
Glühender Horizont
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28. Juni 2023The Big American Dream

Hab Geduld, alle Dinge sind schwierig bevor sie leicht werden.
18. Juni 2023 - Reisetagebuch Eintrag #126
- THE BIG AMERICAN DREAM | geschrieben von Magdalena
Es gibt uns noch
Wow, was waren das für Wochen, die wir hinter uns haben. Vorab möchten wir uns bei euch entschuldigen, dass wir so lange nichts mehr geschrieben haben. Das liegt keinesfalls daran, dass wir die letzten Wochen nichts erlebt haben. Nein, wir waren so sehr beschäftigt mit Orgakram und recherchieren, dass wir entschieden haben uns erst dann wieder zu melden, wenn wir in den Staaten angekommen sind.
Während unseres Heimatbesuches, der dann doch etwas länger anhielt als geplant, konnten wir einiges für unsere USA-Reise im Vorfeld abklären. Wir haben die Zeit genutzt, um uns so gut wie möglich auf alles vorzubereiten und uns noch wichtige Dinge, wie z.B. Adapter oder eine SIM-Karte (TRAVELSIM) für die USA zuzuschicken. Natürlich durfte die Zeit mit Familie und Freunden auch nicht zu kurz kommen. Ich habe alle Fotobücher fertiggestellt und Rene hat sich mit der amerikanischen Bürokratie auseinandergesetzt. Wir haben es sehr genossen, unsere Lieben wieder mal zu sehen und viel Zeit mit ihnen verbracht.
Uns wurde jedoch auch bei diesem Besuch wieder bewusst, dass wir noch nicht bereit sind, aus unserem jetzigen Leben zurück in das alte Leben zu kommen. Wir geniessen die Freiheit und die (häufige) Sorglosigkeit, die unseren jetzigen Alltag prägen - auch wenn beim Reisen nicht immer alles rund läuft.
Abschied nehmen
Neben den ganzen Entscheidungen, die wir für unsere Reise in die USA treffen mussten, haben wir seit längerer Zeit eine grosse Entscheidung immer wieder aufgeschoben. Wir haben uns schon öfters gefragt, wie es mit Frida weitergehen soll. Eigentlich war für uns von Anfang an klar, dass die Zeit im Wohnmobil begrenzt ist. Nach Europa wollten wir das Wohnmobil verkaufen, um mit dem Rucksack weiterzureisen. So war damals zumindest der Plan. Wenn wir eines dazumal nicht gedacht hätten, dann, dass einem ein Haus auf Rädern so ans Herz wachsen kann.
Wir haben eine unbeschreiblich grossartige Zeit mit Frida verbracht. Sie hat uns an die schönsten, abgelegensten Orte in ganz Europa gebracht und wir haben uns immer zu Hause gefühlt und waren über diesen Rückzugsort sehr dankbar.
Wir sind überzeugt davon, dass es der beste Weg war, um Europa zu erkunden und zu bereisen. Keine Minute wollen wir in unserer kleinen dicken Frida missen. Auch wenn sie ab und an herumgezickt hat und es nicht immer einfach war einen Parkplatz zu finden, gerade in den Städten. Dennoch haben wir es lieben gelernt, so zu reisen.
Nun stellt sich uns immer öfters die Frage: was wird aus Frida, wenn wir weg sind? Wollen wir sie noch länger in der Halle abstellen und sie einstauben lassen. Wenn unsere weiteren Ziele klappen wie geplant, kann es gut möglich sein, dass wir ein Jahr weg sind. Das würde für Frida bedeuten, dass sie 1 ½ Jahre einfach nur herumstehen würde. Und so lange nicht bewegt zu werden, tut keinem Fahrzeug gut. Die Garantie würde zudem auch wegfallen, da wir keine Möglichkeiten hätten einen Service und die ganzen Prüfungen - Gas und Dichtigkeit - zu machen. Und was ist danach? Haben wir noch die Zeit zum Reisen, wenn wir wieder voll arbeiten?
All diese Fragen und noch viele mehr sind die letzten Wochen in unserem Kopf herumgespukt. Wir haben uns schlussendlich für den vernünftigen Weg entschieden. Wieder einmal heissst es “loslassen”. Unser einziges Zuhause, unser Heimathafen, haben wir schweren Herzens weiterziehen lassen. Sie hat eine gute neue Familie bekommen. Die ihr noch mehr vom schönen Europa zeigen will. Sie ist nun wieder auf der Strasse und kommt ihrer Bestimmung nach. Es ist uns wirklich nicht einfach gefallen und wir haben die ein oder andere Träne (Sturzfluten) vergossen. Ab und zu hassen wir es, immer vernünftig sein zu müssen.
Bedenken
Wir haben schon sooooo lange von Amerika geträumt. Es war eines unserer grossen Ziele, die wir auf dieser Weltreise mitnehmen wollten. Und so gross der Traum auch war, in letzter Zeit frage ich mich oft, ob es nicht zu einem Albtraum wird. Für mich ist dieses Land einfach viel zu gross, es gibt so vieles, dass wir beachten müssen, und in jedem Bundesstaat gelten eigene Regeln, Steuern und sonstige Bestimmungen.
In einigen Bundesstaaten ist es uns beispielsweise gar nicht möglich, ein Wohnmobil anzumelden, in anderen wiederum zahlen wir bis zu 16 % mehr Steuern usw.. Umso länger wir recherchieren, umso mehr rauchen uns die Köpfe. Im Netz weiss jeder alles besser und wenn man tiefer gräbt, stimmen die meisten Aussagen gar nicht. Durch Zufall sind wir aber auch auf Menschen aufmerksam geworden, die uns versprechen, weiterhelfen zu können. Gerade dann, wenn wir vor Ort sind.
Ich glaube Rene könnte inzwischen ein Buch darüberschreiben, wie das mit dem Autokauf in den USA funktioniert. Wenn alles bei uns funktioniert hat, wird er sicherlich nochmal einen separaten Artikel schreiben und einen tollen Leitfaden zusammenstellen. Dann sollen es andere Reisende, die genau dasselbe machen wollen wie wir, vielleicht ein wenig leichter haben und einen Überblick über dieses komplexe Thema bekommen.
Ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass mich dieses Land überfordert. Wie ihr alle wisst, plane ich gerne vieles im Vorhinein. Das hat bis jetzt auch mehr oder weniger immer gut funktioniert, aber Nordamerika bringt mich an meine Grenzen. Es ist einfach viel zu gross und weitläufig. Ich schaue Reiseberichte an, lese mich durch einige Foren durch. Jeder spricht immer vom Vorreservieren der Campingplätze (teilweise 6 Monate im Vorhinein). Die Nationalparks seien alle überlaufen, es gibt anscheinend keine Möglichkeit, spontan in einen Nationalpark zu kommen.
Permits sind schon Monate im Voraus ausverkauft. Lauter solche Nachrichten prägen meinen Recherchealltag. Es ist zum Verzweifeln. Von den hohen Eintrittsgebühren bei den vielen Sachen, die wir anschauen wollen, beginne ich gar nicht zu erzählen. Dieses Land könnte uns wirklich in den Ruin treiben.
Ab über den grossen Teich
Nach drei Monaten Heimatbesuch heisst es nun wieder Abschied nehmen. An das werde ich mich wohl nie gewöhnen. Es fällt mir, nach dieser langen Zeit, noch schwerer. Wir lassen unsere lieben Menschen zurück und sind nun wieder komplett auf uns allein gestellt. Das grosse neue Abenteuer kann beginnen. Von Zürich geht es zuerst nach Frankfurt. Da müssen wir uns dann schon der ersten Herausforderung stellen. Kurz vor dem Boarding will das Bodenpersonal unser Rückflugticket sehen. Wir haben jedoch keines, da unser Plan ist, mit dem Wohnmobil nach Kanada auszureisen. Das genügt der Airline jedoch nicht. Sie bestehen darauf, dass wir ein Rückflugticket buchen, ansonsten wollen sie uns nicht in die Maschine einsteigen lassen. Es nutzt nichts. Wir buchen ein Ticket und dürfen dann an Bord des Vogels.
Mit einigen Stunden Verspätung (wir sind nicht daran schuld) geht es von Frankfurt nach Minneapolis. Dort bleiben wir jedoch nur für eine Nacht und fliegen schon am nächsten Morgen weiter. Unser erstes richtiges Ziel in den United States of America ist Dallas.
Fragt uns bitte nicht, warum wir uns gerade für Dallas entschieden haben. Irgendwo mussten wir ja hinfliegen, um uns auf die Suche nach einem Wohnmobil machen zu können. Es hätte genauso auch ein anderer Bundesstaat werden können. Ein paar Dinge, die uns dazu bewogen haben: im Süden regnet es weniger, dadurch sind die Autos häufig in einem besseren Zustand. Der Streifen zwischen Arizona und Florida ist “camperlastig”, und die Auswahl theoretisch ganz gut. Zudem ist Texas einer der Bundesstaaten, in dem man auch als Ausländer ein Auto kaufen und anmelden kann. Dazu aber bald mehr.
Welcome Dallas
Kaum sind wir gelandet, machen wir uns mit dem Shuttle auf zum Mietwagenverleih – denn um unser zukünftiges Zuhause zu finden brauchen wir erstmal einen fahrbaren Untersatz. Wir sind eine halbe Stunde zu früh dran, das sollte jedoch kein Problem sein. Uns werden gleich mal 22 Dollar verrechnet, weil wir 30 Minuten zu früh am Schalter stehen. Na, das fängt mal schon toll an, die blöde Kuh am Schalter hätte das auch gleich am Anfang sagen können, dann wären wir noch einen Kaffee trinken gegangen. Ich könnte ihr ins Gesicht hüpfen und lass sie meinen Zorn ziemlich spüren. Aber das Beste kommt noch. Nachdem sie abkassiert hat, teilt sie uns mit, dass unser Auto noch nicht da ist und wir etwas warten müssen. Echt jetzt, will uns die Tante verarschen???
Nach einer vierstündigen(!!) Wartezeit bekommen wir dann endlich unser Mietauto. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Chaos dort war. Ich glaube, wenn nicht 3 Leute vor uns, aufgrund der ewigen Wartezeit, ihren Vertrag storniert hätten, dann würden wir heute noch in der kahlen Mietwagenhalle sitzen und auf unser Fahrzeug warten. Diese Autovermietung bekommt von uns schon mal keine 5 Sterne.
Rein ins Auto und ab in unsere Unterkunft. Ich habe Hunger und bin müde. Keine 2 Minuten später wünsche ich mich nach Hause ins kleine bescheidene Ländle. Oh mein Gott, ich beneide Rene gerade gar nicht. Was sind das bitte für Strassen?? Ich habe noch nie so viele Autos auf einmal gesehen. Vor mir eröffnet sich ein 12-spuriger Highway mit 10 Loops. Für alle Landeier wie mich zur Erklärung. Hier treffen 10 verschiedene Strassen, aus verschiedenen Richtungen aufeinander. Und das nicht nur kreuz und quer, nein auch über und unter den Strassen. Meine Fingerknochen werden langsam weiss vor lauter festhalten, ich frage mich nochmals, ob diese Reise wohl die richtige Entscheidung war oder ob ich einfach doch nicht für dieses Land gemacht bin.
Studio 6
Schweissgebadet und fertig komme ich in unserer ersten Unterkunft mitten in Dallas an. Rene tut so, als wäre das Fahren easy gewesen und macht mal wieder auf Stark. Ich bin echt froh, dass er in solchen Situationen immer die Nerven behält. Mich hätten keine zehn Pferde hinter das Steuer gebracht.
Das Studio 6 (Motel 6) ist eine Motel-Kette, die in den USA vertreten ist und kleine Apartments mit Kochgelegenheit anbietet. Wir sind happy, dass diese Unterkunft sauber ist und in einem relativ ruhigen (für eine Grossstadt) und sicheren Viertel liegt. Walmart ist gerade mal 2 Meilen entfernt und ein kleiner Park, den wir in den nächsten Tagen oft aufsuchen werden, um Kraft zu tanken, ist auch gleich um die Ecke.
Für heute haben wir uns nicht mehr allzu viel vorgenommen. Durch die lange Wartezeit auf unseren Mietwagen ist es schon spät am Nachmittag. Wir wollen noch einen Einkauf erledigen, was zu Essen kochen und haben uns vorgenommen, den ein oder anderen Wohnmobil-Verkäufer oder -Händler zu kontaktieren.
Zum Glück war uns an unserem ersten richtigen Abend, in diesem neuen, fremden Land noch nicht bewusst, was alles in den nächsten Wochen auf uns zukommen wird und mit welchen Problemen wir noch zu kämpfen haben sollten. Nach der Shoppingtour geniessen wir ein schnelles Abendessen, fallen müde ins Bett und hoffen darauf, die nächsten Tage einige Wohnmobile besichtigen zu können.
Liebe Grüsse
Reiseroute
27. Feb. – 22. Mai. 2023Vorarlberg
AT22. Mai – 23. Mai. 2023 Minneapolis
US23. Mai – 30. Mai. 2023Dallas
US