Nach zwei wirklich schönen Tagen – an denen auch das Wetter gut mitgespielt hat – verlassen wir die Region und fahren weiter Richtung Süden, wo sich der Carado-Vertragspartner befindet. Wir haben aber immer noch eine Woche Zeit bis zu unserem Termin. Auf unserem Weg machen wir Halt in
Castellfollit de la Roca. Der Anblick des Dorfes ist tatsächlich ein Highlight, mit dem wir nicht gerechnet haben: Der Ort liegt auf einem gut fünfzig Meter hohen Felsmassiv aus Basaltgestein. Das ursprüngliche Erscheinungsbild eines typisch katalanischen Dorfes, dessen Häuser überwiegend aus vulkanischem Gestein aus der nahen Umgebung erbaut wurden, ist weitgehend erhalten geblieben. Wir finden einen guten Parkplatz für Frida und gehen den Rest zu Fuss. Das bezaubernde Dorf mit den engen Gassen zieht uns gleich in seinen Bann – und der Aussichtspunkt mit Blick auf die vulkanischen Felsformationen der Region Garrotxa bietet sich hervorragend für eine kleine Pause und eine Stärkung an – was wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. Auch meine Drohne kommt hier endlich wieder zum Einsatz.
Wir fahren weiter und landen schlussendlich in
Santa Pau. Das Dorf bietet eine nicht minder spektakuläre Kulisse. Es gleicht einer alten Festung um die die alten Häuser herumgebaut wurden. Wir sind wieder mal hin und weg von dem Anblick. Ja, vielleicht sind wir leicht zu beeindrucken, aber uns gefällt so etwas einfach sehr gut. Die Überbleibsel aus den Jahrhunderten, erbaut von Römern oder Griechen, etwas mit Hintergrund und Geschichte – das wirkt einfach faszinierend auf uns. Bei unserer Tour durch die Stadt finden wir auch einen unversperrten Eingang in das alte Schloss und werfen einen kurzen Blick auf den mittlerweile überwucherten Hof mit den zerschlagenen Fenstern und morschen Holztüren. Ein paar Fotos gehen sich aus, bevor wir uns wieder aus dem Staub machen ehe uns jemand sieht.
Wir übernachten an einem extra für Camper ausgewiesenen Platz nur ein paar Gehminuten vom Zentrum entfernt. Am nächsten morgen sehen wir eine Polizeistreife über den Parkplatz fahren, den wir uns mit 3 anderen Campern teilen. Es ist nicht verwunderlich, dass sie genau vor unseren Camper stehen bleiben. Das war ja klar. Der Beamte steigt aus dem Wagen und erklärt uns anschliessend, dass touristisches Reisen in Spanien nicht erlaubt sind. Ich versuche ihm klar zu machen, dass wir gar keine Touristen sind (oder sind wir das doch?). Da Frida unser Wohnsitz ist und wir keinen anderen haben, sind wir streng genommen keine Touristen. Nun gut, nach einigen Minuten Diskussionen auf Spanisch gibt uns der Polizist zu verstehen, dass es eigentlich nicht erlaubt wäre, aber er belässt es jetzt dabei – weil genau am nächstfolgenden Tag (der Montag) die Beschränkungen gelockert werden und ab dann wieder alles in Ordnung wäre. Wir müssen nur versprechen, dass wir uns bis zum nächsten Tag mit dem Wohnmobil nicht vom Platz bewegen. Das passt uns auch ganz gut, denn wir wollen ohnehin den aktuellen Tag für eine Wanderung zum Vulkan Santa Margarida nutzen, und unser Parkplatz ist der ideale Startpunkt. Der Beamte ist zufrieden, wir sind es auch, und so fährt er wieder weg. Kleine Schrecksekunde, aber schlussendlich ging doch alles gut aus.
Der Fussmarsch nach
Santa Margarida dauert ungefähr 1,5 h. Und wir machen wieder einmal Bekanntschaft mit der Beschilderungstechnik der Spanier. Die ist – gelinde gesagt – einfach katastrophal. Zu Beginn ist einmal alles angeschrieben, auch mit Richtungspfeilen und Zeitangabe. Gut – 1 Stunde und 30 Minuten. Wunderbar! Danach werden die Schilder immer weniger. Bei den meisten Abzweigungen müssen wir dann schätzen – entweder gibt es Pfeile, die irgendwo in die Luft zeigen oder es sind gar keine mehr da – oder, das Allerbeste: es sind plötzlich Ziele angeschrieben, die es davor gar nicht gab, dafür sind die Ziele, zu denen wir eigentlich wollten, nicht mehr da. Ratlos stehen wir auf der Strecke, schauen zur Sicherheit in die Karte und wissen nun überhaupt nicht mehr, wo wir eigentlich sind und wo wir hinwollen. Also gehen wir schlussendlich einfach der Nase und dem Gefühl nach und ärgern uns schon ein bisschen. Je näher wir dem vermeintlichen Ziel kommen, umso weniger ist es angeschrieben. Irgendwann dann gar nicht mehr. Schlussendlich erreichen wir dann aber doch die kleine Kapelle mitten im Kegel des Vulkans und können die Ruhe und den sehr interessanten Anblick geniessen.
Als der letzte Ärger über die mangelnde Beschilderung verflogen ist, beschliessen wir auch noch den nahegelegenen
Croscat – auch ein Überbleibsel vulkanischen Ursprungs – zu bewandern. Auch das lohnt sich – auch wenn wir zugeben müssen, dass unser «ich-bin-beeindruckt»-Level über vulkanische Gebilde seit Teneriffa relativ hoch ist. Denn Teneriffa besteht quasi zu 100 Prozent aus Lavagestein und da bekommt man ziemlich alles zu sehen, was mit Vulkanen zu tun hat. Trotzdem haben wir den Tag sehr genossen und kehren am Abend zum Stellplatz in Santa Pau zurück.
«Gorg el Molí dels Murris» ist kein altgriechisches Sprichwort, sondern der Name eines wirklich zauberhaften Wasserfalls ganz versteckt mitten in einem Wald in der Nähe des Dorfes Les Planes d'Hostoles. Das ist unser nächstes Ziel, nicht unweit von Santa Pau entfernt. Es ist Montag und wir dürfen nun unseren Stellplatz wieder offiziell verlassen. Die Wanderung vom Parkplatz aus ist 45 Minuten lang an einer Strasse entlang – nicht sehr beeindruckend, aber das Ziel entschädigt dafür umso mehr. Der Wasserfall sieht aus wie aus einem romantischen Film und die Ruhe an diesem sonst sehr stark besuchten Ort ist wunderbar. Auf dem Rückweg müssen wir uns etwas beeilen, weil am Horizont dunkle Wolken und die ersten Blitze zu sehen sind. Pünktlichst zu den ersten Regentropfen erreichen wir wieder unsere Frida und schaffen es gerade noch trocken in den Innenraum, bevor der Regen auf uns herunterprasst.
Da wir am nächsten Tag endlich unseren Werkstatttermin bei Carado haben, fahren wir am Abend noch in die Nähe von Gurb bei der Stadt Vic und übernachten an einem Stellplatz an der Sportanlage – unspektakulär aber soweit ganz ruhig und ok, auch wenn uns morgens um 6 die Müllabfuhr aus den Träumen reisst.
Wir hatten uns im Vorfeld wirklich Gedanken gemacht, wie das abläuft. Als wir beim Carado-Händler ankommen werden wir zwar freundlich empfangen, aber dann erstmal auf die Warteposition gestellt und schauen ungefähr 45 Minuten lang zu, wie andere Kunden, die nach uns kommen, bedient werden. Aber schlussendlich kommt dann jemand zu uns und klärt uns über alles Weitere auf. Zwischenzeitlich ist auch noch das Problem aufgetreten, dass unsere zwei Aufbaubatterien für die Stromversorgung im Innenraum ziemlich schwach auf der Brust sind. Früher konnten wir locker 4 – 5 Tage ohne externe Stromquelle irgendwo stehen (was auch der Sinn von zwei Batterien ist), nun ist die Anzeige schon nach ein paar Stunden im orangen Bereich. Auch das lassen wir – neben dem Wasserschaden - überprüfen. Nach einem sehr langen Tag, den wir ausschliesslich mit warten beim Händler verbringen, können wir abends kurz vor 8 Uhr unsere Frida wieder in Empfang nehmen. Beide Fehler wurden gefunden und behoben – für beides konnten wir zum Glück nichts, trotzdem müssen wir die Rechnung bezahlen, da die Firma Garantiefälle nur gegen Barzahlung abwickelt und das Geld nach Abklärung mit der Zentrale rückerstattet (so erklären sie es uns zumindest). Das ist wieder mal eine schöne Stange Geld für unser kompaktes Reisebudget und wir hoffen, dass wir von Carado alles reibungslos zurückerstattet bekommen. Nun heisst es also Bangen und Hoffen, denn die Antwortzeiten vom Carado Kundendienst sind leider nicht gerade besonders zufriedenstellend. Zumindest sind wir froh, dass unsere Frida wieder vollkommen fehlerlos funktioniert und kein Wasser an Stellen austritt, wo es nicht austreten sollte. Nun kann es also weitergehen!
Die nächsten Tage verbringen wir in Viladrau, einem kleinen Dorf gleich rechts hinter dem Niemandsland irgendwo in den katalanischen Bergen. Wir wollen gerne in der Nähe des Händlers bleiben, falls sich noch irgendwas ergibt oder wir aus irgendwelchen Gründen nochmals hinmüssen. Wir hoffen auf Rückmeldung unseres Haushändlers und warten auf die Info, wie wir weiter vorgehen sollen, warten aber leider vergeblich. Also beschliessen wir, dass wir uns nach 3 Tagen weiter in Richtung Süden bewegen und hoffen, bald einen positiven Bescheid und im besten Fall unser Geld zurück zu bekommen. Unser nächstes Ziel heisst Alcossebre in der valencianischen Gemeinde an der Costa del Azahar an der östlichen Mittelmeerküste Spaniens in der Provinz Castelló – wo wir «alte Freunde» wiedersehen werden.