden einen kostenlosen Parkplatz ausserhalb der Stadt in einem entstehenden Wohnviertel. Hier platzieren wir Frida sehr präsent und gut sichtbar in der Hoffnung, dass ihr nichts passiert oder niemand auf blöde Gedanken kommt. Ein etwas mulmiges Gefühl haben wir schon, als wir Richtung Stadt aufbrechen und Frida so alleine und “ungesichert” zurücklassen. Wir hoffen inständig, dass nichts passiert und das wir sie abends unbeschadet wieder auffinden. Irgendwie ist es noch in uns, das Vorurteil, dass “im Osten” die Sachen schneller wegkommen als man denkt.
In Budweis angekommen holen wir uns beim Touristeninformationszentrum einen Stadtplan und stellen uns eine Route zusammen die alle sehenswerten Punkte einschliesst. Das Wetter ist ein ständiges auf und ab und die Stadt hat es nach Krumlov sehr schwer, um uns zu überzeugen. Wir beschliessen daher, es sehr gemütlich anzugehen, und nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang verbringen wir den restlichen Nachmittag in einem Cafe, bei leckerem Kaffee und Kuchen. Wir haben alles gesehen, was die Stadt zu bieten hat und machen uns auf zu Frida. Mal schauen, ob sie noch auf dem Parkplatz steht....
Unsere Sorgen waren absolut unbegründet: Unbeschadet und unversehrt finden wir Frida an ihrem Platz stehend wieder. Nun geht es nach Hluboká nad Vltavou. Hier soll es angeblich ein “Märchenschloss” geben, und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. In England sind die Schlösser ja eindeutig zu kurz gekommen (nein Unsinn, aber davon bekommen wir nie genug). In Hluboká nad Vltavou steht das Schloss Hluboká oder - zu Deutsch - Schloss Frauenberg. Es wird oft als das schönste Schloss in Tschechien angeführt. Das Wetter meint es gut mit uns und in der “goldenen Stunde” ziehen alle Wolken ab, die untergehende Sonne zeigt sich in ihrer vollen Pracht und lässt die traumhafte Fassadenfront in ihrer schönsten Pracht erstrahlen.
Kurzes Wikipediawissen gratis für alle: In der Fotografie wird die Zeitspanne kurz nach dem Sonnenaufgang und kurz vor dem Sonnenuntergang als “goldene Stunde” bezeichnet. Das Sonnenlicht ist während dieser Zeit rötlicher und weicher, als wenn die Sonne höher steht.
Die heutige Gestalt verdankt das Schloss nach dem Umbau im neugotischen Stil des 19. Jahrhundert dem Geschlecht der Schwarzenbergs. Schloss Hluboká wurde ursprünglich als Wachburg in der Mitte des 13. Jahrhunderts durch böhmische Könige gegründet. Im Rahmen der romantischen Anpassungen des Adelssitzes gründeten die Schwarzenbergs in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch einen ausgedehnten Landschaftspark.
Das Schlösschen stellt sich tatsächlich als Märchenschloss heraus und ist grösser als gedacht. Das Licht ist perfekt und wir schiessen wieder unzählige Bilder von dieser Traumkulisse. Da es gerade so angenehm ist, machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang rund um das Schloss, die schöne Parkanlage und den Ort selbst unterhalb des Schlosses. Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz und hoffen auf einen ruhigen Schlaf. Morgen geht es ganz früh los. Wir wollen endlich in die Hauptstadt Tschechiens.
Dies ist nur einer der vielen Namen die gerne für Prag benutzt werden. Aber was wissen wir überhaupt über Prag? Ich muss zugeben, im Vorfeld habe ich mich nicht wirklich mit dieser Stadt befasst. Vielleicht war ich auch darum so überrascht und verwundert über die Schönheit dieser Metropole. Hier passt wirklich das gesamte Stadtbild zusammen, ein Bauwerk schöner als das andere. Die Geschichte ist in jeder Ecke zu finden und zu spüren.
Ich fasse hier mal die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse und beeindruckendsten Bauwerke zusammen. Alles anzuführen würde den Rahmen dieses Berichts sprengen:
Geschichte
Bauwerke