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3. November 2024
Australiens laute Wildnis
25. Dezember 2024Baum mit Herz – der lange Weg zum Riff

Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.
17. November 2024 - Reisetagebuch Eintrag #171
- BAUM MIT HERZ | geschrieben von Rene
Reisefieber
Lange hat unser positives Gefühl nicht angehalten. Nach dem sehr sympathischen Gespräch mit unseren Campingnachbarn hatten wir ja wieder neue Hoffnung geschöpft. Doch ich fühle mich plötzlich unwohl. Nicht mental, sondern gesundheitlich. Aus heiterem Himmel bekomme ich ein leichtes Kribbeln und Schmerzen in den Gliedern. Tagsüber ist mir schon aufgefallen, dass ich gefühlt alle 20 Minuten auf Klo muss. Nun kommen auch noch Schmerzen und Schüttelfrost dazu – und mein Verdacht, mir eine Grippe und eine Blasenentzündung eingefangen zu haben, bekräftigt sich noch in der gleichen Nacht.
Am nächsten Morgen geht es mir noch schlechter. Ich bin total gerädert, musste etwa 10-mal aufstehen und konnte so gut wie keinen Schlaf finden. Der Gang zur Toilette wird zur Qual – und ich bin mir sicher: das muss behandelt werden. Natürlich suche ich mir genau den Tag zum Krankwerden aus, der hier ein Feiertag ist. Doch es nützt nichts, wir müssen in eine MediCare-Klinik oder ein Emergency Center. Wir verlassen den schönen Platz mitten im Wald und fahren in die nächste grössere Ortschaft. Dort gibt es ein – laut Google Rezessionen – gut bewertetes Gesundheitszentrum. Doch als wir dort ankommen, stehen wir vor verschlossenen Toren. Feiertag. Okay, damit haben wir nicht gerechnet. Zum Glück kommt just in dem Moment, als wir schon wieder wegfahren wollen, eine Frau aus dem Gebäude, die dort offensichtlich arbeitet. Sie kann uns nur bestätigen, was wir schon wissen: sie haben heute geschlossen und erst am nächsten Tag wieder geöffnet. Doch in meinem Zustand möchte ich nicht noch so eine Nacht verbringen. Sie gibt uns den Tipp, in das nahegelegene Krankenhaus zu fahren, was wir dann auch machen.
Dort werde ich untersucht, und nach einer ziemlich langen Wartezeit ist klar: ich brauche sofort Antibiotika gegen die Entzündung und Paracetamol gegen mein Fieber. So ein Mist – aber ich bin froh, als ich endlich die erste Pille einnehmen kann. Für heute gibt es nur noch Notprogramm. Wir fahren zum nächstbesten Campingplatz, und den kompletten Nachmittag schlafe ich durch, um die verlorenen Stunden der Nacht wieder reinzuholen.
Zum Glück geht es sehr schnell wieder aufwärts mit meinem Gesundheitszustand. Die verschriebenen Medikamente helfen rasch, und am nächsten Tag fühle ich mich schon um einiges besser. Noch lange nicht fit, aber auf jeden Fall besser. Schade nur, dass uns die ganze Geschichte wieder einen Dämpfer verpasst hat.
Reisemüde
Im Moment ist uns vollkommen unklar, was mit uns los ist. Wir waren von Australien vom ersten Augenblick an beeindruckt. Die Landschaft, die Küste, die Strände, die netten Menschen – all das ist eigentlich genau «unseres». Es gefällt uns extrem gut – die schönen Städte und Dörfer, die wir bisher gesehen haben, der lockere Lifestyle, das unbeschwerte und unbürokratische Sein. Eigentlich sind wir in einem Traumland, doch es «infiziert» uns einfach nicht. Wir fühlen uns gehetzt, eingeengt und verloren. Es ist, als ob wir vor dem offenen Tor einer ausgelassenen Party stehen, aber wir gehen nicht hinein. Warum nicht? Was hält uns ab? Wir wissen es selbst nicht – und voller Selbstzweifel diskutieren wir immer wieder darüber, ob wir vielleicht schon zu lange Reisen. Ob wir zu lange «on tour» sind, um uns auf die nächste «Party» einzulassen, mitzugehen, mitzufeiern und die Stimmung zu geniessen. Ist es tatsächlich so? Oder brauchen wir einfach wieder etwas Anlauf- oder Warmlaufzeit, wie schon bei einigen anderen Ländern?
Ich brauche noch Zeit, um mich vollständig auszukurieren und wieder ganz gesund zu werden. Wir fahren nach Urunga und buchen weitere 2 Nächte in einem Campingplatz. In Urunga selbst gibt es einen bekannten Boardwalk. Das ist eine gute Gelegenheit, ein nicht allzu anstrengendes Programm zu absolvieren, und um mich gleichzeitig zu erholen. Der Boardwalk ist eine wunderschöne Wanderung bis weit raus zu den vorgelagerten Dünen und dem Strand. Wir sehen einige Fische im seichten Wasser und Echsen, die auf den Steinen nach Wärme suchen.
Schon wieder ein ungemein schöner Platz, und wir beschliessen ganz spontan, den Rest des heutigen Tages hier am Strand von Urunga zu verbringen. Auch hier finden wir wieder die überdachten Picknick-Plätze, schöne Holzbänke und Tische und die beste Aussicht, die man sich nur wünschen kann. Wir geniessen zunächst unser Frühstück, bleiben am Strand und beobachten das Treiben der Badegäste. Ich kann mich wirklich gut erholen und am Abend fühle ich mich schon fast wieder fit. Unsere Laune bessert sich, wir machen Pläne für die nächsten Tage und wir überwinden uns dazu, eine Liste mit den Sachen aufzuschreiben, die wir für unseren kleinen Van kaufen wollen, damit wir uns etwas wohler fühlen. Denn natürlich wollen wir nicht zu viel Geld in Dinge investieren, die wir dann 3 ½ Monate später wieder wegwerfen müssen. Doch zumindest ist uns klar: es müssen bequeme Campingstühle her. Die Stühle, die wir vom Vermieter bekommen haben, sind zwar gut gemeint, aber an Unbequemlichkeit nicht zu überbieten. Darin möchte man keine 10 Minuten freiwillig sitzen, und zudem sind sie schon am dritten Tag eingerissen und kaputt gegangen. Schade.
Langstreckenreise
Australien ist Gegenverkehrt zu Europa. Das bedeutet, hier wird es im Norden wärmer - und folglich ist es im Süden kälter. Die Temperaturen sind zwar hier ganz in Ordnung, aber wenn wir zu lange warten, um in den Norden zu fahren, wird es dort unerträglich heiss. Eigentlich war uns das schon von vornherein klar, doch irgendwie haben wir unseren Plan nicht umgesetzt. Daher erinnern wir uns selbst nochmals daran, dass wir das machen sollten, was wir eigentlich vorhatten: Wir ziehen unsere Scheuklappen an und legen ein paar Fahrtage ein, um mindestens bis Airlie Beach zu kommen. Das soll unser nördlichster Punkt an der Ostküste sein, von dem aus wir dann nur noch Richtung Süden fahren. Das heisst, sobald es uns dann zu heiss wird, können wir in den kälteren Süden flüchten.
Australiens Autobahn ist definitiv kein Highway, den wir aus den Staaten kennen. Die Highways hier sind zumeist eine zweispurige Strasse mit Gegenverkehr, mit ziemlich vielen Pottholes, Kurven und gelegentlichen Schotterabschnitten. Man kommt also leider nicht so schnell voran, wie man es sich vielleicht wünscht oder denkt. Aber trotzdem machen wir in den nächsten Tagen ziemlich gut Strecke. Die eine oder andere Raststation nutzen wir, um uns zu erfrischen und die notwendige Dusche zu geniessen. Nun ja, grundsätzlich sollte man sich über geschenkte Sachen nicht aufregen – tun wir auch nicht. Aber eine kostenlose Dusche, die wir unterwegs genommen haben, wird uns wohl noch etwas in Erinnerung bleiben. Es erinnert irgendwie eher an einen «Lost Place», und in der Nacht wäre ich niemals in dieses Gebäude gegangen. Weil es tatsächlich so spooky und heruntergekommen ist, mache ich als Erinnerung ein paar Bilder davon. Auch das ist Camperleben – es sind leider nicht immer nur die schönen, farbenfrohen Instagram-Bilder, die einen Reisenden begleiten. In Eagleby machen wir Halt an einem Einkaufszentrum und kaufen uns alles, was wir ein paar Tage zuvor auf unsere «Wir-wollen-uns-wohler-fühlen»-Liste geschrieben haben. Dazu gehören neue Campingstühle, eine Picknickdecke und ein Sonnenschutz für das Fahrerhaus, damit sich unser kleiner Van nicht noch mehr aufheizt. Nicht unweit vom Ort entfernt gibt es einen legalen Übernachtungsplatz, den wir uns mit ziemlich vielen anderen Zeitgenossen teilen, die wohl dauerhaft in ihrem Camper leben. Aber gut, wir stehen ja ohnehin nur eine Nacht hier, aber ein bisschen asozial fühlen wir uns schon.
Radreise
Am nächsten frühen Morgen ist ein Gewusel um unseren Parkplatz zu vernehmen. Bereits um 05:30 Uhr hören wir Stimmen. Als wir einen Blick nach draussen riskieren, sehen wir eine Truppe Radfahrer. Die fleissigen Australier eben. Doch es werden immer mehr und mehr. 20 Minuten später ist die Gruppe bereits auf etwa 40 Leute angewachsen, und es kommen ständig weitere dazu. Bis wir feststellen: wir befinden und wohl direkt am Veranstaltungsort eines lokalen Events. Tatsächlich – um etwa 7 Uhr wimmelt es auf dem Platz vor Leuten, und tausende Fahrräder und Radfahrer umzingeln uns. Wir sind zwar legal hier, aber trotzdem fühlen wir uns überhaupt nicht wohl. Wir machen uns so schnell wie möglich reisefertig und ziehen ab, bevor das Rennen hier losgeht und wir vielleicht den Rest des Tages «eingesperrt» sind.
Bei unserem Zwischenstopp in Childers, auf dem wir wieder an einem kostenlosen Platz übernachten dürfen, geht es etwas gemächlicher zu. Leider sind wir nach einem erneuten Fahrtag ziemlich kaputt, um uns das Städtchen näher anzusehen. Wir machen es uns auf unseren neuen, bequemen Stühlen gemütlich und sehen in die Abendsonne. Leider fühlen sich solche Tage eher als verlorene Zeit an, aber wir sind uns einig: wir wollen nun vorwärtskommen, um unsere Reise dann von Nord nach Süd zu absolvieren. Weiter geht es nach Marlborough. Die hiesige Tankstelle bietet zwar keine besonders ansprechende Freifläche an, aber zumindest dürfen wir auch hier wieder legal und umsonst übernachten und dürfen das WC benutzen.
Am nächsten Tag möchten wir es etwas gemütlicher nehmen, und fahren nur rund 3 Stunden bis Mackay Harbour. Wir erreichen einen atemberaubenden Platz direkt am Meer. Einige andere Camper scheinen bereits schon etwas länger hier zu sein, was uns die Gewissheit gibt, dass wir hier problemlos auch ein oder zwei Nächte stehen dürfen. Nach den langen Fahrtagen zuvor nutzen wir die Gelegenheit, und bleiben tatsächlich zwei Nächte dort stehen.
Reiseherz
Irgendjemand weiter oben in unserem Universum hat wohl erkannt, dass wir eine kleine Aufmunterung brauchen können. Als Magdalena von einem kurzen Spaziergang zurückkommt, findet sie ein paar hundert Meter von unserem Stellplatz entfernt ein kleines Stoff-Herz in einem Baum hängen. Verwundert nimmt sie es ab und findet den Hinweis «I need a home» drauf. Nach einer kurzen Recherche finden wir heraus, dass – initiiert von der Webseite ifaqh.com – wohl ganz liebe Menschen da draussen weltweit Stoffherzen an unterschiedlichsten Standorten anbringen. Einzig und allein zu dem Zweck, andere Menschen glücklich zu machen und zumindest kurzzeitig ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Das hat bei uns zweifellos funktioniert! Wir beide freuen uns sehr über die nette Geste – ein sehr schönes Zeichen, dass uns vielleicht die notwendige Hoffnung und Zuversicht gibt, die wir gerade brauchen. Und natürlich bekommt das Stoffherz einen Ehrenplatz in unserem kleinen Van.
Wir kommen endlich am nördlichsten Punkt an, den wir in Australien ansteuern wollen: Airlie Beach. Hier suchen wir uns einen schönen Campingplatz raus, an dem wir gerne die nächsten 4 Tage bleiben wollen. Bewusst entscheiden wir uns für einen etwas Teureren, der aber dafür nahe am Zentrum des schicken, kleinen Küstenortes liegt, damit wir auch zu Fuss die Stadt besuchen können. Der NMRA-Campingplatz gefällt uns auf Anhieb. Die Dry-Area (oder besser gesagt, die «unpowered sites», wie sie hier in Australien genannt werden) ist grossflächig und schön, ein paar Bäume spenden Schatten und die schöne Poollandschaft, den die Anlage zu bieten hat, ist keine 50 Meter von uns entfernt. Es gibt schöne Regenduschen, saubere Toiletten und eine gut ausgestattete Campingküche. Was will man mehr? Es gefällt uns so gut, dass wir am 3. Tag nochmals 4 Tage dranhängen. Hier fühlen wir uns so richtig wohl. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen.
Reisehoffnung
Airlie Beach ist ein Dorf genau nach unserem Geschmack! Ein schöner Boardwalk verbindet unseren Campingplatz mit dem etwa 25 Minuten entfernten Stadtzentrum. Zahlreiche Restaurants (die wir zwar nicht nutzen, weil wir eh nicht essen gehen - aber es sieht halt einfach schön aus), Cafes und Shopping-Möglichkeiten sowie eine malerische Strandpromenade lassen unsere Herzen höherschlagen. Wir fühlen uns wie im Sommerurlaub. Die Temperaturen haben den perfekten Wohlfühlpunkt erreicht (konstant 29 Grad tagsüber, nachts 22 Grad), eine zauberhafte, saubere Umgebung und gut gelaunte Menschen, wohin man schaut. Und Airlie Beach hat eine unglaubliche Freibad-Landschaft zu bieten, die sich sehen lassen kann. Direkt vor dem breiten Sandstrand ist das schöne, saubere Freibad mit zahlreichen Badegästen, schönen Liegeplätzen unter den Bäumen und einer unschlagbaren Aussicht auf die vorgelagerte Bucht und die Boote, die hier vor Anker liegen. Und das Beste daran: es ist kostenlos. Ja, richtig gelesen: es kostet tatsächlich nichts. Selbstverständlich gibt es wieder saubere Toiletten, Umkleidekabinen und Duschen. Wir können es kaum glauben. Wir sind fasziniert und verbringen in den nächsten Wochen noch den ein oder anderen Tag hier.
Der Ort ist auch bekannt für seine vorgelagerte Insellandschaft. Wir befinden uns mittlerweile im südlichen Bereich des Great Barrier Reefs, dem wohl bekanntesten Korallenriff der Welt. Whitsunday Islands gehört hier zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten – und daher lassen wir es uns nicht nehmen, etwas für uns eher Untypisches zu unternehmen: wir geben Geld aus und buchen eine Schnorchel-Tour. Wenn nicht am Great Barrier Reef, wo dann? Wir wollen die Korallen und die Fischwelt gerne aus nächster Nähe sehen, und eine Kombitour vom Anbieter Thundercat in Airlie Beach kostet uns rund 430 Australische Dollar (etwa 265 EUR). Dafür steuern wir bei der Tagestour 2 verschiedene Schnorchel-Spots an und können anschliessend auf den Lookout-Point wandern, wo wir die Whitsunday-Bucht in ihrer ganzen Farbenpracht von oben begutachten können.
Die Tour lohnt sich mehr als wir uns vorstellen können. Wir sind richtig begeistert von der Organisation und wie kontrolliert und geordnet alles abläuft. So lieben wir es. Nach vielen ziemlich chaotischen Erfahrungen in unserer Vergangenheit ist das eine wahre Wohltat. Wir werden genau zum vereinbarten Zeitpunkt am Campingplatz abgeholt und zur Ablegestelle gebracht. Dort warten einige freundliche Mitarbeiter darauf, uns mit den sogenannten «Stinger-Suits» auszurüsten – Neopren-ähnliche Anzüge, die einen im Falle eines Falles vor schweren Verletzungen bewahren soll – vorzugsweise durch die gefürchteten Box Jellyfishes, die Würfelquallen – das giftigste Tier der Welt. Noch ist glücklicherweise nicht Saison. Erst ab November tauchen die tödlichen Tiere an den Küsten Australiens vermehrt auf.
Reiseabenteuer
Anschliessend erhalten wir eine kurzweilige und witzige Einführung in die Do’s und Dont’s während der Tour. Dann geht es auch schon los. Unsere zwei Skipper(innen) auf dem Boot legen sich mächtig ins Zeug und sorgen für eine heitere Stimmung. Und es wurde tatsächlich nicht zu viel versprochen – sowohl die beiden Schnorchelspots als auch der anschliessende Ausflug zum Aussichtspunkt überzeugen uns auf ganzer Linie. Während wir am ersten Spot die wunderschöne Unterwasserwelt und die Korallen bewundern können, fühlen wir uns am zweiten Spot kurzzeitig wie in einem Aquarium. Hier tummeln sich tausende Doktorfische, durch die wir hindurchschwimmen und die uns fast keinen Platz lassen. Doch der Platzhirsch hier ist ganz ohne Frage der Napoleon-Lippfisch «George». Der gut 1 ½ m lange Tropenfisch ist hier zweifellos der Superstar, und lebt angeblich schon 20 Jahre mit seinen etwas kleineren Freundinnen, liebevoll «Georginas» genannt, in diesen Gewässern.
Nach der Lunchtime mit leckerem Buffet geht es auf die Whitsunday Island, und nachdem wir die wunderschöne Landschaft an den Aussichtspunkten von oben bewundert haben, laufen wir etwas später durch das seichte Gewässer des Whitehaven Beach, einem schneeweissen Pulvertraumstrand, bei dem wir auf Tuchfühlung mit 3 Mantarochen gehen, die keine fünf Meter vor uns im Wasser treiben. Leider ist der Tag viel zu schnell vorbei, doch wir sind mehr als glücklich, dass wir an diesen wunderbaren Ausflug dabei sein durften.
Auch an den restlichen Tagen sind wir nicht ganz untätig. Mit unserem Toyota-Toastbrot machen wir einen Ausflug zu den Cedar Creek Falls. Das soll angeblich ein schöner Wasserfall sein. Angeblich. Es stellt sich schnell heraus, dass es sich dabei lediglich um ein kränkliches Rinnsal handelt, das die Bezeichnung «Wasserfall» nicht verdient hat. Und auch der darunterliegende Tümpel, in dem man angeblich baden kann, überzeugt uns nicht. In die graubraune Drecksbrühe würden mich keine 10 Pferde reinkriegen. Die Sichtweite beträgt keine 2 cm. Ich möchte nicht wissen, was sich da drinnen für Viecher tummeln. Igitt. Wir suchen schnell wieder das Weite.
Nach der Null-Nummer am Cedar Creek fahren wir auf die andere Seite der Halbinsel. Am Coral Beach starten wir eine Wanderung zum Beak Lookout. So enttäuscht wir von den Cedar Creek Falls waren, so begeistert sind wir von der Aussicht, die sich uns hier bietet. Die Sonne knallt zwar erbarmungslos vom strahlend blauen Himmel, und Magdalena erleidet kurz mal fast einen Schwächeanfall, so heiss ist ihr, aber nach einer kurzen Pause im Schatten ist alles wieder gut. Zum Glück haben wir genug Wasser dabei.
Reiselust
Wir haben uns wirklich in Airlie Beach verliebt. Es ist alles sauber, schön und aufgeräumt, Die Wohnungen und Häuser sind alle schick, die Wege und der Boardwalk sind ein Traum. Alle Rasenflächen sind sauber gemäht. Der Ort ist schön und bietet alles, was das Herz begehrt. Nach den ersten 4 Tagen hatten wir unseren Aufenthalt bereits verlängert – und auch am achten Tag können wir uns nicht losreissen. Schlussendlich bleiben wir fast drei Wochen hier, weil es uns einfach so gut gefällt. Wir geniessen unseren Aufenthalt und lassen es uns tatsächlich auch kulinarisch einmal gut gehen. Nachdem wir in den letzten Jahren sehr oft auf Restaurants und auswärtiges Essen verzichtet haben, gönnen wir uns hier aufgrund der wirklich fairen Preise an einem Abend leckere Fish & Chips, und in der Woche darauf das Burger-Special in einem der umliegenden Restaurants. Und nicht zu vergessen eine leckere Sourdough-Pizza, die von zwei Jungs in ihrem mobilen Pizzaofen am Wochenende direkt auf dem Campingplatz zubereitet wird. Etwas unerwartet ist auch die «Lärmkulisse» hier. Nein, ausnahmsweise sind es nicht die Nachbarn, die uns frühmorgends wecken, sondern die zahlreichen Vögel, die sich hier um uns herumbewegen und sich scheinbar den ganzen Tag und die halbe Nacht etwas zu erzählen haben. Wir fühlen uns zeitweise wie im Zoo, und von allen Himmelsrichtungen ertönt Gezwitscher, Gekrächzte und Gepfeife. Und das alles fast mitten in der Stadt. Und neben dem «Lachenden Hans», der natürlich auch mit von der Partie ist und einigen Kakadus und truthahnähnlichen Vögeln identifiziere ich einen «Laser»-Vogel, der klingt wie die Waffen aus Star Wars (Australien Figbird) und einen «Nokia»-Vogel, der klingt wie der Benachrichtigungston des beliebten Handys aus den 2000ern.
Auf dem Platz lernen wir Kathi und Ole kennen – ein deutsches Pärchen, die auch eine längere Reise in Australien vorbereitet haben. Sie sind schon ein paar Monate unterwegs und haben auch noch etwas Zeit, um den Kontinent zu erkunden. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut mit ihnen und verbringen den ein oder anderen gemütlichen Abend miteinander. Während die beiden schon weiterziehen, besuchen wir noch den ein oder anderen Ort in Airlie Beach. Unter anderem eine private Marine mit wunderschön angelegtem Park. Wir staunen nicht schlecht, als am Strand die Stingernetze gespannt sind. Nun wird es langsam wohl Zeit, um weiterzuziehen.
Aber so schwer es uns fällt – wir können nicht für immer hierbleiben. Doch wir sind uns ziemlich sicher, dass wir nun gut vorbereitet in den Rest unseres Australien-Abenteuers starten können. Von nun an wird uns unser Weg nur noch Richtung Süden führen – und unser Stimmungsbarometer hoffentlich weiter gen Norden.
Liebe Grüsse
Reiseroute
07. – 10. Okt. 2024Telegraph Point
AUS10. – 12. Okt. 2024Urunga
AUS12. – 13. Okt. 2024Eagleby
AUS13. – 14. Okt. 2024Childers
AUS14. – 15. Okt. 2024Marlborough
AUS15. – 17. Okt. 2024 Mackay Harbour
AUS17. Okt. – 05. Nov. 2024Airlie Beach
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